ARMS


Wenn ein „Hardcoregamer“ auf eine Casual Game trifft können genau zwei Dinge passieren: zum einen könnte er den Controller frustrierend in die Ecke schmeißen, weil ihn das Game nicht packt oder zum Zweiten, er ist so fasziniert, dass er gerne mal die ein oder andere Zeit mit diesem Spiel verbringt. Nun stellt sich halt die Frage: bekommt man den „echten“ Gamer dazu, ein Spiel zu zocken, welches wie in vollwertiges Spiel aussieht aber im Herzen eher den Casualgamer zu bedienen scheint?
Diese Grenze will Nintendo mit dem Spiel „Arms“ tatsächlich etwas aufweichen. Wieso? Das Spiel kommt wie ein Beat‘em up daher, ist aber eher äußerlich ein „Wii Boxen“ 2.0 und dann auch wieder nicht. Schon als die ersten Ankündigungsvideos auftauchten machte sich die Skepsis breit. Da stehen „Boxer“ im Ring mit Federn als Arme und können verschiedene Handschuhe auf diese Sprungfedern setzen und so dann die Gegner ordentlich ins Schwitzen bringen. Das klingt nicht nur total wirr, es sieht zu dem auch völlig verrückt aus.
Hat das Spiel denn nun das Zeug zu einem echten „Killergame“ auf der Switch zu werden? Denn sind wir mal ehrlich, Nintendo geht gleich zwei Risiken ein: sie kreieren eine völlig neue IP und gehen die Bewegungsteuerung noch einmal an.

Schweißtreibende Arbeit
Im Grunde wissen wir über die „Arms“ so gut wie gar nichts, egal macht nicht, einfach die Joy Cons gegriffen und losgelegt. Schon bei der Einführung wird klar, es ist mehr als nur wildes Rumgefuchtel. Denn man zieht den Arm, mit dem Joy Con in der Hand, nicht nur einfach gerade nach vorne durch, sondern muss ihn auch gekonnt leicht anwinkeln, um den Arm auf dem Bildschirm leicht in die richtige Richtung drücken zu können. Diese Spielweise muss gelernt sein, denn wenn man im „Ring“ steht, muss man das beherrschen. Hier liegt genau die Schwierigkeit, insgesamt habt ihr sieben Stufen in denen ihr euch behaupten könnt und mit jeder Stufe wird das Spiel herausfordernder und taktischer. Unter dem Strich heißt das für den Spieler: einfach nur rumfuchteln ist nicht. Gezielt den Arm durchstrecken und den Joy Con leicht in die gewünschte Richtung anwinkeln, so die Faust in die richtige Richtung lenken und „POW“, schon geht es rund. Diese Kurvenschläge verleihen dem Spiel tatsächlich taktische Möglichkeiten.
Das wird vor allem dann interessant, wenn man eine Boomerang- Faust ausgerüstet hat. Ausgerüstet? Ja! Das geht sogar vor jedem der Kämpfe. Denn euch stehen, je nach Spielfortschritt, verschiedene Fäuste für die linke oder die rechte Hand zu Verfügung. Einige von ihnen sind leicht gepimpte Boxhandschuhe, andere hingegen ähneln einem Boomerang, einem Ballon oder sogar einem Laser. Wie ihr diese „Waffen“ zusammensetzt müsst ihr selbst ausprobieren, denn jede der „Fäuste“ ist irgendwie einzigartig und verlangt auch eine bestimmte Spielweise. Jene Fäuste, welche einen vogelartigen Boomerang ausstoßen, haben eine enorme Reichweite, während die Ballons eher so dahinhüpfen aber Schläge abwehren können. Die Arms besitzen zu dem verschiede Elemente wie Feuer, Eis und Elektrizität. Diese könnt ihr aufladen und so freisetzen, um eurer Gegenüber zu lähmen oder zu verwirren.
Allerdings ist das nicht die einzige Möglichkeit auf das Spielgeschehen Einfluss zu nehmen bzw. die Art zu spielen zu beeinflussen. Denn jeder der Charaktere hat einzigartige Möglichkeiten, so kann Ribbon Girl mehrmals kurz nacheinander Springen, Ninjajara kann sich teleportieren und der Polzeicyborg Byte hat seinen Cyberhund Barq als Angriffs- und Verteidigungsunterstützung. Insgesamt könnt ihr mit 10 Kämpfern an den Start gehen und euch so richtig austoben. Dazu stehen euch, wie schon in Mario Kart, verschiedenste Modi zur Verfügung.

