Mighty No. 9


Vor fast drei Jahren wurde es für Mega Man Fans ein Traum wahr, denn Keiji Inafune kündigte einen echten geistigen Nachfolger, den von ihm erdachten, Mega Man an. Denn ein echter Mega Man war einfach nicht drin, da ja Capcom die Namenrechte hat und Keiji Inafune 2010 bei seinem ehemaligen Arbeitgeber den Hut nahm. Doch es wurde eine interessante Demo gezeigt, welche doch sehr stark an den Blaubomber erinnerte. Das war natürlich wie ein Traum für die Fans der Reihe, versank doch der ehemalige Vorzeigetitel immer mehr in der Mittelmäßigkeit und endlich gab es scheinbar wieder echtes Futter vom Originalschöpfer selbst.
Im Jahr 2014 ging dann das ambitionierte Spielprojekt bei Kickstarter Live und brach innerhalb von wenigen Tagen das angepeilte Finanzierungsziel von 900.000 Euro. Doch damit nicht genug, bis zum Ende der Kampagne kamen fast ganze 4.000.000 Euro zusammen. So wurde mehr als vier Mal so viel Geld zusammengetragen, als nötig war. Allerdings kam es dann immer wieder zu kleineren Problemen mit der Community und auch dem Spiel selbst. Immer wieder wurde das Game verschoben, ursprünglich für das Jahr 2015 geplant wurde es einige Male verschoben, um es schließlich dann im Juni 2016 zu veröffentlichen. Der Haken: Nur für die PS3, PS4, PC, XBOX, X Box One und Wii U wurde es bisher veröffentlicht. Doch für das Sprengen des Ziels und weil es so genannte Stretch Goals waren, sollte das Spiel für PSVita und 3DS auch erscheinen. Ob und wann sie überhaupt noch erscheinen ist unklar.

Platte Story für einen 2D Plattformer, willkommen in den 90´s
Der große Bruder glänzte zur seiner Hochzeit auch nicht gerade mit einer dicken Story, geschweige denn mit einer dichten Erzählweise. Im Grunde waren da dicke Endbosse am Ende eines Levels und wenn wen das Level schaffen wollte, musste man sich dem Gegner einfach stellen.
Ähnlich verhält es sich bei Mighty No. 9: Auf der Erde leben Androiden mit menschlichen Gefühlen mit den Menschen friedlich zusammen. Doch an jenem Tag kommt es zu einer Katastrophe, viele der Roboter drehen durch und scheinen sich gegen ihre Schöpfer zu stellen und ihr müsst in der Rolle eines der Androiden, hier namentlich „Beck“, gegen diese Verhältnisse vorgehen und die Wurzel allen Übels finden und aufhalten. Dazu steht euch euer Professor und Schöpfer Dr. White zur Seite. Aber gerade die Roboter von Dr. White, sind jene, welche komplett durchdrehen. Ganze acht an der Zahl müssen aufgehalten werden.
Diese Story bietet im Prinzip das Grundgerüst für das Spiel, mehr braucht es auch nicht für einen Plattformer, welcher seine Wurzeln in den 90ern hat.

Alles gut in Mega M… ähm Mighty No. 9
Wie bei dem oben genannten Klassiker lauft ihr nun von links nach rechts durch die Level und feuert auf herannahende Gegner, weicht ihnen aus oder überwindet Hindernisse durch einen Sprung. Das alles kennt man schon von Mega Man und Beck verhält sich ähnlich wie sein großer Bruder. Allerdings gibt es einen kleinen frischen Wind: greift ihr eure Gegner an, werden diese nach einigen Treffern betäubt und mit den Schultertasten, könnt ihr dann mit dem „Dash“ (eine Art schnelle Vorwärtsbewegung) eure Gegner assimilieren. Leider erhaltet ihr dabei nicht die Fähigkeiten eures Gegenübers, sondern habt nur für einige Sekunden eine bessere Schusskraft oder seid für kurze Zeit unverwundbar. Am jedem Ende der acht Level erwartet euch ein themenbezogener Endboss, der euch mehr oder weniger das Leben schwermachen kann. Denn besiegt ihr einen Endboss in einem der auch themenbezogenen Level (Feuer, Wasser, Eis usw.) erhaltet ihr eine Ultimative Waffe, welche dem richtigen und passenden Endgegner das Leben schwermacht. Leider wird euch aber diese Wahl doch sehr einfach gemacht, denn beendet ihr ein Level schlägt euch das System ein weiteres vor, genau dieses ist dann mit der erworbenen Waffe auch zu meistern. Hier der Haken: wenn ihr das Ende einfach haben wollt, folgt ihr diesem Pfad und setzte die Superwaffe ein, da geht eurem Endboss sehr schnell die Luft aus und man verlässt das Level irgendwie unbefriedigt. Man kann allerdings einfach eine andere Welt wählen und sich ganz an die 90er begeben und den Endkampf immer wieder neu machen, bis man den Gegner endlich besiegt hat.
Hier fühl man dann auch wieder die Frustration und die Herausforderung, welche man schon aus Mega Man kannte.
Spielerisch verneigt man sich also immer wieder vor den Klassikern und präsentiert das Ganze dann in mehr oder weniger durchdachten Leveln.

