Royal Space Force- das All ruft



Erzählungen aus anderen Zeiten und fiktiven Welten sind immer ein schönes Stilmittel, falls eine Zukunftsvision einige Jahre später schon überholt ist, weil die Errungenschaften in der Erzählung eben keine Science-Fiction mehr sind. Denn nicht selten kommt es vor, dass Serien oder Filme aus den 80ern oder 90er Jahren mit vermeintlichen Science-Fiction Inhalt, heute noch unglaubwürdiger sind, weil die Technik einfach weiter ist. Aber auch, um eine Geschichte aus vergangenen Zeiten zu erzählen eigenen sich fiktive Welten sehr gut. Denn so kann man vergangene Erlebnisse um weitere Ereignisse anreichern, weiter ausschmücken und ähnliche Ereignisse mit neuen Perspektiven erzählen und trotzdem eine frische Geschichte erschaffen. Ähnliches machte Toshio Okada mit dem kleinen Daicon Films Studios Anfang der 1980er Jahre, denn da begann er mit den Planungen eines Animetitels den man heute mit einem Kult- Animationsstudio in Verbindung setzt. Wer die Geschichte des Studios kennt, müsste eigentlich auf das Studio GAINAX kommen.

Die Sterne rufen
Der junge Shirotsugh Lhadatt hat große Ziele, denn er will eine Pilotenausbildung machen, diese Ausbildung bleibt dem jungen Mann aber verwehrt, weil seine Noten einfach nicht ausreichen. Damit er aber überhaupt etwas in der Richtung machen kann, versucht er sich bei der vor ca. 20 Jahren gegründeten „Royal Space Force“. Dieses Raumfahrtprogramm wurde vom Königreich Honneamise als Prestigeprojekt ins Leben gerufen, allerdings ist die Technik zu dieser Zeit einfach noch nicht soweit, als dass man Menschen ins All schießen kann. Alle Versuche überhaupt annähernd einen Mann ins Weltall zu bekommen, schlagen fehlt und werden auch mit einigen Toten angehenden Astronauten bezahlt. Daher genießt die Royal Space Force auch nicht den besten Ruf innerhalb des Volkes und bekommt auch nicht so viele Gelder vom Königreich. Allerdings liegt das auch daran, dass das Königreich Honneamise und die benachbarte Republik ein angespanntes Verhältnis zueinander pflegen. Das zu dem die Gelder für das Raumfahrtprogramm eventuell aus zwielichtigen Geschäften der Königsfamilie stammen, ist den beteiligten auch nicht wirklich bewusst.

Genau hier will Shirotsugh Lhadatt ein Pilot sein, er schafft es sogar in die verhöhnte Royal Space Force und darf hier seine Ausbildung machen. Selbst an der Entwicklung neuer Raumfahrtzeuge nimmt er teil, schließlich soll er sie ja fliegen. Im Vordergrund steht natürlich sein Raumfahrttraining und dieses Training absolviert er sogar so gut, dass auch bald die Presse des Königreiches auf ihn aufmerksam wird und somit sich auch das Ansehen der Royal Space Force verbessert, ja sogar als neuer Held wird er verehrt.

 

Großer Druck, dünner Frieden
Nach all der Berichterstattung durch die Presse steht nicht nur das Programm im Fokus, sondern auch Shirotsugh unter ständiger Beobachtung und Druck. Doch langsam merkt er, dass ihm das alles zu viel zu werden scheint und ringt mit sich selbst und seiner Entscheidung.

Währenddessen scheint sich die Lage zwischen dem Königreich und der Republik weiter zu verschärfen und gerade das Königreich Honneamise drängt auf eine militärische Offensive, was wiederrum auch weiteren Druck auf das Raumfahrtprojekt ausübt. Wieso? Weil genau das nun in der Form auf der Kippe steht. Allerdings wollen sich die beteiligten nicht in die Suppe spucken lassen und verfolgen ihren eigenen Plan. Der Plan ist riskant, das Königreich nicht begeistert, die Menschen hin und hergerissen und der Pilot zweifelt an sich selbst. Kann der Flug unter diesen Bedingungen überhaupt stattfinden? Denn es sind nur wenige Hindernisse auf einer langen Liste von Hindernissen…

zum Anime
Der Anime entstammt einer Planung aus dem Jahr 1983 durch Toshio Okada als Teil des Studios Daicon Films, diese hatten vorher nur fünf minütige Eröffnungsfilme der Conventions DaiCon III und IV aus dem Jahr 1981 und 1983. Die Gruppe des Studios bestand vorwiegend aus Kunststudenten, welche davor niemals einen Animationsfilm produzierten. Schlussendlich kam es aber erst 1985, nach vielen weiteren Filmprojekten zu weiteren Planungen an „Wings of Honneamise“, die sah vor den Film als Original Video Animation zu produzieren allerdings fand man einen großen Geldgeber. Bandai, damals ein reiner Spielzeug- und Merchandise-Hersteller, wollte unbedingt ganz groß ins Animebuisness einsteigen und investierte großzügig in das Filmprojekt. Bei Bandai erklärte man sich sogar bereit den Film als Kinofilm zu finanzieren, so wuchs das Projekt zum Ende auf ca. 8 Milliarden Yen an und war zu der Zeit die teuerste Animeproduktion überhaupt.

