Captain Future


Heute reise ich mit euch in eine Vergangenheit, die ich selbst auch nur aus Erzählungen kenne- die meist wilden Siebziger. Hier entstand bei Toei Animation ein Anime, welcher in Deutschland absoluten Kultstatus genießt, allerdings war das nicht immer so. Doch fangen wir mal etwas weiter vorne an, im Jahr 1939: denn hier entstand bei Mort Weisinger ein Konzept für eine neue Romanserie, diese wurde auf einer Science-Fiction Convention im selben Jahr entwickelt. Der Damalige Titel: „Mr. Future, Wizard of Science“, diese Geschichte sollte von Better Publications herausgegeben werden. Viel wichtiger, der Autor Edmond Hamilton sollte diese Geschichte entwickeln und schreiben. Grundstein sollte dieses erdachte Konzept legen: Darin ist der Hauptcharakter ein mutierter Superheld mit überragenden körperlichen und auch geistigen Fähigkeiten. Als Nebenfiguren und Helfer sollte er einen Roboter, der von Mr. Future telepathisch kontrolliert wird, eine kristalline Lebensform vom Jupiter sowie ein uralter Mann, der jedes Buch der Welt gelesen hat und sein Wissen als wandelndes Lexikon präsentiert, zur Seite stehen.
Doch Edmond Hamilton wollte die Geschichte so nicht schreiben und überzeugte Mort Weisinger von einem anderen Konzept. Dieses sah vor, das Mr. Future zu Captain Future wurde. Allerdings wurde der Urtitel erst einmal so belassen, erst später wurde aus „Captain Future, Wizard of Sience“, „Captain Future, Man of Tomorrow“. Auch an der Grundgeschichte wurde so einiges verändert, denn aus Kristallwesen wurde nichts, Captain Future hatte zwar extrem gute wissenschaftliche Kenntnisse aber hatte keine Übermenschlichen Fähigkeiten. Mit vielen Änderungen ging die Romanreihe dann 1940 an den Start.

eine tragische Geschichte
Captain Futures Eltern waren die bekannten Wissenschaftler Elaine und Roger Newton, da sie von dem kriminellen Superhirn Victor Corvo verfolgt wurden, flüchteten sie auf den Mond. Hier tauchten sie im Krater Tychon unter und bauten ein Labor, damit sie in Ruhe künstliche Wesen erschaffen konnten, die der Menschheit helfen sollten. Doch sie flohen nicht allein, begleitet wurden sie natürlich von Simon Wright, dieser war schon recht alt und todkrank, also trennten sie das Gehirn vom Körper und betten dieses dann in einen Behälter. Auf diese Weise konnte Simon Wright als „das lebende Gehirn“ weiter existieren und mit den zwei Wissenschaftlern weiter forschen. Gemeinsam erschufen sie den Roboter Grag und kurz darauf auch den Androiden Otho (in der deutschen Fassung „Otto“).
Kurze Zeit nach dem Curtis Newton geboren wurde, machte allerdings Victor Corvo die Wissenschaftler ausfindig und tötete kurzerhand Elaine und Roger Newton. Allerdings töteten Grag und Otto den Mörder Corvo und zogen von nun an den Sohn der Newstons alleine auf. Aufgewachsen unter Simon Wright, Otto und Grag häufte Curtis ein unglaublich großes wissenschaftliches Wissen an und entschloss sich mit dem vollendeten 18. Lebensjahr, der Gerechtigkeit zu verschreiben und dass Böse zu bekämpfen, das war auch die Geburtsstunde von „Captain Future“.
Von nun an zieht Captain Future, mit Hilfe von Prof. Simon Wright, Otho und Grag los, um die Schwachen und die ungerecht behandelten Wesen im All zu beschützen. Für diesen Zweck hat er das Raumschiff „Comet“ entwickelt. Dieses hat eine Tarnvorrichtung, was es wie einen Kometen aussehen lässt. Doch es verfügt auch über ein kompaktes Labor, so wird das Schiff zu einem Forschungsraumschiff. Zusätzlich es ist mit Protonenkanonen bewaffnet und besitzt einen Überlichtgeschwindigkeitsantrieb. In der Anime- Serie verfügt das Schiff noch über ein Beiboot, den „Cosmoliner“.

