An den Ball! Tsubasa Rise of New Champions



Ach ja, der Fußball, ein Weltsport und in vielen Ländern die Sportart Nummer eins, sicherlich nicht immer selbst ausgeübt aber geschaut. Da wundert es nicht das hierzulande ein Publisher es immer wieder schafft, den Leuten im Grunde mit Updates, das Geld aus der Tasche zu ziehen. Klar, hier und da gibt es auch mal echte Veränderungen an der Engine und Spielmechanik usw. aber oft bleibt es bei rudimentären Verbesserungen über Jahre bevor etwas größeres Passiert und trotzdem gehen jeden Jahr ca. 60 Euro für Kaderupdates über den Ladentisch, plus diverse zusätzliche Kosten im Spiel. Aber das soll nicht das Thema sein, ich bin schließlich einer der wenigen männlichen Bewohner dieses Planten, welcher mit Fußball nicht viel anfangen kann, trotzdem kenne ich einige der Regeln und höre hier und da was so in der Fußballwelt passiert. Daher freute mich damals auch irgendwie die Ankündigung von Bandai Namco, dass es ein Tsuabsa Fußballspiel geben wird. Es sollte keine Simulation wie PES oder auch FIFA werden, sondern ein reinrassiger Arcade- Fußballer und dazu beschreitet man tatsächlich den Weg bis zum Star als Tsuabsa Ozora. Echtes Anime- Gefühl also ohne Frust und einfach Spaß. Das klang super und man fühlte sich sofort an Kickern und eben „Die tollen Fußballstars“, wie Tsuabsa bei uns im TV hieß, erinnert. Also ran an den Controller und los geht’s…

 

Fußball Made in Japan
1981 bis 1988 wurde in Japan ein Manga veröffentlicht, welcher dem Fußball dort einer ungeahnten Popularität verlieh und viele Japaner in Fußballfieber versetzte. Die Rede ist von Captain Tsuabsa. Alle wollten plötzlich so cool sein wie Tsuabsa Ozora, der Manga war so erfolgreich, dass auch bald eine TV- Serie entstand und diese genießt auch in Deutschland absoluten Kultstatus, selbst unter „nicht Anime- Fans“.
In der TV- Serie begleitet ihr den gerade umgezogenen jungen Fußballnarr Tsubasa auf seinem Weg zum Star als Weltfußballspieler. Natürlich mit allen Tiefschlägen, die man so haben kann. Freunde ziehen weg, Verletzungen, unfaire Gegner uvm. All das will auch das erste Spiel seit 2010 aufgreifen und setzt euch gleich am Anfang vor die Wahl.

 

zwei Episoden
Denn ihr könnt zwei Episoden spielen, ihr dürft nämlich einmal als Tsuabsa Ozora die Fußballwelt bereisen oder gar in Episode „Neuer Held“ die Rasenplätze als eigener Charakter unsicher machen. Dabei unterscheiden sich die Modi nicht unbedingt Grundlegend, denn im Herzen bleiben beide Versionen arcardige Fußballgeschichten.
In Episode „Tsuabsa“ erfahrt ihr erstmal, dass der junge Tsuabsa nach Nankatsu umgezogen ist und sich nun neue Freunde suchen muss und ein Fußballnarr ist. Danach spult die Geschichte tatsächlich etwa vor, denn schließlich muss das dritte Mal in Folge die Landesmeisterschaft gewonnen werden. Auf diesem Weg begleitet ihr Tsuabasa Ozora, Ryo Ishizaki, Mamoru Izawa und andere bekannte Charaktere durch die Vorbereitungen und die Landesmeisterschaft. Dabei hält sich das Spiel nach an der Geschichte der Vorlage und weicht auch nicht von den Ereignissen ab. Das führt zu teilweise seltsamen Ereignissen im Spiel, dazu aber später mehr. Damit ihr im Spiel auch wisst was zu tun ist, wird jedes neues Kapitel mit etwas Geschichte und ein Tutorial unterfüttert.

