Die letzten Glühwürmchen – Hotaru No Haka


Studio Ghibli ist bekannt für seine märchenhaften Anime, die bei all ihrem fanstastischen Wesen und Erzählungen, die auch mal im in unserer normalen Welt spielen, gern eine gewisse Härte haben. Es wird gern gekämpft und auch der Tod ist kein fremder, wie Nausicäa und Mononoke gezeigt haben.

Aber es gibt ein Werk, das sich deutlich von allen anderen abhebt und trotz seines friedfertigen Covers, viele Fans zu Tränen gerührt hat und nicht wenige Fans sagen, das sie ihn nur ein einziges Mal schauen konnten. Ich spreche von Hotaru no Haka, welcher bei uns unter dem Namen Die letzten Glühwürmchen bekannt ist. Die Regie führte hier Isao Takahata, der zudem auch das Drehbuch geschrieben hat. Fans werden seinen Namen kennen, da er einer der Mitbegründer des Studio Ghibli ist.

Eine tragische Geschichte
Erzählt wird die Geschichte der Geschwister Seita und Setsuko, deren Ende sehr tragisch ist und von einem langen Weg des Leidens geprägt wurde. Schon am Anfang verlieren sie ihre Mutter bei einem Bombenangriff und müssen sich nun der Gnade ihrer Tante stellen, die von dem jungen Seita erwartet, das er ein Mann ist, der sieht sich aber in der Rolle des liebenden Bruders und möchte sich um seine viel jüngere Schwester kümmern.
Dies führt zum Bruch mit der Tante, woraufhin die Kinder auf sich selber gestellt sind und fortan an Leben mit ein wenig Spaß und viel Leid führen, welches dann zu ihrem unausweichlichen Ende führt, was der Film schon am Anfang zeigt.
Tatsächlich beginnt dieser Anime wohl mit dem übelsten Spoiler, den man sich vorstellen kann, dennoch versteht es die geschickte Führung der Story, den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Innerhalb des Werkes wird man als Zuschauer immer mehr zum Nachdenken angeregt und am Ende hat man einiges zu verdauen. Extrem Schonungslos wird hier das Thema Krieg und seine folgen gezeigt, was diesen Anime eigentlich zu einem Musterbeispiel für einen Antikriegsfilm macht, der klar zeigt wie sehr es nicht nur die schwachen und alten trifft, sondern das auch Kinder beim Krieg zu opfern werden.
Nach wie vor ist nicht bekannt, warum solch ein Werk die Einstufung FSK 6 erhalten konnte. Dieser Film ist keinesfalls für Kindern unter 12 Jahren geeignet und aus meiner persönlichen Einschätzung wäre die Einstufung FSK 16 aufgrund des harten Themas wohl eher angemessen.

Zwei Geschwister zwischen Trümmern und einem Leben für Kinder
Obwohl die beiden Protagonisten die Geschwister sind, ist dies kein Kinderfilm und es wird hier eine Gradwanderung zwischen dem Willen als Kinder leben zu wollen, und dem erwachsen werden müssen gezeigt, welche beiden nicht gelingt. Gerade Setsuko ist viel zu jung alles zu verstehen und bleibt immer ein Kind, welches Seita dabei aber hindert das zu tun, was nötig ist. Er ist in einem ständigen Widerspruch zwischen Verantwortung seiner gegenüber seiner Schwester und der Verantwortung für ihr überleben zu sorgen. Umso schlechter es ihnen dabei geht, desto mehr leidet seine Psyche und sein Wille zu überleben, was beide zu opfern des Krieges macht.

Alte Bilder, dennoch aktuell
Obwohl die Animationen durch ihr alter etwas in die Jahre gekommen sind, ist das Thema selber aktueller den je, da wir immer noch zu viele Kriege haben. Vielleicht ist es auch an manch einer Stelle gut, das die Bilder in einem älteren und weicheren Stil sind, würden sie doch das ganze Werk noch verstörender machen, wenn sie härter wären oder durch zu viel härte auch ungewollt in eine falsche Richtung schieben. Wer Studio Ghibli mag, wird an ihrem damaligen Stil, vor dem modernen Zeitalter der Computeranimation seine Freude haben.

Die Töne des Weges zum Ende
Wie so oft darf man hier eine wunderbare Untermalung von Musik und Ton erwarten, der Trotz fehlen eines modernen Sounds, die Tragödie manchmal fast zu gut unterstützt und zu noch mehr Taschentüchern führt. Eine gute Mischung zwischen Präsent und Dezent kann hier absolut überzeugen.

Egal ob O-Ton oder deutsche Übersetzung, beide Werke sind hier sehr gut und trotz des schweren Themas, ist es in beiden Versionen den Synchronsprechern gut gelungen die Charaktere mit ihrer Stimme darzustellen. Besonders Setsuko dürfte beide Sprecher selbst zu der einen oder anderen Träne gerührt haben.

Editionen
Es gibt neben der reinen Blu- Ray und DVD Fassung noch eine Collectors Edition, die mittlerweile nur noch Online zu finden ist.

Fazit
Mit Die letzten Glühwürmchen wurde ein Film erschaffen, der manchmal schon fast mehr als nur ein Anime ist und aus meiner Sicht durchaus als Antikriegsfilm durchgehen darf, vielleicht sogar sollte. Er zeigt Schonungslos das Elend, ohne dabei zu einer Blut- oder Splatterorgie zu werden.
Es wird ein klares Bild gezeigt, wie sehr Kinder leiden durch den Krieg und wie es sie zerreißt sich zwischen der Verantwortung des erwachsen Werdens und dem Willen ein Kind zu sein, welches einfach nur Spaß am Leben hat. Dies geht nicht und wer diesen Drahtseilakt nicht schafft, der verliert am Ende alles und jeden.
Thematisch ein sehr aktueller Film, da das Thema Krieg auch in Europa vorhanden ist. Von der Story ist es mit Sicherheit des härteste Anime, der jemals von Studio Ghibli erstellt wurde und ich kenne einige Fans, die ihn sich nur ein einziges Mal ansehen konnten. Keine sagte danach es ist ein schlechtes Werk, aber er hat alle so tief bewegt und gerührt, das sie ihn nicht noch einmal sehen möchten.
Wer einen Anime sucht, der mehr als nur ein Anime ist, der wirklich zum Nachdenken anregt, der ist bei diesem Werk absolut richtig. Vielleicht wäre dies sogar ein guter Film, um Schülern zu zeigen, das Krieg etwas sehr Schlimmes ist.

 

  • Genre: Drama
  • Entstehungsjahr: 1988
  • Typ: Movie
  • Regie: Isao Takahata
  • Charakterdesign: original Design Akiyuki Nosaka

zur DVD/Blu Ray

  • Sprachen: japanisch, deutsch DD 2.0/PCM 2.0
  • Untertitel: –
  • Extras: Interview, Making-of, Gespräch mit dem Filmstab

Die letzten Glühwürmchen

8.2

Gesamtwertung

8.2/10

Pro

  • sehr liebevoll und detailliert
  • Thema heute noch aktuell

Kontra

  • das Alter ist spürbar

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