Digimon, ein guter Anime?


Die neunziger Jahre und die Jahrtausendwende, RTL II hat die Recht an vielen Animetiteln erworben und strahlt diese natürlich regelmäßig im Nachmittagsprogramm aus, was für eine Zeit. Doch nicht jeder dieser Animeserien ist auch wirklich ein Garant für gut erzählte Geschichten. Gerade die Neunziger steckten voller Zeichentrick und Animeserien, welche nicht nur teilweise (für die Zeit vor allem) etwas seltsam daherkamen. Für mich zählt hier vor allem Wedding Peach dazu, so viel Schnulz und Liebeskram, man war das ätzend. Heute genießt auch dieser Anime absoluten Kultstatus unter den Fans, obwohl es wie eine dreiste Kopie von Sailor Moon (nur noch schnulziger) daherkam. Denken wir da an diese berühmten Taschenmonster, diese Pokémon, ein Phänomen, was hier an Videospielen und Animeserien in den letzten Jahren entstanden ist, der Wahnsinn. In Japan wurde 1997 die Serie auf Basis der Videospiele gestartet und schwappte tatsächlich in vollem Umfang in die USA und auch Europa. Pokémon war einfach nicht wegzudenken, kein Weg ging daran vorbei. Dieses Prinzip gefiel Toei Animation und man startete eine eigene Franchise, auch wieder auf Basis eines Videogames- Digimon Adventure war geboren. In Japan ging die Serie 1999 an den Start und zog weitere Folgeserien nach sich. Bei uns wurde die Serie von RTL 2 eingekauft und ab 2000 im Animeblock des Senders gezeigt. Was bei Digimon auffiel war die Nähe zu Pokémon, auch wenn die Geschichte eine völlig andere war. Auch hier konzentrierte man sich auf die Weggefährten der Protagonisten und deren Verwandlungs- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten (Digitation). Dabei wurde jeder der Digimon und auch deren Digitation benannt und natürlich in längeren Sequenzen gezeigt. Natürlich in mehr oder weniger ansehnlichen CGI Sequenzen, das war teilweise nicht nur völlig überflüssig, sondern auch oft nicht so schön anzusehen. Aber Moment, wieso klingt das jetzt hier so negativ und wieso bekommt, man den Eindruck eines Pokémon Klons? Ganz einfach, es war und ist ein Franchise, welcher halt in die gleiche Kerbe schlug wie einst der kleinen Taschenmonster von Nintendo. Aber Digimon genießt nun auch unter Animefans tatsächlich Kultstatus, dass soll uns aber über eine unabhängige Sicht des Titels und des HD Upgrades nicht abhalten.

 

Digi… was?!
Die Digiwelt ist eine Parallelwelt, die neben der realen Welt und völlig autark zum Internet existiert. Diese eigene Welt existiert im inneren der Kommunikationsnetzwerke der Erde, wo sie auch entstanden ist. Hier leben auch die Digimon, künstliche Wesen, welche über die Wünsche der Kinder eine reale Form annehmen. Geboren aus einem Digiei in der „Stadt des ewigen Anfangs“ altern die Digimon nicht, sie entwickeln sich bis zu einer bestimmten Stufe, welche sie nicht überschreiten. Allerdings können diese Wesen gewaltsam zu Tode kommen und kehren dann wieder in die Stadt des ewigen Anfangs zurück und das Spiel beginnt von vorn.

Die „Datenwesen“ lass sich auch in unterschiedliche Typen einordnen, „Datei“, „Serum“, „unbekannt“ und „Virus. Dabei ist der Datei Digimon als neutral zu bezeichnen, während das Serum- Digimon von Grund auf durchaus gutartig ist. Anders sieht es da bei dem Virus aus, dieser Digimon gilt als aggressiv und von Grund auf böse.

