Ach man, es passiert immer wieder, es werden bekannte Filmfranchises mit mehr oder weniger schlechten Softwaregurken âbeglĂŒcktâ. Dieser Trend hĂ€lt natĂŒrlich schon seit mehr als 35 Jahren an und geht auch fast immer in die buchstĂ€bliche Hose. NatĂŒrlich gibt es diese Prozedere schon viele Jahre auch anders herum. Denn immer wieder schaffen es tatsĂ€chlich Filmstudios diverse Videospiele zu verfilmen bzw. versuchen Videospiele zu verfilmen, die Durchfallquote ist fast Ă€hnlich hoch. Nehmen wir hier mal den Super Mario Film aus den 1990ern, der hatte mit dem Spielefranchise, bis auf die Namen, nichts gemein. Dazu kamen noch ein völlig wirres Design und eine zusammenhanglose Geschichte. Der Flop war einfach vorprogrammiert. Aber es gibt auch FĂ€lle in denen der Name etwas verspricht, was der Film nicht halten kann, so geschehen im Jahr 2001 mit âFinal Fantasy- The Spirits Withinâ. Die Fans der Rollenspielreihe von Square Enix erwarteten eine filmische Umsetzung der Spiele. Bekommen haben sie allerding etwas völlig eigenstĂ€ndiges und somit war hier der Flopp schon vorherzusehen. Da Square damals den Film zu einem sehr groĂen Teil selbst produzierte, gingen sie daran fast pleite. In den Folgejahren folgten noch weitere durchwachsene Videospielverfilmungen wie âDOOMâ, âAlone in the Darkâ, âAssassin`s Creedâ, âHouse oft the Deadâ, âDead or Aliveâ und viele weitere seltsame Streifen, welche entweder alle nicht wirklich erfolgreich waren oder einfach nur schlecht produziert wurden. Klar gab es auch durchaus Achtungserfolge wie die âResident Evilâ Reihe von Paul W. Anderson (obwohl sie nur extrem lose auf der Vorlage basiert) oder auch der erste âMortal Kombatâ Film von 1995 (auch von Paul W. Anderson), welche an den Kinokassen sehr erfolgreich waren. Allerdings erhoffen sich natĂŒrlich viele Studios einen groĂen Erfolg, wenn sie denn einer Videospielverfilmung grĂŒnes Licht geben. NatĂŒrlich sind auch noch immer weitere Projekt in der Planung oder auch im Dreh. SchlieĂlich soll es mit Tomb Raider weitergehen und auch Nathan Drake soll in âUnchartedâ auch den Sprung ins Kino schaffen.
Doch im Jahr 2020 lĂ€uft mit einiger VerspĂ€tung, seit dem 13. Februar nun âSonic the Hedgehog- Der Filmâ in den LichtspielhĂ€usern. Wieso VerspĂ€tung: ganz einfach, weil nach dem ersten Trailer des Filmes viele Fans Sturm liefen. SchlieĂlich sah der schnelle Igel eher aus wie ein Mix aus Hund, Maus und Mensch. Daraufhin verschob man den Film, dieser sollte ja schon 2019 kommen, auf dieses Jahr und ĂŒberarbeitete das Design des Hauptdarstellers noch einmal grundlegend.
Nun lÀuft der Film in den Kinos und wir haben einen Blick riskiert und keine Angst, die Tickets haben wir selbst bezahlt.
Durch die Ringe gefallen
SONIC lebt ursprĂŒnglich auf einer Welt irgendwie oder irgendwo da drauĂen, ein anderer Planet oder auch eine andere Dimension oder auch beides. Doch seine Welt wird von seltsamen auĂerirdischen Wesen bedroht und so muss der noch sehr junge blaue Igel mit nichts, auĂer einem kleinen SĂ€ckchen Ringen von seiner Welt auf die Erde fliehen. Denn hier ist er vorerst vor seinen Verfolgern sicher und dank der Hilfe der Ringe kann er immer an beliebige Orte fliehen die er sich denkt. So hat er immer eine Art Notfallpaket dabei, um schnell verschwinden zu können.