Die Grundstory bleibt im Anime in den wesentlichen Punkten gleich zur Vorlage, allerdings wurden einige Sachen doch stark verändert. So ist der Waisenjunge Johnny Kirk jetzt eine Randfigur in einem Roman, dafür wurden die Geschichte um Ken Scott, die des Mondhundes Yiek und des Asteroid-Chamäleons Oak weiter ausgebaut als das noch im Roman der Fall war. Weitere Mitstreiter sind Joan Randall/Joan Landor, die junge Agentin der Planetenpolizei und Eszella Garnie, ein altgedienter Marshall der Planetenpolizei- er steht Captain Future stets mit Rat und Tat zur Seite.

zum Animevom Roman zur Serie
Der Anime wurde von 1978- 1979 von Tōei Dōga, heute Toei Animation, produziert. Regie führte Tomoharu Katsumata und die Musik zur Originalanimation stammte von Yūji Ōno. Wieso Original? Dazu später etwas mehr.
Die Anime Serie basiert nur lose auf dem Original von Mort Weisinger und Edmond Hamilton, denn man nahm als Grundlage 13 Originalgeschichten und strickte darum eine insgesamt 52 Episoden lange Geschichte, welche hier und da auch viele Punkte des Original veränderte. Wie oben schon erwähnt wurde aus dem Waisenjunge Johnny Kirk eine Randfigur in einem Roman in der Serie, die Geschichte um Ken Scott, den Mondhund Yiek und der des Asteroid- Chamälions Oak wurde größer aufgebaut. Geändert wurde die Planetenpolizistin bzw. Geheimagentin Joan Randall/Joan Landor, sie bekam blondes Haar für die Serie, das war einfach moderner. Ihre Rolle im Roman ist die einer Geheimagentin, in der Serie hingegen ist sie oft beides: einmal Polizistin und einmal Geheimagentin. Der Marshall Eszella Garnie, in den Pulps Ezra Guerney genannt, ist dagegen in beiden Ablegern ähnlich. Er gilt als alter Haudegen der Planetenpolizei und gibt, zumindest im Roman, seine Befehle vom Jupiter aus. In der Serie ist er seltsamer weise immer da, wo auch Captain Future mitmischt. In den Jahren der Zusammenarbeit, hat sich zwischen den beiden auch eine Art Freundschaft entwickelt.

Anfang der 80er Jahre kaufte der ZDF die Rechte an dem Anime, der Grund war einfach: man nahm einfach an, dass Kinder diese Science-Fiction Geschichte im All sicherlich cool finden würden. Nach einer Prüfung durch die FSK und der Altersfreigabe von sechs Jahren, ging der Anime 1980 dann in Deutsch synchronisierter Fassung an den Start. Zu hören waren und sind u.a. Wolfgang Völz (der Vater von Benjamin Völz- Agent Mulder, Charlie Harper usw.) als Otto, Anita Kupsch als Joan Landor, Friedrich G. Beckhaus (Garak in Deep Space Nine) als Grag und natürlich Hans-Jürgen Dittberner (Stimme von Christopher Reeve) als Captain Future. Doch auch die Änderung des Soundtracks war den meisten Zuschauern damals weniger Bewusst, denn nicht etwa der japanische Soundtrack wurde benutzt, es wurde ein völlig neuer Soundtrack komponiert. Dieser sollte spacig, futuristisch, modern und peppig klingen und genau diese Vorgaben erfüllte der Komponist Christian Bruhn, er erstelle den Soundtrack zur Serie völlig neu. Die Titelmelodie spielte er damals auf dem Klavier ein, während seine vierte Frau den Sopran dazu sang. Diese Tatsache ist auch der Grund wieso die Serie, auch unter „Nichtanimefans“, hierzulande absoluten Kultstatus erlangte. Selbst Phil Fuldner nahm sich als DJ dem Track „Feinde greifen an“ an und mischte ihn als House- Track neu ab, er erlangte damit einen beachtlichen Charterfolg im Jahr 1998. Doch von der Serie fehlen im deutschen Raum ganze 12 Episoden, denn auf Grund von Protesten der Eltern in den Erstaustrahlungsjahren, wurden keine weiteren Folgen mehr eingekauft und die Serie später eingestellt.
Im Jahr 2003 erschien dann erstmals eine DVD Kollektion in korrekter Reihenfolge auf DVD. Denn in der TV Ausstrahlung wurde die Episoden nicht chronologisch gezeigt, seltsam geschnitten und so ging ein wenig der Sinn vieler Handlungsbögen verloren.
Zumindest die richtige Reihenfolge konnte einige Fehler wieder gut machen. Nun, seit Dezember 2016 erscheint Captain Future in einer digital überarbeiteten Fassung auf DVD und Blu Ray, das heißt für den Fan: sauberes Bild, HD Master und alle 52 Episoden. Doch diese 52 Episoden stimmen nur teilweise, die japanische Fassung gibt es nur in einer Limitierten Box, welche dann 200 Euro kostet und die Blu Ray der TV Fassung und der japanischen Originalfassung enthält.

