Haibane Renmei


Ein Leben, besser gesagt ein Menschenleben ist ein durchaus langes Leben, im Schnitt sind wir 78 Jahre auf der Erde und gehen durch Höhen und Tiefen aber wir leben oft ein durchaus erfülltest Leben. Doch was ist, wenn wir sterben? Diese Frage zielt weniger auf Angehörige oder hinterbliebene Menschen ab, sondern viel mehr auf DICH oder gar DICH selbst. Was passiert mit der Seele eines Menschen, ist sie unwiederbringlich verloren? Gibt es womöglich eine Welt oder gar ein Leben nach unserem Tod? Eine Frage die schwer bzw. gar nicht wirklich zu beantworten ist. Trotz vieler Nahtoderfahrungsberichten ist und bleibt das Leben nach dem Ableben ein Geheimnis. Allerdings gibt es da schon unterschiedliche Theorien eine bekannte ist, z.B. dass unsere Seele in den Himmel steigt und sich einen Weg zu den Sternen sucht, ähnlich wie es schon bei den Ägyptern der Fall war (hier stieg der verstorbene Pharao, besser die Seele, durch einen speziellen Schacht in der Pyramide zum Sonnengott Osiris empor und man sagt jeder Gott des alten Ägypten wurde zu einem neuen Osiris). Eine andere Sichtweise gab es dazu in dem Square JRPG Klassiker „Final Fantasy 7“, hier wurde die Lebensenergie (die Seele) in den Lebensstrom der Erde entlassen und wurde dort zu Materia, diese wiederum gab dem Spieler wichtige magische Fähigkeiten. Es gibt noch viele weitere Beispiele, allerding ist keines dieser Beispiele wissenschaftlich greifbar und nicht beweisbar. Aber vielleicht schafft es ja der vorliegende Anime ein wenig Licht ins das wahrhaftig Dunkle zu bringen. Lassen wir uns überraschen.

Nach Serial Experiments Lain und Niea_7 kam Haibane Renmei aus dem Animationsstudio Radix, natürlich wieder nach einer Idee von Yoshitoshi ABe. Nun aber mal zu unseren engelähnlichen Wesen, den Haibane.

tot, lebendig oder doch tot und ein Leben mit Regeln
Die Haibane sind Friedliche aber recht geheimnisvolle Wesen und leben mit den Menschen zusammen in einer Art Koexistenz. Nur das die Haibane in einem eigenen Ort wohnen. Vieles wird ihnen strengstens untersagt und ihr Leben ist ständig Regeln unterworfen.
Eines Tages träumt ein kleines Mädchen einen seltsamen Traum, sie fällt vom Himmel, begleitet von einem Raben. Wenig später kommt sie in einem seltsamen Behältnis wieder zu sich. Leicht verwirrt schwirren ihr viele Fragen im Kopf herum. Wo ist sie und wer ist sie eigentlich? Was sie nicht weiß, sie liegt in einem Kokon. Um diesen Kokon stehen schon erwartungsvoll einige so genannte Haibane, um den Neuankömmling willkommen zu heißen. Denn die Haibane schlüpfen immer aus einem Kokon, wenn sie geboren werden und haben auch keine Erinnerung an ihr früheres Leben. Das Mädchen muss sich alleine aus dem Kokon befreien und schafft es auch, denn nur selber geschlüpfte Haibane können bzw. haben die Kraft zu überleben.
Als sie geschlüpft ist und sich natürlich an nichts erinnert, findet sie sich umringt von ihren Mitgefährten, in einem Bett wieder. Dort wird sie willkommen geheißen und die andern Haibane stellen sich vor. Die älteste von ihnen, Reki, ist für die neu eingetroffene Mitbürgerin zuständig. So bekommt sie auch einen Namen, wir erinnern uns, sie hatte einem Traum in dem sie fiel, so bekommt sie den Namen nach ihrem Traum. Sie heißt nun Rakka (japanisch für „fallen“), übrigens bekommen alle so ihren Namen. Bald darauf bekommt Rakka ihren Heiligenschein und unter etwas Qualen auch ihre grauen Flügel (Haibane ist übersetzt „Grauflügel“).
In der darauffolgenden Zeit wird sie mit den harten Regeln der Haibane konfrontiert, so dürfen sie den mit einer Mauer umgebenen Ort nicht verlassen. Dazu kommt, dass sie nicht mit Geld bezahlen, sie dürfen nur Sachen besitzen die die Menschen nicht mehr wollen und entsorgen. So wird Rakka in einem Secondhandshop eingekleidet und darf sich im Dorf auch frei bewegen. Sie stellt Fragen, lernt dazu und macht sich mit den Sitten der „Grauengel“ vertraut. Doch mit der Zeit wachsen bei ihr Sehnsüchte nach der Welt da draußen, dem Unbekannten, dem dunkel erscheinenden Etwas hinter den Mauern. Doch sie darf das Dorf nicht verlassen und sogar das Berühren der Mauer ist nicht möglich. Nur die Händler, die Toga, dürfen die Mauern passieren allerding auch mit niemanden darüber reden. Langsam stellt sich Rakka auch die Frage, ob dies hier das absolute Paradies ist, was ihr hier verkauft wird. Wird sie für ihre Fragen eine Antwort bekommen oder kostet sie das ihren Heiligenschein?