Unterschlupf findet SONIC in einem kleinen Ort namens âGreen Hillsâ, eine Kleinstadt im Nirgendwo der USA. Hier lebt er nun schon 10 Jahre unbemerkt neben den dort lebenden Menschen. Keiner weiĂ von seiner Existenz, nur ein Einwohner des kleinen StĂ€dtchens hat den als âblauen Teufelâ bezeichneten SONIC je gesehen, allerdings glaubt ihm niemand. Daher verbringt der Igel viel Zeit damit vor allem den Kleinstadt- Sherriff Tom Wachowski zu Ă€rgern. Gerade wenn dieser auf Radarkontrolle ist, zischt SONIC zu gerne an ihm ungesehen vorbei, um sich selbst zu ĂŒbertreffen. Auch nĂ€chtliche Fernsehabende, ohne das Wissen von Tom oder auch âDonut Lordâ (ja, Tom redet mit Donuts) gehören mit zum Leben unseres Videospielhelden.
Er weiĂ sich auch zu beschĂ€ftigen, so spielt er Tischtennis, liest Comics und versucht sich im Baseball, alles allein und genau das macht dem Igel zu schaffen. Das sorgt eines Abends dafĂŒr das er, ohne es zu wissen, durch einen Stromschlag die gesamte Kleinstadt lahmlegt. Daraufhin wird aus dem quirligen Igel plötzlich ein Gejagter, denn die amerikanische Regierung hat es sich zum Ziel gemacht das PhĂ€nomen aufzuklĂ€ren. DafĂŒr wird niemand geringerer als Dr. Ivo Robotnik in das Rennen geschickt. Der völlig durchgeknallte Techniknarr soll die Quelle des Stromschlags ausfindig machen und herausfinden was oder wer das war.
Schon bald nimmt Robotnik, ĂŒbrigens gespielt von Jim Carrey (Ace Ventura), die Spur auf und kommt dem blauen Igel ziemlich nahe. Doch SONIC gelingt es sich Zugang zum Haus von Tom zu verschaffen. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten beschlieĂt dieser dem blauen Wirbelwind zu helfen.
Das hier der Ărger mit Robotnik, seinem Intellekt und den vielen Drohne nicht ausbleibt, sollte auf der Hand liegen. So wird SONIC zum Ziel des verrĂŒckten Professors, der in der Superkraft des Igels eine Chance sieht sein technisches Potential voll auszuschöpfen. Ab hier beginnt eine irrer Roadtrip quer durch die USA in dem zwei Fremde zu Freunden werden und sie zusammen in völlig durchgeknallte Situationen geraten.
Vom Spiel zum Film
SONIC the Hedgehog erblickte damals 1991 auf dem Mega Drive das erste Mal das Licht der Welt und mauserte sich in den Folgejahren zu einer festen Marke fĂŒr den ehemaligen Konsolenhersteller SEGA. Doch als das erst das X32, der Saturn und auch der Dreamcast floppten, wurden auch die Probleme um den blauen Igel immer gröĂer. Der Glanz verschwand, denn SONIC Pinball, SONIC CD und auch einige der vielen 3D Ableger waren einfach oft maximal nur MittelmaĂ. Von einem Film war hier einfach noch keine Rede. Als dann auch noch die Playstation 3 kam und darauf âSONIC the Hedgehogâ veröffentlicht wurde, war wohl der Tiefpunkt erreicht. Das Spiel war der real gewordene Alptraum der Sonic- Fans und ein Bugfest ohne Ende. TatsĂ€chlich war die Marke aber nie tot, denn zahlreiche Zeichentrickabenteuer fanden den Weg auf heimische Bildschirme und waren doch recht kurzweilig.
UrsprĂŒnglich erwarb SONY Pictures im Jahr 2013 die Rechte an der Verfilmung der Videospielreihe, doch 2018 ĂŒbernahm Universal Pictures die Rechte und wollte den Film im Herbst 2019 in die Kinos bringen. Doch der erste Trailer fiel weltweit so negativ auf, dass man sich fĂŒr eine Ăberarbeitung des Charakters entschied und den Film noch einmal verschob. Allerdings geht die Idee eines Films schon bis in das Jahr 1994 zurĂŒck, hier hatte SEGA schon mit MGM versucht ein Konzept fĂŒr einen Film zu entwickelt. Allerdings scheiterte das Projekt auf Grund kĂŒnstlerischer Differenzen. So hatte Paramount nun tatsĂ€chlich die Hand am Ruder.