Modi über Modi- wo fangen wir an
Arms ist ja im Herzen ein einsteigerfreundliches Beat’em up allerdings bricht Nintendo durch die Bewegungssteuerung natürlich eine Lanze und auch das Spielprinzip ein wenig auf. Eines vorweg, ihr könnt aus insgesamt vier Grundmodi wählen und so euren Weg durch das Spiel suchen. Allerdings gibt es leider keinen Storymodus. Ihr könnt direkt starten und so auch direkt Erfolg haben oder aber auf die sprichwörtliche Schnauze fallen. Die Modi unterteilen sich wie folgt:

Grand Prix– treten in 10 Matches gegen die Wiedersachen in 1 vs 1 Fights an und holt euch so den Pott und die interne Währung als Geld, um neue „Arms zu erwerben.

Versus– tretet Mann gegen Mann/Frau gegen Frau/ Mann gegen Frau an und stellt euch im Ring, spielt Volleyball oder werft euren Gegenspieler mit gekonnten Griffen in den Korb beim Basketball. Natürlich sind diese Matches auch gegen den CPU möglich und auch der Teamkampf gemeinsam gegen eure Gegner. Zu guter letzte könnt ihr euch noch im Hundertkampf so lange auf die Nuss geben, bis euch die Puste ausgeht oder euer Charakter zu Boden geht.

Der Onlinekampf unterteilt sich noch mal in den Standartkampf und den Ranglistenkampf.

Standardkampf ist der Inbegriff des ultimativen Kampfes. Tritt allein oder auch zu zweit pro Konsole gegen 18 bzw. 19 weitere Gegner in einer Lobby an. Insgesamt können so 20 Teilnehmer in den Kampf ziehen. Es werden tatsächlich bis zu 10 Switch- Konsolen unterstützt. Aber auch ein lokaler Modus mit bis zu acht Spielern ist möglich. Eure Gegner werden übrigens völlig zufällig zugeordnet, das sorgt tatsächlich manchmal für Frust, Überraschungen oder auch einen überwältigenden Sieg. Hier verwischt sich die Grenze zwischen Erfolg und Misserfolg sehr stark.

Der Ranglistenkampf dürfte euch alles abverlangen, denn wenn ihr ganz oben an der Spitzen stehen wollt müsst ihr gegen die Gegner aus aller Welt ran. Damit der Ranglistenkampf aber erst möglich ist, müsst ihr erst die Stufe „4“ des Grand Prix geschafft haben. Vorsicht: gewinnt ihr, gibt es Punkte und ihr steigt auf, verliert ihr aber, gehen euch auch Punkte verloren und so kann der Erfolg schon bald das Ende der Träume sein.

Natürlich könnt ihr mit dem Gesammelten Geld neue Arms erwerben. Allerdings müsst ihr euch diese in diversen Minispielen verdienen. Ihr boxt auf Zielschieben und diverse herumfliegende Geschenkverpackungen und mit etwas Glück, habt ihr neue Arms. Die Zeit ist knapp bemessen also achtet auch darauf die Uhren zu treffen, um eure Zeit noch weiter auszubauen und die Chance auf neue Arms zu vergrößern.

Vom Sound auf das Auge
Denn da gibt es tatsächlich nicht viel zu meckern, zumindest bei dem was es auf das Ohr gibt. Denn die Musik im Hintergrund ist eingängig und passend zu den Stages. Teilweise gibt es sogar eine kleine Sprachausgabe (naja Lachausgabe) bei den Darstellern, nur der Moderator (diese seltsame Hand mit Kugel dran) kann mal wieder nur piepsende Geräusche von sich geben, hier hätte ich mir mehr gewünscht. Denn auf Grund der fehlenden Sprache geht viel Atmosphäre den Bach runter, keine Anfeindungen, keine echte Moderation- kaum Atmosphäre.
Grafisch ist das Spiel tatsächlich durchaus hübsch geworden, die Kämpfer sind schön modelliert und wissen zu gefallen. Die Umgebung ist auch recht detailliert, nur an einigen Ecken wurde mit matschigen Texturen oder Kantigen Gegenständen etwas geschlampt.
Auch bei der Steuerung seid ihr frei, denn ihr dürft per Joy Con Controller, Pro Controller oder halt mit Fuchtelsteuerung das Spiel bestreiten. Die Empfehlung liegt hier auf jeden Fall bei der Bewegungssteuerung, denn sie bringt am meisten Spaß und ist wesentlich eingängiger.