Im Zuge der Vorproduktion zum Film, zog ein Teil von Daicon Films nach Tokio und firmierte dort dann zum Studio GAINAX. Am Film selbst arbeiten Hiroyuki Yamaga, welcher die Regie übernahm während Yoshiyuki Sadamoto das Charakterdesign entwarf. Man setzte bei der Animation damals auf Limited Animation und wandte die Cel- Animation an. So wurden bewegte mit starren Bildern verbunden. Das gute dabei, die Hintergründe wurden unglaublich detailliert ausgearbeitet. An dem Film arbeiteten bis zu 3000 Zeichner und ein Teil des Teams ist sogar als Recherche, für die Darstellung von Raumtechnik, zum Cape Kennedy und ins National Air and Space Museum gereist.

Der Film lief im Jahr 1987 in den japanischen Kinos an, und lief tatsächlich auch für die geplante Laufzeit auch aber die Produktionskosten konnte der Film nicht reinholen. Trotzdem reichte es, um dem Studio eine gewisse Relevanz zu geben, so dass es weiter existieren konnte. Man begann sogar mit den Planungen für einen zweiten Film mit neuen Protagonisten und einem Zeitsprung von 50 Jahren. Beim zweiten Teil sollte Hideaki Anno Regie führen, das Charakterdesign entwarf Yoshiyuki Sadamoto und das Mechadesign wurde von Masamune Shirow und Kazutaka Miyatake angefertigt. Allerdings wurde nach der Planung von fast vier Akten des Films, die Planungen und die Produktion auf unbestimmte Zeit Eis gelegt, es konnten einfach keinen Sponsorengefunden werden und dem Studio ging es finanziell immer schlechter. Das war im Jahr 1993 und bis heute gibt es keine weiteren Bestrebungen das Projekt wieder anzufangen. Zur selben Zeit begann übrigens die Produktion von „Neon Genesis Evangelion“.

Hierzulande wurde 1996 von PolyGram auf VHS in deutscher Sprachfassung veröffentlicht, eine DVD wurde damals nicht mehr veröffentlicht. Erst jetzt, im Jahr 2020, veröffentlicht der Publisher Nipponart eine Blu Ray- und eine DVD- Fassung.

Fazit
Wings of Honneamise ist ein ruhiger aber reinrassiger Science-Fiction Streifen, der eine Geschichte einer Weltraumeroberung in politisch schweren Zeiten erzählt. Viele der Punkte erinnern tatsächlich an den Wettstreit aus den 1960er Jahren (in Zeiten des kalten Krieges) zwischen den USA und der Sowjetunion. Denn auch hier ging es ja um den ersten Mann im All, diesen Wettstreit gewann 1961 die Sowjetunion und sie schickten mit Juri Gagarin in der Wostok 1 den ersten Menschen ins Weltall. Allerdings schildert der Film die Geschichte aus der Sicht eines Außenstehenden, auch wenn man die Geschichte auf einen alternativen Planeten verlagerte. Die Parallelen sind nicht von der Hand zu weisen und das macht auch nichts. Zu dem sieht man am Beispiel vom Protagonisten Shirotsugh Lhadatt unter welchen Druck die Astronauten damals gestanden haben müssen und mit welchen persönlichen Problemen sie zu kämpfen hatten. Dabei will der Film gar nicht reißerisch sein, sondern wirklich eine Geschichte erzählen auf die man sich einlassen muss und aus der geschichtlichen Sicht, ist der Film auch heute noch ein wirklich interessanter Titel. Vor allem aber die optische Präsentation kann sich, dank der detaillierten Hintergründe und des guten Charakterdesigns, auch heute noch sehen lassen. Vor allem die HD- Version auf Blu Ray profitiert davon und sieht wirklich gut aus. Leider hat man dem Anime keine neue deutsche Vertonung spendiert, versteht mich nicht falsch, die alte Version klingt gut aber sie liegt halt nur in Stereo- Ton vor und das ist sehr schade. Ich hätte mir hier gerne eine gute und moderne Sprachfassung gewünscht, weil ja die japanische Version im 5.1 Format vorliegt.

 

wir danken Nipponart für das Rezensionsexemplar

  • Genre: Science Fiction
  • Entstehungsjahr: 1986/1987
  • Typ: Film
  • Regie: Hiroyuki Yamaga
  • Charakterdesign: Yoshiyuki Sadamoto

zur DVD/Blu Ray

  • Sprachen: deutsch DD 2.0, japanisch DD 5.1/ deutsch PCM Master 2.0, japanisch DTS HD Master 5.1
  • Untertitel: deutsch
  • Extras: Sticker

Royal Space Force: Wings of Honneamise

8.3

Gesamtwertung

8.3/10

Pro

  • sehr detaillierte Hintergründe
  • klassischer SciFi
  • gute deutsche Synchronisation
  • geschichtlicher Hintergrund

Kontra

  • wenig Action

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