Briefe mit Gefühl- Violet Evergarden


Der Krieg ist eine schlimme Sache, Soldaten lassen oft ihr Leben für die Ziele eines oder mehrerer Politiker. Dabei spielt in vielen Fällen der Drang nach Macht, Rohstoffen oder auch Technologie eine große Rolle. Aber nicht nur die Soldaten, welche für ihr Land kämpfen, müssen oft ihr kostbares Leben lassen, auch unbeteiligte Personen aus dem zivilen Umfeld fallen dem Krieg oft zum Opfer. Besonders fies wird die Sache dann aber, wenn Kinder als Soldaten herhalten sollen und dadurch nie eine richtige Kindheit hatten, sie werden in diesen Konflikt hineinerzogen und kennen oft nichts anderes als Krieg. Doch was passiert, wenn der Krieg zu Ende ist und man kein echtes Ziel mehr vor Augen hat? Dieser Frage müssen sich viele Veteranen stellen und sind dafür oft in psychologischer Behandlung. Einen ähnlichen Fall behandelt der Anime „Violet Evergarden“, allerdings spielt dieser in einem fiktiven Ort nach einem fiktiven Konflikt.

 

Der Krieg ist Vergangenheit und nun?
Einst als Kriegswerkzeug erzogen und als Kindersoldatin benutzt fristet die noch junge Violet ein gefühlloses und recht einsames Leben. Denn der Krieg in dem sie kämpfte, ist vorbei und ihre Aufgabe ist scheinbar erfüllt. Nach einer Reihe von Schlachten füllt sich ihr Inneres mit Leere, nicht nur weil sie keine Aufgabe mehr zu haben scheint, sondern weil sie auch einen Verlust verkraften muss, welcher mit drei Worten verbunden ist, welche sie nicht versteht- „ich liebe dich“.

Denn Violet wurde vor vielen Jahren als ausgesetztes Kind vom Marineoffizier Dietfried Bougainvillea gefunden. Noch namenlos und der Sprache nicht mächtig, wäre sie ohne ihre kämpferische Art auf dem Schlachtfeld von Soldaten vergewaltigt worden, doch sie tötete viele von ihnen. Für den Marineoffizier ist das junge Mädchen auch nur mehr als eine Sache und so verschenkt er sie weiter an seinen Bruder Gilbert Bougainvillea. Als Geschenk für seine Beförderung zum Major, sie soll zudem als „Werkzeug“ für den Krieg verwendet werden. Doch der Major handelt anders als erwartet, er bildet das junge Mädchen im Schreiben, Lesen und Sprechen aus, gibt ihr den Namen Violet und behandelt sie auch sonst wie einen ganz normalen Menschen.

Zurück im Krieg nimmt sie an den entscheidenden Kampfhandlungen Teil, gerät dabei allerdings selbst in Gefahr, denn bei dem Versuch Gilbert auf dem Schlachtfeld zu retten, verliert sie beide Arme. Da die Verletzungen so schwer sind, werden ihre Arme durch moderne Metallprothesen ersetzt. Während der Zeit im Krankenhaus verschwindet ihr „Ziehvater“ Gilbert Bougainvillea spurlos und gilt als vermisst.

Seit dem Verschwinden ihres Majors hat sich Claudia Hodgins ihr angenommen und besorgt ihr einem Job in einem Postunternehmen.

Gefühle in Briefen
Violet ist nun angestellte der CH Post Company und entdeckt hier das Schreiben für sich und arbeitet deshalb als Neueinsteiger der Auto Memory Dolls. Diese Autonomen Korrespondenz- Assistenten schreiben Briefe und drücken die Gefühle für andere in eben Diesen aus. Denn ein Großteil der Bevölkerung sind Analphabeten und können nicht lesen und nicht schreiben. Obwohl die ehemalige Soldatin wenig Erfahrung mit den Gefühlen anderer Menschen hat, versucht sie so selbst wieder in das Leben zurück zu kehren und ihre eigenen Gefühle zu entdecken. Denn ihr Ziel ist es die letzten Worte, das Liebesgeständnis von Gilbert, zu verstehen.

Nun hat sie aber einen Job und lernt durch ihre Tätigkeit als Schreiber viele Geschichten und Gefühlvolle Briefe kennen. Obgleich sie oft die gefühlvollen Geschichten nicht immer versteht, versucht sie diese doch gewissenhaft zu Papier zu bringen und so ein Stück weiter in ein normales Leben zurück zu finden. Denn leicht hat sie echt nicht, traumatisiert und mit einer Entwicklungsstörung gestraft, muss sie sich in ein normales Leben kämpfen, fernab von Gewalt und Hass.

 

zum Anime
Der Anime von Kyoto Animation aus dem Jahr 2018 und unter der Regie von Taichi Ishidate basiert auf der Light Novel von Kana Akatsuki, dessen Illustrationen von Akiko Takase stammen. Dabei kommt der 13teilige Anime als Nachkriegsdrama daher, dessen Geschichte zwar seicht dahinplätschert aber einen guten Blick auf eine fast tote Seele wirft. Denn Violet kennt nichts anderes als den Krieg und muss nun den Weg zurück in ein normales Leben finden. Als Angestellte der CH Post Company lernt sie den Beruf der Autonomen Korrespondenz- Assistentin (AKORA) und zieht alsbald auch in die Welt hinaus, um ihren Job auch außerhalb der Stadtmauern zu erledigen. Dabei sieht der Zuschauer beeindruckende und Malerische Landschaften und Städte. Gerade die Hafenstadt als zentraler Schauplatz weiß das Auge zu begeistern, denn das Setting ist zu Zeiten der Industrialisierung ausgewählt, viele Häuser erinnern an den Kolonialstil und alles wirkt dadurch idyllisch.

