Serial Experiments Lain


In Zeiten der immer weiter verbreiteten Vernetzung und der immer voranschreitenden Hochtechnologie bleibt meist eines auf der Strecke, der Soziale Kontakt. Denn wĂ€hrend man immer tiefer in das Netz eintauchen kann und dort auch virtuelle Kontakte pflegen kann, leidet an anderer Stelle bei vielen der persönliche Kontakt und Freundschaften beschrĂ€nken sich immer mehr auf einen „Daumen hoch“ auf Facebook und anderen sozialen Netzwerken. Das birgt vor allem fĂŒr Personen gewisse gefahren, die schon vor den sozialen Netzwerken Probleme mit ihrem sozialen Umfeld hatten, sei es, weil sie einfach kaum Kontakte pflegen oder Probleme haben Kontakte zu knĂŒpfen. Diese Personen schlĂŒpfen nun noch weiter in eine Welt voller virtueller Bekanntschaften und entfernen sich so noch weiter von einem gesunden menschlichen und sozialen Umfeld, oft sind Depressionen die Folge, wenn nicht sogar mehr. Das sind natĂŒrlich alles nur Theorien, allerdings werden diese eben in „Serial Experiments Lain“ RealitĂ€t.

„
tauche ein ins Wired
“
Das 13. JĂ€hrige MĂ€dchen, Lain Iwakura, ist eher ein recht stilles MĂ€dchen und ein Ruhepunkt der Gesellschaft. Sie lebt in einer Welt wo Computer und Menschen fast eins werden können. Das so genannte „Wired“ hat die meisten Menschen in ihren Bann gezogen. So leben sie zwar in der RealitĂ€t aber auch im Netz- dem Wired. Lain interessiert sich eher wenig dafĂŒr. Sie hat zwar einen, so genannten, „Navi“- Computer, diesen benutzt sie aber eher nicht. Ihr Vater hingegen ist ein computerbesessener Technikfan, wĂ€hrend ihrer Mutter eher kĂŒhl und distanziert daherkommt. Ihre Ă€ltere Schwester Mika Iwakura ist ein eher ausdrucksloses Wesen und nimmt am Familiengeschehen, sofern ĂŒberhaupt noch eins vorhanden ist, eher weniger Anteil.
<Blende>
Nachts in einer Seitenstraße, ein MĂ€dchen klettert auf das Dach eines Hauses. Oben angekommen, grinst sie und schaut eher stumm drein. Sie schaut sich um, dann lĂ€sst sie sich fallen und stĂŒrzt ungebremst in Richtung Erdboden. Sie reißt beim Fall einige Reklametafeln mit sich und prallt schließlich auf dem Boden auf und die mitgerissene Werbetafel stĂŒrzt auf sie hinab und zerquetscht sie. Sie ist sofort tot. Tags darauf geht Lain in die Schule und muss erfahren das, Chisa Yomada, aus einer der Nebenklassen Selbstmord begangen hat. Außerdem haben viele SchĂŒlerinnen eine E- Mail, der Toten bekommen. Aber wie kann eine Tote E- Mail schreiben?

Lain wundert das, genau wie die anderen SchĂŒlerinnen. Dann fĂ€ngt sie an Nachforschungen an zu stellen, wieso weiß sie eigentlich auch nicht. Aber irgendwie hat das ihr Interesse geweckt. Als sie nach der Schule zu Hause an kommt, setzt sie sich an ihren kleinen „Navi“ um zu prĂŒfen ob sie auch solch eine Mail bekommen hat. Mit leichter Verwunderung stellt sie fest, dass sie auch eine Mail erhalten hat. Der Inhalt ist auch recht seltsam, Chisa erklĂ€rt in dieser Mail warum sie Selbstmord beging, und dass sie nicht tot sei. Sie sei nur in die „Wired“ geflĂŒchtet, da es wohl dort schöner sei und man etwas ist, eine Persönlichkeit hat und so sein Leben weiterfĂŒhren kann.
Lain versteht das irgendwie nicht so ganz und fragt kurze Zeit spÀter ihren Vater um Rat. Dieser erklÀrt ihr, dass die reale Welt und die virtuelle Welt, also das Wired durchaus eine Verbindung miteinander haben. Er erwÀhnt auch, dass man in beiden Welten ein Leben haben kann.
Nun erwacht auch Lains Interesse an Computer und dem Wired und versucht mit ihrem alten Navi etwas Einblick zu erlangen. Doch nach einiger Zeit passieren plötzlich merkwĂŒrdige Dinge, Lain sieht in der realen Umgebung Zeichen und Schriften die ihr RĂ€tsel aufgeben aber nur sie sieht die Zeichen. Irgendetwas verlangt nach ihr: sie soll ins Wired kommen. Damit kann sie aber auch nicht allzu viel anfangen. SpĂ€ter schenkt ihr Vater ihr den neusten Navi der auf dem Markt erhĂ€ltlich ist. So kann sie nun das Wired ohne Probleme und Verbindungsschwierigkeiten durchstöbern. Doch leider bekommt Lain keine Mail mehr.
Auch fĂŒhlt sich sie sich beobachtet, denn es lauern ihr auf einmal MĂ€nner in schwarzen AnzĂŒgen auf. Zu allem Überfluss, soll sie nun auch noch mit einigen ihrer Klassenkameradinnen in einen Club. Erst lehnt sie ab, kann aber dann doch nicht nein sagen und lĂ€sst sich ĂŒberreden dort hin zu kommen. Dort angekommen und einige Zeit spĂ€ter kommt es zu einem recht ĂŒblen Zwischenfall. Ein seltsam aufgedrehter Typ schießt in eine Menschenmenge, in welcher auch Lain ist. Nur sie selbst, obwohl er auf sie Zielt, bleibt von dem Anschlag verschont. Er scheint sie zu erkennen, dann aber erschießt er sich selbst.
Was hat das zu bedeuten? Hat Lain eine DoppelgÀngerin? Ihre Freundinnen hatten schon mal an gemerkt sie in diesem Club vielleicht gesehen zu haben. Lain ist verwirrt. Was wird sie tun? Du wirst es erfahren, wenn du es anschaust.