In der Episode „Neuer Held“ dürft ihr nach dem Start erst einmal einen eigenen Charakter erstellen und euch in Sachen Frisur, Gesicht, Augen und Körperbau so richtig austoben. Anfangs erscheint der Charaktereditor tatsächlich etwas rudimentär, ist aber doch umfänglicher als anfangs gedacht. Wenn ihr mit eurem Charakter fertig seid, dürft ihr endlich ran. Doch anders als im Tsuabsa Modi, dürft ihr selbst bestimmend Spielen und Erfahrungen Sammeln und so zu einer echten Jugendgröße werden. Spielerisch ist der Part nicht nur wesentlich länger, sondern auch etwas anspruchsvoller. Doch nicht nur das, während in der Hauptstory die Dialoge Automatisch ablaufen (diese sind ja durch die Vorlage vorgegeben), habt ihr als eigener „Star“ eine gewisse Dialogauswahl.
Allerdings steht in beiden Spielmodi ein Turnier im Mittelpunkt des Geschehens in denen jedes Spiel ein Kapitel der Geschichte widerspiegelt. Natürlich mit allen Hindernissen die man so kennt, Verletzung, seichte Lovestories und arrogante Spieler.

 

Auf den Platz!
Auf dem Platz werdet ihr dann aber richtig gefragt, denn so einfach wie anfänglich gedacht in Captain Tsauba Rise oft new Champions nämlich nicht. Jeder eurer Spieler hat Anfangs bestimmte werte, welche sich im Verlauf des Spiels auch erhöhen lassen. Diese Erfahrungspunkte sind wichtig, weil sie im Grunde eure Ausdauer darstellen. Das bezieht sich dabei nicht nur auf das Abwehren von Attacken des generischen Teams, sondern auch das eigene Tricksen und Laufen über das lange Grün. Dabei orientiert sich das Spiel sicherlich am realen Fußball, so sind Flanken, Pässe und Torschüsse natürlich fester Bestanteil des Spiels, doch geht eine Halbzeit nur 30 Minuten. Zudem hat jeder Spieler eine Kraftanzeige, welche sich mit der Zeit leert. Stürme ich also über den Platz und will einen Torschuss platzieren, kann es vorkommen das der Ball nicht man in die Nähe des Tores kommt. Das liegt einfach daran das jeder Schritt, jeder Angriff und auch jedes Getrickse an der Ausdauer nagt. Man sollte also immer das Spielfeld im Auge behalten und rechtzeitig passen.
Klar sind die Charakterwerte auf dem Spielfeld durchaus entscheidend, denn jede Position hat eigene Werte, welche entscheidend für das Spiel sein können. So sollten die Spieler im Sturm vor allem möglichst hohe Angriffswerte aufweisen, während die Verteidigung hohe Abwehrwerte haben sollte. Treffen nun beide aufeinander kann der jeweils höhere Wert durchaus über den Zweikampf entscheiden, doch die Ausdauer bestimmt im Grunde dann über den Ausgang des Zweikampfes.

Ähnlich verhält es sich auch beim Torwart, denn dieser verhält sich wie ein Endgegner. Einfach mal eben ein Tor schießen ist nicht, denn nur mit Angriffen und Superschüssen, welche erst beim Laufen und im Strafraum aufgeladen werden müssen, lässt sich der Ausdauerbalken des Torwartes reduzieren und schlussendlich ein Tor erzielen. Das klingt erst einmal einleuchtend ist aber dann tatsächlich nicht einfach.
Denn als Team müsst ihr nämlich erst einmal bis zum Tor vorstoßen und hier eröffnen sich schon erste Probleme, ihr müsst den Angriffen des gegnerischen Teams entgegenwirken und versuchen Lücken für Pässe zu finden. Auch das ist machbar aber durchaus frustrierend.

 

Wenn eure Spieler nicht wollen
Denn während ihr versucht euch freizuspielen, müssen die weiteren Stürmer des Teams mit euch Laufen, sonst habt ihr niemanden für einen Pass und der Ball wird entweder in Leere geschossen oder landet plötzlich wieder in eure, Strafraum. Das passiert leider sehr häufig, da viele eurer Mitspieler lieber dezent zurückbleiben und recht späte reagieren. Habt ihr das aber kompensiert und einen Torschuss platziert, welcher natürlich nicht im gewünschten Ergebnis endete, wird euch die KI attackieren.
Das wird vor allem im Tsubasa Teil mehr als frustig, denn viele Geschehnisse wie, unhaltbare Tore oder besondere Schüsse werden einfach durchgezogen. Denn bei Zweikämpfen oder den durchgeknallten Schüssen, wird eine kleine Story Sequenz abgespielt. Diese Sequenzen sind dem Anime entliehen, sehen gut aus sind aber frustig, weil ihr Plötzlich ein Tor kassiert obwohl ihr alles getan habt, um es zu verhindern. Oft kommt es vor, dass ihr dann schon mit zwei Toren im Rückstand seid und euch buchstäblich die Zeit davonläuft, dann heißt es: „von vorn“. Ganz schlimm ist immer, wenn ihr es schafft euch freizuspielen, ihr auf Tsuabsa spielen müsst (weil das Spiel es verlangt) und der einfach trotzig nicht aus dem Mittelfeld heraustreten will. Solche ähnlichen Szenen wiederholen sich ständig und sind auch im „neuer Held“ Modi leider dabei.
Es kann also passieren, dass ihr ein Spiel nicht nur vier Mal neu bestreiten müsst, sondern wesentlich öfter. Trotzdem hält der Zweite Spielmodi wohl die meisten mehr bei Laune, da ihr mit jedem gewonnen Spiel und mit dem Erfüllen diverser Aufgaben die Charakterwerte verbessert. Sogar das erlenen der Spezialattacken könnt ihr lernen, dazu müsst ihr eure Freundschaften pflegen. Als Extra kommen noch besondere Karten zum Einsatz, welche ihr über Ingame- Währung erwerben könnt, diese verbessern zusätzlich euren Skillwert.