Digivice, Miami Vice… vice was?!
Hier müssen wir einige Jahre vor der Handlung ansetzen, denn viele Jahre vor der Haupthandlung wurde ein böses Digimon jenseits der Firewall gesichtet, daher wurde das Gefüge der digitalen Welt total verzerrt. Das sorgte dafür, dass die Zeit in der Digiwelt viel schneller verging als in der realen Welt. Denn ein Tag in der digitalen Welt entsprach einem Tag in der realen Welt. Laut einer Legende wurden auf Grund dieser Vorkommnisse und das Auftauchen des Feindes, fünf Menschenkinder in die Digiwelt geholt. Diese besiegten den Feind und brachten alles wieder in das Gleichgewicht, so wurde die Legende der Digiritter geboren. Die Weissagung versprach zu dem, dass eine neue Generation von auserwählten Kindern kommen sollte, wenn sich die Digiwelt wieder in Gefahr befinden würde. Für diesen Zweck wurden extra Digivices erschaffen, die den neuen Helden zu Verfügung stehen sollten, immer in der Hoffnung, dass neue Kinder kommen, um die Welt zu retten. Die Digivices sind dabei die Schnittstelle zwischen Mensch und Digimon, denn mit Hilfe dieser „Uhren“ digitieren ihre Partnerdigimon viel schneller als sonst, können aber die höheren Level nur für eine Bestimmte Zeit halten. Man lenkt sozusagen die digitalen Wesen damit und kann so auch Kämpfe bestreiten.

 

vom Kind zum Retter
Wir schreiben den August im Jahre 1999, Tai Yagami, sein Bruder T.K. Takaishi, Izzy Izumi, Joe Kiso, Mimi Tachikawa und Sora Takenouchi besuchen gemeinsam das Sommercamp. Doch dieser Ausflug soll für die Kids ein ganz besonderer werden, denn aus heiterem Himmel beginnt es zu schneien und jeder der Kinder hat plötzlich einen „Digivice“ in seiner Hand. Noch bevor sie überhaupt begreifen was los ist, werden sie in eine völlig andere Welt transportiert, die Digiwelt. Hier treffen sie auf einer Insel (File- Insel) ihre Partner- Digimon und bekommen sie auch erklärt wie sie die Minicomputer zu benutzen haben. Doch es bleibt kaum Zeit für eine große Willkommensfeier oder weitere Erklärungen, denn sie werden angegriffen. Ein riesiges Käferdigimon, auch „Kuwagamon“, greift an und kann nur Dank der Einleitung, der Digivices und der Weiterentwicklung der Partnerdigimon besiegt werden. Nun müssen die Kids aber einen Weg aus dieser seltsamen Welt finden und schlagen sich den Weg durch die File- Insel. Auf diesem Weg begegnen sie nicht wenigen Digimon, welche durch ein schwarzes Zahnrad kontrolliert werden. Das Böse hat in diese Welt schon eine Kerbe geschlagen und nun geht es nicht mehr nur darum einen Weg zur Menschenwelt zu finden, sondern auch das Böse zu vernichten, um die Digiwelt zu retten und alles wieder in s Gleichgewicht zu bringen. Doch um dieses Ziel zu erreichen müssen sie lernen mit den Digivices umzugehen und sich durch die Gebiete dieser seltsamen Welt durchschlagen. Wird es ihnen gelingen das Gleichgewicht der Kräfte wiederherzustellen? Welche Verluste müssen sie hinnehmen und welche Siege können sie erringen? Das Abenteuer der Digiritter hat gerade erst begonnen…

 

zum Anime
Die Animeserie wurde 1999 von Toei Animation für das japanische Fernsehen produziert. Dabei fußt, wie schon Pokemon, der Franchise auf einer Reihe von diversen Spielen. Regie führte damals Hiroyuki Kakudou, während das Charakterdesign von Akiyoshi Hongo und Katsuyoshi Nakatsuru stammte.

Die 54-teilige Serie war so erfolgreich, dass sie auch in weiteren Ländern ausgestrahlt wurde. Gerade in den USA wurde die Serie allerdings wieder mal geschnitten und einige andere Dinge verändert. So wurden Name angepasst oder eingekürzt, Szenen die unwichtig erschienen oder gar Gewalt enthielten einfach weggeschnitten und viele Hintergrundmusikstücke einfach gestrichen und durch eigene Kompositionen ersetzt.