In der Rolle des Dr. Ivo Robotnik seht ihr Jim Carrey (dessen Tochter ist angeblich wohl bekennender SONIC- Fan), Tom Wachowski wird von James Marsden (Cyclops in X- Men) gespielt und SONIC wird im Original von Ben Schwartz gesprochen. Die Regie ĂŒbernahm Jeff Fowler. Der Film hat ĂŒbrigens eine GesamtlĂ€nge von ca. 100 Minuten. Hierzulande wird der blaue Igel SONIC ĂŒbrigens nicht von Simon JĂ€ger, Tobias MĂŒller (TV-Serien) oder Marc Stachel (Videospielreihe), sondern von Julien Bam gesprochen.
Fazit
Videospielverfilmungen haben immer einen schweren Stand, das liegt vor allem an der QualitĂ€t der Umsetzungen aber natĂŒrlich auch an den hohen Erwartungshaltungen der Fans dieser verfilmten Reihen. Denn oft malt sich der Gamer seinen Wunschkinofilm aus und plötzlich ist es dann keine 1 zu 1 Umsetzung des Stoffes und fĂ€llt auf Grund der Erwartung einfach durch. FĂŒr mich zĂ€hlt zum Beispiel der neue âTomb Raiderâ Film mit der jungen Lara Croft zu einer der besten Videospielverfilmungen der letzten Jahre, weil er eine eigenstĂ€ndige Geschichte hat aber diese mit den Elementen der ersten beiden neuen Spiele aus der Tomb Raider Reihe vermischt. Andere Fans dachten es wĂ€re ein âTittenfeuerwerkâ, wie einst die Umsetzungen mit Angelina Jolie in der Hauptrolle, diese Erwartung sorgte fĂŒr eine krasse Diskrepanz zwischen dem eigentlichen Film und der Wunschvorstellung und somit einem schlechten Einspielergebnis.
Ăhnlich wird es sicherlich auch bei SONIC sein, allerdings streut hier die Zielgruppe auch breiter. Denn SONIC kennen zum einen die âaltenâ Hasen wie ich und auch die junge Generation der unter 14-jĂ€hrigen. Da der Film zudem auch als Familienfilm gut funktioniert, sorgt das unter UmstĂ€nden fĂŒr soliden Einspielergebnisse.
Diese Ergebnisse hĂ€tte der Film tatsĂ€chlich zurecht verdient, denn die Besetzung ist wirklich gelungen und der SONIC weiĂ durchaus zu gefallen. Vor allem aber die Darstellung des Dr. Ivo Robotnik von Jim Carrey ist einfach gelungen. Man hat einfach das GefĂŒhl, er wĂŒrde diese Rolle wirklich leben. Hier weiĂ vor allem die durchgeknallte Gestik eines Carrey zu ĂŒberzeugen und man fĂŒhlt sich tatsĂ€chlich an Ace Ventura erinnert. Das Zusammenspiel von Tom und SONIC in Verbindung mit dem Roadtrip ist auch ziemlich gut inszeniert und man staunt, grinst und lacht schlussendlich dann doch. Einzig die Geschichte ist nicht wirklich originell und eher Nebensache, dafĂŒr sind die Spezialeffekte sehr schön anzusehen. Was mir persönlich auch zugesagt hat ist der Original-Soundtrack, denn viele der StĂŒcke sind aus den Spielen bekannt und wurden fĂŒr den Film nur neu arrangiert. Ja, selbst bei der deutschen Synchronisierung kann ich Entwarnung geben, auch wenn ich es immer noch nicht gut finde Youtuber fĂŒr solche Jobs zu casten, hat es mir tatsĂ€chlich und ĂŒberraschend gut gefallen.
Gebt dem Film also eine Chance, er ist unterhaltsam, nicht originell aber wirklich witzig. Vor allem aber die Szene nach den Credits hat mich durchaus erfreut. Also hingehen, Hirn ausschalten und los geht’s, denn der Film ist nicht weniger unterhaltsam als die TV- Serien zu SONIC the Hedgehog.
- Genre: Comedy/Action
- Entstehungsjahr: 2019
- Typ: Movie
- Regie: Jeff Fowler
- Drehbuch: Pat Casey, Josh Miller
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