Platz (un)Übersicht
Zu diesen Gameplay- Patzern gesellt sich leider ein weiter Faktor dazu, die Kamera. Denn die ist so weit im Spielfeld platziert, dass ihr nicht seht was vor und neben euch passiert. Taktisch ist das schlecht, weil ihr immer erst ein paar Schritte weiter seht was passiert, da hilft auch leider die kleine Karte in der unteren Bildschirmmitte reichlich wenig.
Zudem kommen in der ersten Story reichlich Sprechblasen der Mit- und Gegenspieler dazu. Klar, die sollen die Dramatik auf dem Feld transportieren, sind aber so groß, dass man kaum etwas sieht und einige Spieler dahinter verschwinden. Doof auch, die Spieler quatschen wie ein Wasserfall und somit werdet ihr mit Sprechblasen bombardiert. Zum Glück gibt es das in der zweiten Story nicht, bzw. nicht in dem Ausmaß. Dafür müsst ihr aber erstmal ordentlich knüppeln, denn hier zieht der Schwierigkeitsgrad noch mal ordentlich an.
Ihr müsst also euer Team erst einmal aufstellen, stärken finden und eure Mitspieler in den Spielen verbessern. Das es da oft mit einem 2:1; 2:0 oder ähnlichem Endet, ist nicht ungewöhnliches. Da aber auch hier die Kamera recht nahe am Spielfeld ist, fehlt es an Übersicht. Leider wollen die Mitspieler nicht immer mit über das Feld rennen und chillen gern mal im Mittelfeld rum, bis ihr fast selbst mit dem Bam im Strafraum seid. Das hier ein Tor, auf Grund mangelnder Kraft, nicht mehr möglich ist, sollte klar sein.

 

Story mit „Gähnfaktor“
Als Animefan und Kenner der Serie ist die Geschichte eine coole Sache, um wieder eine wenig in die Geschichte um Tsubasa und sein Schulteam einzutauchen. Leider gibt es allerdings hier und da doch einige Faktoren, die man hätte besser machen können. Das geht schon damit los, dass Bandai leider wieder keine deutsche Vertonung an den Start gebracht hat. Das ist allerdings durchaus zu verschmerzen, wenn nicht die ewig langen Dialoge wären. Klar der Cel- Shading- Look ist cool, gerade wenn man den Dialogenaus der Serie auch mal zuschauen darf. Aber wieso müssen die anderen Dialoge so ewig lang sein. Schon allein der Einstieg bis zum ersten echten Spiel verschlingt mehr als 30 Minuten an Dialog. Dabei bleibt es aber nicht, denn immer wiederkommt es zwischen den Story- Sequenzen zu langen und gähnenden Dialogsequenzen. Löblich, sie sind größtenteils vertont aber eben nur auf Japanisch und mit viel deutschen Text. Verdammt ist man dann immer, wenn man nur mal kurz ein wenig Story spielen will. Es macht auch keinen Unterschied welche Story ihr spielt, Spaß sieht leider anders aus.