In der deutschen Veröffentlichung und Ausstrahlung im Jahr 2000 von RTL 2, wurde nicht viel verändert, denn als Master lag die japanische Version vor. Einzig die Namen wurden auf Wunsch des Lizenzgebers etwas angepasst.

Einzig der Introsong und die Backgroundmusik wurde natürlich ins Deutsche übersetzt und von Andy Knote geschrieben. Interpretiert wurde das meiste dann von Frank Schindel.

Nach dem Ende des Animeblocks auf RTL 2 wurde die Serie bei Tele 5 noch einmal ausgestrahlt und dann wurde es ruhig. Erst als KSM im Jahr 2016 die Serie komplett auf DVD veröffentlichte, wurde es wieder spannend, denn im Zuge dieser Veröffentlichung, sollten auch die Tri Filme den Weg nach Deutschland finden.

Nun nach fast zwei Jahren schiebt KSM etwas überraschend, die Blu Ray nach und verspricht ein „deutlich“ besseres Bild (ich möchte hier anmerken, dass sie dabei auf das HD- Master von Toei angewiesen sind).

Wenn aus Matsch, Matsch wird- das HD Upgrade
Bevor ich diese Überschrift weiter ausführe, muss ich einleitend folgendes schreiben: ich habe mir die Mühe gemacht und Digimon als SD Version (Stream, DVD, TV Master) noch mal zu sichten und habe dann die Blu Ray im direkten Vergleich laufen lassen und das Ergebnis, dazu komme ich jetzt.

Wie viele von euch wissen müssten, wurde Digimon damals in SD produziert und vorrangig digital verwirklicht. Das hat natürlich zur Folge, dass man viele der Effekte nicht mehr hat bzw. das Bild nicht noch einmal von einem Rohband abtasten kann. Das hat wiederum zur Folge, dass Ergebnisse extrem schwanken können, gerade wenn man das Bild zwar bereinigt und die Bilderrate dann stimmt (keine Halbbilder mehr) aber das Material nur zoomen bzw. aufblähen kann. Klar kann ein skaliertes Bild recht nette Ergebnisse erzielen, wird aber nie ein wirklich klares und echtes HD-fähiges Bild produzieren.

Doch wie steht es um das „HD Bild“? Das HD Bild ist besser- ja aber leider halt nicht sehr viel besser. Was sofort auffällt, das Bild ist flüssiger und produziert keine Schattenbilder mehr, wie noch in der TV-Ausstrahlung, Stream und der DVD (PAL Format). Doch das Bild macht von der Schärfe her leider keinen guten Eindruck. Doch woran liegt das? Es wird immer gerne behauptet, Toei hätte das Material neu abtasten können aber da gibt es nichts abzutasten. Allerdings muss man auch zugeben das hier auch nichts neu produziert wurde. Das Bild wurde, wirklich recht sauber, ordentlich aufgebläht und erscheint nun etwas klarer als die DVD Version. Schaut man aber genau hin oder hat einen TV ab 55 Zoll, wird der Upscale deutlicher. Die Farben wirken tatsächlich etwas kräftiger, die Animation ist flüssiger aber das Bild bleibt für moderne Blu Ray- Verhältnisse einfach etwas matschig.

 

Funktioniert Digimon noch? – Fazit

Abgesehen von der Blu Ray- Veröffentlichung, stellt sich für mich natürlich die Frage: funktioniert Digimon noch und hat es je wirklich funktioniert? Ja, ich steche hier wohl in ein Wespennest und ja, die Meinungen mögen hier sehr weit auseinander gehen, doch die Frage muss gestellt werden.

