In this Corner of the World


Dramen schaue und rezensiere ich tatsächlich seltener, aus einem einfacher Grund heraus: ich will unterhalten werden. Trotzdem habe ich vor vielen Jahren auch „Die letzten Glühwürmchen“ und „Jin- Roh“ gesehen und rezensiert. Beides sind natürlich absolute Klassiker und sollten auf keinen Fall in eurem Regal fehlen. Aber gerade „Hotaru no Haka“ (Die letzten Leuchtkäfer/Die letzten Glühwürmchen) geht dermaßen unter die Haut, dass man einerseits erstaunt ist, wie gut Drama in Anime funktioniert und anderseits auch Zeit benötigt den Titel auch zu verdauen. Gerade auch, weil es um die Schrecken des zweiten Weltkrieges geht und hier völlig frei darüber gesprochen und auch visuell gezeigt wird, wie die Menschen darin sterben. Denn oft ist es nicht nur die Waffengewalt, sondern gerade der Hungertod, welchen die Einwohner erliegen. Nun geht der Regisseur Sunao Katabuchi einen ähnlichen Weg und zeigt uns die Folgen eines Weltkrieges anhand einer Person, wobei es hier eher um das Leben in dieser schrecklichen Umgebung geht.

Der Krieg vor der Tür
Wir schreiben das Jahr 1944, der zweite Weltkrieg ist in vollem Gange und bis heute wuchs Suzu als ein völlig verträumtes Mädchen mit einer Menge Fantasie und dem Talent für das Zeichnen und Geschichten erzählen, in dem Küstenörtchen Eba auf. Mit ihren Geschwistern wuchs sie in einer Seetangbauernfamilie auf und ist auch sonst ein braves und folgsames Mädchen. Genau so brav willigt sie auch einer in eine arrangierte Ehe ein und zieht mit ihrem Mann an den Rand der Marinestadt Kure, um sich dort ein neues Leben aufzubauen. Doch es ist für sie ein völlig fremder Ort und sie hat Probleme sich an die Umgebung und ihre neue, fremde Verwandtschaft zu gewöhnen. Doch Suzu legt sich ins Zeug, um ihren Platz dort zu finden, wenn gleich der krieg da draußen tobt und die Schrecken den Kriegen immer näherkommen und sie auch einholen könnten.

Da sie versucht ihren Mittelpunkt zu finden geht sie in ihrem neuen Leben auch kreativ zu werke. Diese Kreativität schlägt sich einerseits in ihren Bildern, ihren Tagträumereien und Geschichten wieder. Genau so kreativ geht sie aber auch beim Kochen an die Arbeit, denn Lebensmittel werden immer knapper und sind rationiert, daher behilft sie sich mit alten, exotischen Rezepten und verarbeitet verschiedenste Wildkräuter. Denn schließlich geht es ja in Kriegszeiten um das Überleben, doch Suzu bewahrt sich tatsächlich auch eine gewisse Leichtigkeit. Diese zeigt sich auch in der Stadt, wenn sie sich verläuft, zeichnet sie einfach auf den Boden, damit sie sich nicht verläuft bzw. wenn sie sich mal verlaufen hat. Denn diese Gedanklichen Stützen helfen ihr sich zurecht zu finden.
Das klingt jetzt auch alles sehr verträumt und nett aber zwei Tatsachen erinnern immer wieder daran, dass der Krieg immer noch da ist. Zum einen ist die Stadt Kure in der Bucht von Hiroshima und zum anderen wird man immer wieder daran erinnert, dass der Tag, also der 6. August 1945- der Tag des Atombombenabwurfs über Hiroshima- immer näher rückt.

interessanter Stil, gefährlich leichtfüßig
Mehr möchte ich an dieser Stelle auch garn ich erzählen nur so viel, da im Film vor allem Suzu begleitet wird hat man die künstlerische Seite schön herausgearbeitet. Was vor allem auffällt, bei den Bombenangriffen, werden die explodierenden Sprengkörper als Farbtupfer dargestellt, denn so empfindet die junge Frau dieses Szenario. Aber auch andere solcher Szenen werdet ihr sehen, wenn z.B. fluffig weiße Hasen, den Schaum in der Bucht ersetzen. Solche Szenarien lassen euch an der Leichtigkeit von Suzu teilhaben und ziehen euch in den Bann. Dabei werden die Schrecken des Kriegs ganz subtil in euer Hirn gespritzt und niemals vernachlässigt, das hat zur Folge, dass man sich ganz schnell verliert, um dann wieder aufgerüttelt zu werden. Über das Ende möchte ich allerdings hier nichts erzählen.