zum Anime
Die Idee zu dieser im Jahr 2002 produzierten und 13-teiligen Serie stammt von dem Zeichner Yoshitoshi ABe, besser gesagt aus seinem Dōjinshi „Old Home no Haibane-tachi“ („Die Aschflügel von Old Home“). Allerdings wurde der als Serie angelegte Dōjinshi nicht fortgesetzt, da dieser als Anime umgesetzt werden sollte und ABe wollte sich voll und ganz auf die animierte Version seiner Vision konzentrieren.
Allerdings war Abe nicht für das endgültige Charakterdesign zuständig, so wurde es von Akira Takata für die Serie adaptiert und entsprechend ausgearbeitet. Die Regie übernahm dann Tomokazu Tokoro, während Shinji Katahira die künstlerische Leitung innehatte.
Was bei der Serie besonders auffällt, wenn man alle Episoden geschaut hat, man erfährt nie woher die Haibane kommen, was sie sind und wo sie hingehen. In einem Interview hatte Yoshitoshi ABe damals angemerkt, dass er wollte, das sich die Zuschauer ihre eigenen Gedanken dazu machen und ihre eigenen Theorien dazu entwickeln. Anhand der Namen der Protagonisten gibt es aber eine durchaus plausible aber nie bestätigte Theorie. So sollen die Haibane tatsächlich Kinder sein, die Selbstmord begangen haben sollen oder viel zu früh aus dem Leben gerissen wurden. Da der Name „Rakka“ ja gefallen bedeutet, könnte man auch „in den Tod gestützt“ übersetzen. Allerdings hüllt man sich hier immer noch in Schweigen.
Hierzulande hatte sich das Indi-Label SPV damals die Rechte an dem Titel gesichert und veröffentlichte diesen dann 2006 in einer limitierten Sammlerbox und einer normalen DVD Box. Die Sammlerbox war auf 2000 Stk. limitiert und hatte wirklich viele Extras zu bieten. Beeindruckend war allerdings die Qualität der Box selbst, denn sie bestand aus sehr fester Pappe und hatte ein wunderschönes Design.
Der Anime selbst kam in zwei Tonspuren daher, einmal die japanische Originalfassung und auch die deutsch synchronisierte Version. Die deutsche Fassung konnte sich wirklich hören lassen und gehört mit zu den Glanzstücken von SPV.
Nun hat Nipponart die Lizenz (SPV stieg nach einer Insolvenz aus dem Animegeschäft aus) und hat den Anime noch einmal als DVD und sogar als Blu Ray Box veröffentlicht. Auf beiden Fassungen werden ihr wieder die japanische und auch die schon bekannte deutsche Tonspur finden. Auch das Upgrade auf die HD Fassung kann sich lohnen, denn der Anime hat ja auch einen eigenen Stil, es werden viele Erdtöne verwendet, die Hintergründe sich sehr detailliert und könnten dem Artbook von ABe entsprungen sein. Dieses Stilmittel kam schon auf der DVD sehr gut zu Geltung und erreicht auf der Blu Ray ein neues, schönes Level.

Fazit
Haibane Renmei ist ein geheimnisvoller und auch melancholischer Anime, man fühlt sich beinahe in die Welt der Haibane versetzt und erlebt es förmlich mit. Die freundlichen und auch zuvorkommenden Engelswesen haben auch eine dunkle verborgene Seite, von der sie selbst nichts wissen. Der Anime selbst weißt so auch keine expliziten Actionsequenzen auf oder gar Fanservice in irgendeiner Art, vielmehr will euch der Titel in die Welt der Engelswesen entführen. Ihr begleitet Rakka durch ihren Alltag, fiebert mit bei ihren Bedenken und findet mit ihr auch diese dunkle verborgene Seite der Haibane. Gerade in solchen Momenten schlägt der Anime auch mal dunklere Töne an, gibt euch aber nichts vor, sondern serviert euch vage Andeutungen, welche ihr dann selbst interpretieren könnt und zum Nachdenken anregen.

Ich persönlich besitze ja beide Versionen und kann daher nur raten, kauft die Blu Ray, es lohnt sich. Wer allerdings noch die SPV Fassung hat, sollte nur des Sammelns wegen eventuell zugreifen. Das hat einfach den Grund, dass die damalige limitierte Fassung einen sehr schönen Schuber hatte und qualitativ einfach besser dasteht. Auch beim Inhalt hatte SPV damals nicht gespart, 10 Postkarten, ein sehr ausführliches Booklet und mehr. Bei der Neuveröffentlichung wurde leider an der Packung gespart. Der Pappschuber zum Digipack, welches recht schön gestaltet ist, wurde schlecht verklebt und geht auf und das an der oberen und unteren Kante. Auch die Dicke des Materials ist leider nicht optimal und das Digipack bekommt schnell abgestoßene Ecken, weil der Schube zu weich ist (geht aus der Form). Da trösten leider die schönen Artworks nicht drüber hinweg. Am Anime selbst gibt es allerdings nichts zu meckern, sollte man auf jeden Fall gesehen haben.

by SF

Danke an nipponart für die Bereitstellung eines Testexemplares

Haibane Renmei

ca. 59.99 €
9.2

Gesamtwertung

9.2/10

Pro

  • schön gezeichnet
  • tolle Geschichte

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