Die Pizza kommt!
Optisch gibt natürlich viel Ähnlichkeit mit dem Klassiker, denn Beck ist natürlich auch blau und auch Dr. White besitzt ein wenig Ähnlichkeit zu dem Prof aus Mega Man. Beides präsentiert sich durchaus ordentlich. Leider hört es da schon auf, denn während die Charaktere durchaus schick anzusehen sind, gibt es viele Abschnitte im Spiel, die einfach karg und lieblos präsentiert werden. Aber für die meisten Lacher sorgten schon bei der damaligen Präsentation die Explosionen. Der rot/gelbe Feuerball sieht tatsächlich plötzlich wie eine zerfetzte Pizza aus und auch das Wasser in dem ihr in einem Level unterwegs seid, ist etwas seltsam. Denn das Wasser sieht irgendwie eher aus wie Nebel aber man bewegt sich wie im Wasser, allerdings ist die Übersicht nicht so gut.

Fahrstuhl ahoi
Geile Midi- Beats und cooler Soundtrack der 8 zw. 16 Bit Ära, leider findet man davon nur selten etwas in Mighty No. 9, viel mehr plätschert die Musik nur in einem guten Fahrstuhlstil dahin. Auch die Dialoge sind genretypisch eher platt aber das sich Lippen gar nicht bewegen, habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Zudem wird das Geschehen sicherlich gut vorangetrieben aber Bindeglieder sind hier leider nur off gesprochene Bilder, hier hat man leider wenig Zeit investiert, eine Videosequenz im Stil des Spiels hätte sicherlich gutgetan. Nur für die Hintergrundmusik gibt es ein wenig Hoffnung, schaltet man hier auf die piepsige Version im Retrostil, klingt sie tatsächlich etwas stimmiger.

Was gibt es noch?
Wenn ihr alle Hindernisse überwunden habt gibt es noch einen Kooperativen Mehrspielerpart, eine Online- Rangliste und ein DLC Inhalt der euch erwartet (in der Ray Edition enthalten).

Fazit
Mighty No. 9 fängt den Charme der 90er Jahre Games durchaus gut ein und weiß den Mega Man Hardcore- Fan sicherlich zu begeistern aber (ja es gibt ein aber) das Spiel erinnert zu sehr an Mega Man, nur das man halt einen anderen Namen auf die Verpackung geklatscht hat. Die Spielmechanik funktioniert durchaus gut, die Level sind clever designed aber es fehlt einfach an ein wenig Innovation. Das Spiel hätte genauso auch schon vor 10 Jahren auf den Markt kommen können, dann wäre es sicherlich noch eine Schippe besser. Doch leider ist es im Jahr 2016 auf den Markt gekommen, Keiji Inafune scheint zu sehr an seiner Erstschöpfung zu hängen und auch technisch läuft es nicht immer rund. Klar die Bildwiederholungsrate bricht etwas ein aber was viel Schlimmer ist: die Ladezeiten sind selbst auf der PS4 recht lang. Die Musik ist eintönig und die Gegner oft einfach zu leicht. Die einzige Innovation ist tatsächlich der Dash, mit dem ihr Gegner assimiliert, Hindernisse überwindet und auch sonst einiges machen könnt. Leider ist dieser aber auch unkontrollierbar, da stirbt man mal ganz schnell an einem Sturz. Für den Hardcore Fan dem sein Retrogame mehr als heilig ist, es anbetet und auf neuen Stoff hofft, genau für den ist Mighty No 9. Wer aber gerne Retro zockt aber auch eine Verbindung mit neuen Spielmechaniken sucht, der wird hier wohl etwas enttäuscht. Trotzdem kann man aber sicherlich seine Freude damit haben aber der große Wurf ist dem Mega Man Vater hier leider nicht gelungen- leider nur Mittelmaß.

 

wir danken Koch Media für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares

 

  • Genre: Jump’n’run
  • Entstehungsjahr: 2016
  • Plattform: PS4/Xbox One/Wii U
  • Hersteller: Comcept
  • Publisher: Deep Silver

zum Spiel

  • Sprachen: englisch
  • Untertitel: deutsch
  • Spieler: 1

Mighty No. 9

6.8

Gesamtwertung

6.8/10

Pro

  • netter Retrocharme...

Kontra

  • lange Ladezeiten
  • viele Bildrateneinbrüche
  • ...nichts Innovatives

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