zum Anime
Der Anime entstand im Jahr 2016 unter der Regie von Sunao Katabuchi. Dank einer Kickstarter Kampagne, in der die Startfinanzierung von 305000 Euro gesammelt wurde, konnte das Studio MAPPA den Weg freimachen und den Film nach der Vorlage von Fumiyo Kono produzieren. Das Charakterdesign und auch die Animationsregie wurden in die Hände von Hidenori Matsubara gelegt. Gezeigt wird im Grunde die Geschichte einer Frau, die von den Schrecken des Krieges irgendwann eingeholt wird. Dabei Dient so sozusagen als Zeitzeuge der Geschichte und auf diese Weise kann das alte Hiroshima vor dem Atombombenabwurf wieder auferstehen. Untermalt werden diese schönen Bilder von der Künstlerin kotrigo, welche den Soundtrack in melancholischer Form beisteuerte.

Hierzulande hatte sich Universum Film die Rechte an dem Film gesichert und veröffentlicht ihn auf DVD und Blu Ray in deutscher Sprache. Auf der Disk findet ihr zu dem auch ein Interview mit dem Regisseur des Films. Wer zur Blu Ray greift hat zu dem auch noch ein Interview mit dem MAPPA Produzenten Masao Maruyama mit auf der Scheibe. Die Erstauflage des Films bietet auch noch ein 20seitiges Booklet.
Die deutsche Fassung entstand übrigens bei EuroSync (u. a. Ghost in the Shell New Movie).

Fazit
Das Review halte ich bewusst kurz, damit ihr den Film auch selbst genießen könnt. Ich will hier auch gar nicht zu viel verraten nur so viel: schaut euch den Film an. Denn die Musik, die Bildsprache und der Stil, all das passt einfach zusammen und zahnt ineinander und das auch noch nahezu perfekt. Dieses Drama kommt gefährlich leichtfüßig daher und wird euch wachrütteln. Denn man wird beim Anschauen einfach das Gefühl nicht los, dass da was Schlimmes passiert. Man kann sich allerdings nicht abwenden und muss einfach dranbleiben. Neben den Klassikern, welche ich anfangs ja schon erwähnte, sollte auch dieser Film nicht fehlen. Er muss sich nicht verstecken und ist in seiner Qualität fast auf einer Ebene mit „Hotaru no Haka“. Begleitet also Suzu durch die schweren Zeiten von 1944 bis 1945 und wendet euren Blick nicht ab. Von mir gibt es an dieser Stelle tatsächlich eine Kaufempfehlung für jeden, denn man darf solch ein Drama gerne im Animeregal stehen haben. Kleiner Tipp: kauft auf jeden Fall die Blu Ray, denn die gezeigten Bilder kommen vor allem in HD sehr gut zu Geltung.

 

wir danken Universum Anime für das Rezensionsmaterial

 

  • Genre: SciFi/Action
  • Entstehungsjahr: 2016
  • Typ: Movie
  • Regie: Sunao Katabuchi
  • Charakterdesign: Sunao Katabuchi

zur DVD/Blu Ray

  • Sprachen: japanisch, deutsch DD 5.1/DTS HD 5.1
  • Untertitel: deutsch
  • Extras: (Erstauflage): Booklet, Hiroshima & Kure: Damals & Heute, Interview mit Produzent Masao Maruyama, Interview mit Regisseur Sunao Katabuchi

In this Corner of the World

9.4

Gesamtwertung

9.4/10

Pro

  • gute deutsche Synchronisation
  • interessante Geschichte
  • interessantes Setting

verwandte Beiträge

hinterlasse ein Kommentar

Bitte akzeptiere unsere Datenschutzbestimmungen.