(c) 1978 Toei Animation Co., Ltd

Thema Grünstich: Wir haben die Blu Ray vol. 1 und auch vol. 2 genau angeschaut und konnten keinen durchgängigen Grünstich feststellen. Es gibt immer mal Szenen, bei Nahaufnahmen, die einen Grünstich haben aber so gravierend wie beschrieben ist das Thema nicht. Vielmehr wurde etwas an der Kräftigkeit der Farbe gemacht, dass nun der rote Anzug von Joan Landor eher etwas pink erscheint, ist verschmerzbar.

Fazit
Captain Future, kann man so ein Werk nach heutigen Maßstäben, in denen mehr Krach, mehr Bumm und auch mehr Bähm wichtiger sind als Story? Ja man kann! Denn Captain Future ist auch heute noch durchaus aktuell und reiht sich sehr gut in die, im Moment, sehr gefragten Superheldenverfilmungen ein. Er ist eben nur nicht der typische Superheld mit übermenschlicher Körperkraft und Laserstrahlen aus den Augen aber er tritt für die Gerechtigkeit auf den Plan und sorgt sich natürlich auch um seine Freunde und vertritt halt all die Werte, die oft ein wenig vergessen wirken. Auch wenn die Serie in der vorliegenden Fassung, immer noch stark geschnitten sind. Trotzdem gibt es einen Lichtblick, denn das Bild ist bisher noch nie so gut gewesen, es wurden fast alle Störfaktoren entfernt und das komplette Bild neu abgetastet, das Blu Ray Release kann sich sehen lassen. Auch, obwohl nur in Mono vorhanden, der Ton kann sich hören lassen, er wirkt kraftvoller und ausgewogener als die 2003 erschiene DVD- Fassung. Nun, 40 Episoden warten auf den Zuschauer und Fan, doch es gab ja 52 im Original, diese reicht Universum Film in Form einer limitierten Collectors Box nach, allerdings gibt es diese nur bei Amazon und auch nur in dieser Komplettbox mit der TV Fassung und der japanischen Originalfassung.
Ist der Anime heute noch gut? Das ist eine Frage, welche man bei einem echten Kult-Anime einfach nicht beantworten kann. Klar die Animationen sind altbacken, die Technik antiquiert und die Story nicht mega modern erzählt, trotzdem aber aktuell. Doch auf der anderen Seite wurde hier noch handgezeichnet und Wert auf eine gewisse Wertevermittlung gelegt, dazu gesellt sich der Atemberaubende Soundtrack von Christian Bruhn, dieser ist bei weitem besser als das Original und gilt auch unter den Fans als der beste Soundtrack der Captain Future Ableger weltweit.

 

 

wir danken Universum Anime für das Rezensionsexemplar

  • Genre: SciFi
  • Entstehungsjahr: 1978
  • Typ: Serie, D 40 EP/ jap 52 Ep.
  • Regie: Tomoharu Katsumata
  • Charakterdesign: –

zur DVD/Blu Ray

  • Sprachen: deutsch, japanisch DD 2.0/ DTS HD Master 2.0
  • Untertitel: deutsch
  • Extras: Sternstraße zum Ruhm (OmU) – limitierte Version: Packung in Future Gürtelschnalle, Notitzblock und original japanische Fassung, 52 Episoden

Captain Future

9.6

Gesamtwertung

9.6/10

Pro

  • HD Fassung ist sehr gelungen
  • bekannte deutsche TV Fassung...
  • cooles Retrofeeling

Kontra

  • ...die leider nicht alle Episoden enthält

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