Fazit
Was ist Arms? Arms ist weder ein reinrassiges Beat‘em up noch ein „Wii Boxen“, es fühlt sich eher an wie ein Mix aus beiden Spielen. Doch irgendwie auch nicht. Denn für ein Prügelspiel fehlt es an einem Storymodi, trotzdem habt ihr aber coole Kämpfe, welche ihr allerdings mit der Bewegungsteuerung spielen solltet. Denn die Lösung mit Pro Controller oder Joy Con Controller ist zwar praktikabel, geht aber nicht so schön von der Hand. Denn die Bewegungen werden sehr genau in das Spiel übernommen, weshalb ihr viel mehr Übung benötigt aber auch der Spaßfaktor steigt. Die Grafik ist auch sehr ansehnlich und wirkt wie aus einem Guss, alles ist flüssig und man entdeckt immer mal wieder Kleinigkeiten, auch wenn es jetzt nicht die Grafikbombe ist. Bei den Onlinespielen gibt es auch nichts zu meckern, in all den Testkämpfen hatten wir kaum Verbindungsabbrüche und für die Wartezeit hat sich Nintendo sogar etwas einfallen lassen. Denn vor jedem Kampf gibt es eine Aufwärmphase im Lademodus, so könnt ihr euch schon mal warmboxen bis der Kampf beginnt. Leider krankt es dem Spiel ein wenig an Langzeitmotivation, durch den fehlenden Storymodus und der etwas langweiligen Grand Prix- Präsentation, ist man schnell ein wenig gelangweilt und Solo dann auch sehr schnell durch. Allerdings ist das Spiel als Mehrspielergame tatsächlich nicht nur ein Spaßbringer, sondern auch ein cooles Partygame. Wer sich also etwas sportlich und mit Freunden austoben möchte, ist bei Arms durchaus richtig. Schade nur, das Paket ist hier leider nicht ganz rund, trotzdem macht Arms durchaus viel Spaß. Ich hoffe Nintendo schiebt noch, dass ein oder andere größere Update nach.

Das sagt Peter ARMS
Neu und doch alt, bekannt und doch anders. Bis zu einem gewissen Grad würde ich Arms als Beat’em up einordnen, in der Richtung Boxen. Doch es ist irgendwo auch mehr als ein simples Beat’em Up durch die Bewegungssteuerung, die lustigen Spiele und die unzähligen Spielmodi Ideen. So ist es auf der einen Seite etwas Bekanntes, wo man weiß das sich zwei Kämpfer im Ring gegenüberstehen und einer liegt am Ende auf der Matte. Es ist aber auch Neu, da es so eine Steuerung noch nicht gab und man sehr viele kleine Minigames integriert hat, die nichts mit einem normalen Beat’em Up gemein haben. Tatsächlich sind die etwas anderen Duellrunden mein persönlicher Favorit und ich mag sie deutlich lieber, als dass eigentlich Boxen. Es ist nicht schlecht, aber teilweise recht schwer und wenn man nicht täglich übt, ist man auch schnell raus. Gerade für Fans und Leute die sich gern intensiv mit einem Spiel beschäftigen ist das super. Wer aber nicht die Zeit oder Lust hat, der ist auch fix nur noch im unteren Mittelmaß unterwegs. Für mich der einzige wirkliche Haken an dem Spiel. Dennoch ist Arms kein schlechtes Spiel und es zeigt sehr gut welches Potenzial in der Nintendo Switch steckt. Bei weitem wurde hier noch nicht alles ausgereizt und auch mit der Steuerung könnte man noch viel mehr anstellen. Ein gutes Spiel für das erste Halbjahr, das Lust auf die Switch macht.

 

wir danken Nintendo für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares

 

  • Genre: Beat’em’Up
  • Entstehungsjahr: 2016
  • Plattform: Switch
  • Hersteller: Nintendo
  • Publisher: Nintendo

zum Spiel

  • Sprachen: englisch
  • Untertitel: deutsch
  • Spieler: 1-8 (lokal)/1-12 (online)

ARMS

7.3

Gesamtwertung

7.3/10

Pro

  • gute Inszenierung
  • cooler Mehrspielerpart
  • kostenlose Updates/DLCs
  • komplett neue IP

Kontra

  • kein Storymode
  • kaum Langzeitmotivation

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