Als im Jahre 2000 der Anime auf RTL 2 anlief, war Deutschland im Pokémonfieber (ja Pokémon ist auch eher flache Unterhaltung) und Digimon wollte natürlich von diesem fetten Kuchen etwas haben. Kaum flimmerte die erste Episode über den Bildschirm wurde schnell klar: das Thema ist ein anderes, die Monster können sprechen und alles spielt sich in einer eher digitalen Welt ab, trotzdem schlägt der Anime in die gleiche Kerbe wie Nintendos Poketmonster. Der Erfolg war da und eine Fanbase geboren, was wohl nicht zuletzt an einer cleveren Sendeplanung seitens RTL2 lag. Statt Digimon direkt nach Pokemon zu zeigen, wurde man behutsam darauf vorbereitet, erst Pokemon, dann weitere Animeserien (Spots mit Digimon dazwischen) und dann Digimon. Allerdings muss man einfach sagen, dass die Story oft noch weiter an den Haaren herbeigezogen war, als bei Pokémon. Doch was wohl am meisten auffiel: jedes, wirklich jedes Digimon wurde in einer 3D Animation vorgestellt, auch jede der Digitisierungen wurde in einer Animation festgehalten und dass bei jeder verdammten Episode. Warum ist das so? Ganz einfach, die Monster und Helden sollten auf jeden Fall im Gedächtnis bleiben, schließlich gab es ja neben der Serie noch Merchandise und diverse Softwareableger für viele Plattformen. Diese Macht musste Toei einfach nutzen, denn wenn es ein Erfolg wird, kann man die Kuh natürlich melken bis die keine Milch mehr gibt (ähnlich wie schon bei Pokémon und Yokai Watch).

Um dieses Ziel zu erreichen wurde natürlich eine Geschichte erzählt die zwar flach war aber Themen wie Freundschaft und Zusammenhalt in den Fokus stellte und solche Sachen konsumieren wir einfach zu gern, weil man abschalten und sich berieseln lassen kann.

Macht das Digimon nun zu einem schlechten Anime? Nicht wirklich, es war halt eine Zeit in der solche Serien extrem gut ankamen und man eben noch kein Smartphone hatte und sich andere Dinge zum Konsumieren suchen musste. Man unterhielt sich mich seinen Freunden dann neben Pokémon auch über die neusten Digimon und welche Stufe sie erreichen konnten. Allerdings, rein nüchtern betrachtet, ist Digimon eher platt und eine Serie dieser Zeit wie fast alle TV Formate.

Aber wieso finden wir Digimon dann als Zuschauer gut? Diese Frage lässt sich ähnlich gut beantworten wie bei Retrogames. Wir sind damit aufgewachsen, haben uns wohl dabei gefühlt und fühlen das oft auch noch, wenn wir die Serie heute schauen. Ich für meinen Teil bin sehr nüchtern an die Serie herangetreten und muss einfach sagen: Nett gemacht aber diese Digitationen und dieses ständige Vorstellen der Gegner und Digimon, können schon nervig sein, weil es wie ein schlechter Commercial auf mich wirkt. Allerdings wird man als Animefan und vor allem als Fan der Reihe, diese Mankos runterspielen und es einfach genießen.

Was die Blu Ray angeht: das Bild ist nicht zeitgemäß und es wird auch nur die deutsche Tonspur geboten (wie schon bei der DVD). Ob ihr die Serie noch einmal erwerben solltet, müsst ihr selber wissen, doch im Vergleich zur DVD verändert sich nicht wirklich viel, das Bild ist minimal besser und da hört es schon auf. Wer allerdings noch keine DVD hat, sollte sich eventuell die blaue Disk zulegen, denn hier macht es dann tatsächlich Sinn.

wir danken KSM Anime für das Rezensionsexemplar

 

  • Genre: Fantasy
  • Entstehungsjahr: 1999
  • Typ: Serie
  • Regie: Hiroyuki Kakudou
  • Charakterdesign: Akiyoshi Hongo und Katsuyoshi Nakatsuru

zur DVD/Blu Ray

  • Sprachen: deutsch
  • Untertitel: –
  • Extras: Sammelschuber mit Silberglanzfolie und Hochprägung und ablösbarem FSK-Sticker

Digimon

6.9

Gesamtwertung

6.9/10

Pro

  • gute deutsche Synchronisation
  • kurzweilig
  • leicht bessere Optik durch HD

Kontra

  • platte Geschichte
  • völlig Sinnfrei
  • HD-Upgrade nicht Zeitgemäß

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