zum Anime
Der 13teilige Anime wurde 1998 vom Studio „Triangle Staff“ unter der Regie von RyĆ«tarƍ Nakamura produziert. Die erste Episode wurde von Regisseur Nakamura und dem zeichnerischen Leiter Takahiro Kishida umgesetzt. In dieser einen Episode gibt es Bilder, an denen Kishida weit ĂŒber einen Monat persönlich gezeichnet hat. Eine zehn sekĂŒndige Szene zeigt Lains Zimmer ein einer außergewöhnlichen DetailfĂŒlle. Dabei entstammt die Idee fĂŒr diese Geschichte von Yoshitoshi Abe und verwendet auch dessen avantgardistischen ErzĂ€hl- und Zeichenstil. Dabei gestaltet sich die Story als sehr verwirrend und viel ErzĂ€hlstrĂ€nge werden gar nicht bis zu Ende erzĂ€hlt. Der Zuschauer ist vielmehr dazu angehalten, hinter die Fassade zu blicken, die tiefen AbgrĂŒnde zu entdecken und die Lösung selbst zu finden. Auch der Einblick in den Alltag der japanischen Jugend wird sehr gut beleuchtet, denn die junge Generation der Japaner ist selten daheim, vielmehr verbringt man lieber die Zeit in Clubs zum Spielen. Bei den MĂ€dchen ist das Fernbleiben meist auch modisch bedingt, denn man tauscht sich mit gleichgesinnten ĂŒber Modetrends aus und geht zusammen shoppen.
Der bekannte Vorspann „Duvet“ wurde von der britischen Alternative- Rock- Band bîa produziert.
Bei uns wurde der Anime dann im Jahr 2004 erstmal bei SPVision in vier Volumes auf DVD in deutscher Sprachfassung veröffentlicht. Fast 13 Jahre spĂ€ter veröffentlicht Nipponart nun die Serie noch einmal auf 2 Blu Rays in einer Komplettbox neu. NatĂŒrlich mit der schon bekannten deutschen Sprachfassung. Das Bildformat ist immer noch in 4:3 und auch sonst hat sich wenig getan, nur das Bild ist nun schĂ€rfer. Da auf den DVDs schon keine Extra vorhanden waren, ist es erfrischend zu sehen, dass zumindest ein A4 Poster und ein Sticker in der Box vorhanden ist.

Fazit
Serial Experiments Lain war und ist ein völlig anderer Anime, eine Serie die scheinbar keinen roten Faden erkennen lĂ€sst und beim ersten Anschauen, den Zuschauer ziemlich nachdenklich zurĂŒcklĂ€sst. Aber genau das will der Titel erreichen, denn er will mehrfach gesehen werden und er will dem Zuschauer nicht alles vorkauen. Ihr als Konsument sollt hinter die Fassade blicken, euch eine eigene Meinung bilden und selbst ein wenig kombinieren. Daher ist die Serie auch nichts fĂŒr unterhaltsame Abende, denn der Titel regt zum Nachdenken an und will besprochen werden. Lasst euch drauf ein, denn selbst die deutsche Fassung ist durchaus hörbar und vermittelt eine glaubwĂŒrdige Geschichte. Aber Vorsicht, keine der angefangene Geschichten wird aufgelöst, vielmehr mĂŒsst ihr sie lösen und euch Gedanken machen.

 

wir danken nipponart fĂŒr das Rezensionsexemplar

 

  • Genre: Drama/Cyberpunk
  • Entstehungsjahr: 1998
  • Typ: Serie
  • Regie: RyĆ«tarƍ Nakamura
  • Charakterdesign: Takahiro Kishida

zur DVD/Blu Ray

  • Sprachen: japanisch DD 2.0, deutsch DD 5.1/japanisch PCM 2.0, deutsch DTS HD MA 5.1
  • Untertitel: deutsch
  • Extras: Sticker und Poster

Serial Experiments Lain

8.3

Gesamtwertung

8.3/10

Pro

  • gute deutsche Synchronisation
  • coole Inszenierung
  • interessante Geschichte

Kontra

  • einige LĂ€ngen

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