Steuerung ohne Schnickschnack
Anders als bei PES oder Fifa hält sich Rise of New Champions zwar locker an die Regeln, geht aber nicht zu sehr ins Detail. Daher gibt es nur einen kurzen Pass, Steilpass (Dreiecks-Taste ist hier trumpf), einen Sprint (R1 Schultertaste), lange Pässe bzw. Flanken und natürlich Schüsse. Mit der R1- Schultertaste könnt ihr bei einem Gegenangriff andere Spieler auswählen, was hier und da gerne mal daneben geht. Es kommt immer wieder vor, das ein Gegenspieler in euren Strafraum läuft und ihr müsst euren Verteidiger in der linken oberen Ecke auswählen, doch der rennt lieber im Kreis herum oder legte kurze links-recht- Sprints an den Tag. Nur der Cursor will einfach nicht bei ihm landen. Dazu kommt die oben schon erwähnte „Willens- Anzeige“, diese ist über jedem Spieler eingeblendet, ihr solltet also nicht zu viel auf den Tasten herumhämmern, denn die Leiste leert sich stetig.

 

Online geht es rund
Richtig viel Spaß, wenn alles sauber läuft, machen aber die Onlinematches. Denn hier spielt ihr ja gegen echte menschliche Gegner und die machen oft die gleichen Fehler wie ihr. Cooles Feature: ihr könnt euren Charakter aus Episode zwei nach dem Ende der Geschichte in euer Online- Dreamteam exportieren.

Online gibt es eine Reihe von Modi, zum einen die sogenannte „Raum-Spiele“ gegen befreundete oder zufällige Online-Gegner. Doch das „Liga-Spiel“ wird wohl für viele die langfristigste Variante sein, denn unterschiedlich starker Ligen sind hier dabei, wie auch das Managen von Teamwerten sowie Auf- und Abstiegsmöglichkeiten. Doof, man tritt zum Start in der dritten und zweiten Liga nur gegen Computergegner an. Wieso? Das weiß nur der Fußballteufel oder Bandai Namco.

Extras
Es gibt natürlich auch einige kleinere Extras, denn ihr dürft Musikstücke freispielen und diese dann im Hauseigenen Player anhören. Zudem gibt es Infos zu allen Spielern des japanischen Teams. Aber auch die Story- Anime- Sequenzen sind nach dem Freispielen einsehbar (es handelt sich eher um eine Art animierter Comic). Auch ein vier Spieler VS- Modus ist mit Spiel mit enthalten, einem entspannten Partyabend steht also nichts im Wege.

 

Optik ala Anime
An der optischen Präsentation gibt es dank moderner Cel- Shading- Optik nichts zu meckern, das Spiel fängt den Stil des Anime sehr gut ein und man fühlt sich in vielen Szenen an den Animeklassiker zurückerinnert. Klar, der rasen ist recht flach aber dafür sieht er in den Zweikampf- Sequenzen einfach so aus wie in der Vorlage und das soll ja auch so sein. Auch die Animationen der Charaktere sind gut umgesetzt und stehen ihren Vorbildern ins nichts nach, selbst auf dem Platz gibt es immer wieder etwas zu sehen, denn die Zuschauer feuern natürlich ihr Team an.

 

Fazit
Captain Tsubasa Rise of new Champions ist ein heiß ersehnter Arcade- Anime- Kicker und erfüllt zumindest die Anime-Sparte fast auf den Punkt. Auch die Vielfalt kann sich sehen, denn selten gibt es solch ein umfangreiches Paket für den Preis. Doch leider krankt es an zu lang vertonten Storysequenzen (welche auch recht starr daherkommen), der riesigen Sprechblasen auf dem Bildschirm und den Befehlsverweigerern auf dem Platz. Dagegen kann der Online- Modus richtig punkten, vor allem die Liga- Funktion ist super, nur der Dämpfer mit den KI-Gegner in Liga 3 und 2 ist schmerzlich. Im Grunde wäre mehr drin gewesen, doch es gibt zu viele seltsame Designentscheidungen die ein wenig den Spaß trüben, der Anime- Fan wird sich trotzdem freuen und zugreifen. Auf jeden Fall Probe spielen.

 

wir danken Bandai Namco für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares

 

  • Genre: Arcade Fußball
  • Entstehungsjahr: 2019/2020
  • Plattform: Switch/PS4/PC
  • Hersteller: Tamsoft
  • Publisher: Bandai Namco

zum Spiel

  • Sprachen: japanisch
  • Untertitel: deutsch
  • Spieler: 1- 4 Spieler

Captain Tsuabsa Rise of New Champions

6.3

Gesamtwertung

6.3/10

Pro

  • cooler Cel-Shading Look
  • nahe an der Anime- Story
  • viele Modi
  • Onlinemultiplayer mit Liga

Kontra

  • KI nervig
  • wenig Übersicht
  • zu viel Text
  • nur japanische Synchronisation

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