Interessant hierbei, die Hauptprotagonistin ist gerade am Anfang kalt und distanziert und so für den Zuschauer auch nicht greifbar oder gar sympathisch, das ändert sich auch nur langsam über die Episoden, denn schließlich ist Violet ja eine mehr als effektive Kämpferin und das gerät nur schwer in Vergessenheit. Trotzdem wird hier eine interessante Geschichte erzählt und der Zuschauer begleitet den beschwerlichen Weg zurück ins Leben der Ex- Soldatin. Da sieht man dann nicht nur schöne Settings und tolle Charaktere (Charakterdesign von Akiko Takase), sondern es wird alles durch den Soundtrack von Evan Call bestens untermalt. Die immer stimmig gesetzten Stücke untermalen das Setting meist sehr gut und sorgen für eine gute Atmosphäre.

In der japanischen Fassung wurden die Sprecherrollen alle hochkarätig besetzt, so entstand in der Originalfassung eine sehr gute und greifbare Geschichte. Die deutsche Version wartet zwar nicht bis in Detail mit guter Besetzung auf, hat aber auch u. a. mit Sabine Bohlmann, Farina Brock, Karim El Kammouchi und Benedikt Gutjan auch eine sehr starke Besetzung. Wenngleich einige Charaktere sprachlich etwas blasser als in der Vorlage daherkommen, kann die die deutsche Version trotzdem überzeugen. Sicherlich gibt es kleine Patzer, welche zwar ärgerlich sind aber in der Gesamtheit eher entschuldbar sind.

Hierzulande wurde der Anime übrigens erst auf Netflix veröffentlicht und bekam am 10. August 2018 durch Universum Anime das erste Release spendiert. Insgesamt vier Volumes auf DVD und Blu Ray werden euch erwarten. Die erste Auflage wird dabei eine Special Edition sein.

 

Blu Ray vol. 2
Die Erzählungen um tragische Geschichten geht hier natürlich in die zweite Runde. Wie schon in den ersten Episoden, werden die weiteren Folgen wieder mit viel Gefühl und dem Druck auf die Tränendrüse unterstützt. Natürlich darf hier das gut gezeichnete Setting in dem die Handlung spielt, nicht fehlen. Das Zusammenspiel aus all diesen Komponenten wird vor allem den Dramafans unter euch gefallen. Den die Geschichte wird seicht weiter erzählt ohne auch nur an Action groß etwas durchblicken zu lassen. Viel mehr lässt man die Geschichten im Vordergrund, welche als Briefe abgetippt werden.

Die zweite Volume kommt auch wieder in einem schönen Paket daher und beinhaltet ein Booklet, Artcards, Imageboards und ca 94 Minuten an Extras (Kinotour) zum Anime selbst. Diese Spezielle Edition ist auch nur in der ersten Auflage zu haben. Interessant ist diese Veröffentlichung vor allem deswegen, weil das Bild natürlich noch mal knackiger ist als auf Netflix.

Fazit
Violet Evergarden ist tatsächlich ein interessanter aber auch schwermütiger Anime, denn der Hintergrund des Hauptcharakters macht sie Anfangs sehr unsympathisch und später bemitleidenswert. Da kann man über die Episoden nur stillsitzen und den Weg verfolgen den Violet nimmt. Denn durch die oft tragischen und ans Herz gehenden Geschichten, welche sie aufschreibt, findet sie selbst den Weg zurück in ein Leben, fern ab von Krieg und Gewalt. Aber auch einige Rückblicke auf ihre Vergangenheit geben Aufschluss darüber, in welcher Gemütsverfassung sie sein muss. Die Geschichte wird dabei in stets hochwertige und auch destaillierte Animationen verpackt und kann deshalb auch das Auge begeistern. So sieht man nicht nur toll ausgearbeitete Landschaften, sondern auch solch banal erscheinenden Sachen wie angerichtetes Essen auf dem Tisch, da kann man dann schon mal Appetit bekommen. Alles wirkt einfach stimmig und tatsächlich glaubwürdig, trotz der etwas weit entwickelten Prothesen von Violet, sie stellen den Fantasy- Rahmen dar. 12 bzw. 13 Episoden sind dabei schnell rum und trotz eines recht runden und durchaus zufriedenstellenden Endes, will man mehr und genau dieses Schlupfloch wird tatsächlich gelassen. Die Fans wird es freuen, denn 2020 soll es auch einen Kinofilm zur Serie geben, da bleibt zu hoffen, dass es auch eine weitere Staffel gibt, denn der Weg von Violet ist noch nicht zu Ende.

 

wir danken Universum Anime für das Rezensionsexemplar

 

  • Genre: Drama
  • Entstehungsjahr: 2018
  • Typ: Serie
  • Regie: Taichi Ishidate
  • Charakterdesign: Akiko Takase

zur DVD/Blu Ray

  • Sprachen: deutsch/japanisch DD 5.1/DTS- HD 5.1
  • Untertitel: deutsch
  • Extras: Artcards (3 Stück), Booklet (40 Seiten), Imageboards (3 Stück), Japanische Kinotour Teil 1 (OmU), Textless Opening & Ending – Special Edition

Violet Evergarden

9.1

Gesamtwertung

9.1/10

Pro

  • interessante Geschichte
  • optisch beeindruckend
  • glaubwürdiges Setting
  • gute deutsche Synchronisation
  • besseres Bild als auf Netflix

Kontra

  • teilweise Synchronisationsfehler

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