Ghost in the Shell 2.0 – Plastik CGI



Das Jahr 1995, ein Jahr voller interessanter Filme, so wurde in dem Jahr der erste völlig am Computer entstandene Film „Toy Story“ ins Kino gebracht, John Mcclane durfte im dritten Teil der „Die Hard/Stirb Langsam“ Reihe wieder ordentlich um sich ballern und „James Bond: Goldeneye“ kam in die Kinos. Aber 1995 kam auch ein großer Animationsfilm in die Kinos, Poccahontas war dieser Vertreter, für Gaming und Comicfans gab es tatsächlich auch noch Futter in Form von „Judge DREDD“ mit Silvester Stallone und der Videospielverfilmung „Mortal Kombat“ mit Christopher Lambert als Lord Raiden. Hierzulande war Anime damals der breiten Masse nur vor allem als Sailor Moon bekannt. Das es neben dem typischen TV Serien auch echte Filme gab, war nur der festen Anime- Nerdszene überhaupt bewusst. Doch ein Clip in den damaligen Charts sollte das ändern, bis dieser Clip allerdings bei uns in den Charts vertreten war, vergingen noch einmal ganze vier Jahre, denn das Wamdue Project veröffentlichte damals den Roy Melone Remix von „King of My Castle“ und im Clip waren Ausschnitte eines interessanten Anime zu sehen. Der Single lag damals sogar ein Werbeflyer von Manga Entertainment bei in dem für den Anime geworben wurde, so fand der Cyberpunk Anime, „Ghost in the Shell“ ziemlich schnell den Weg in die heimischen VHS- Player (das Ding vor DVD, Blu Ray und Stream). Interessant war hier allerdings, dass der Film damals schon 1996 durch Rapid Eye Movies den Weg nach Deutschland fand und hier aber erst einer breiteren Masse durch den Videoclip bekannt wurde. Natürlich war der Film nicht der erste Cyberpunk- Anime in Deutschland, denn Akira hatte es schon etwas früher geschafft, allerdings war Ghost in the Shell technisch völlig anders, schließlich wurden hier erstmals die klassischen Animationstechniken mit modernster CGI- Technologie vermischt und das Ergebnis war einfach beeindruckend.

13 Jahre später veröffentlichte man dann eine etwas andere Version des Films als Remaster bzw. 2.0 Version. Diese wurde in vielen Szenen mit neuem CGI Effekten versehen und bei der musikalischen Untermalung neu arrangiert. Dazu erzähle ich euch weiter unten aber mehr, jetzt soll es aber noch mal um die Geschichte gehen.

 

Geist in der Maschine
Wir schreiben das Jahr 2029, seit einigen Jahren ist es tatsächlich möglich seinen Körper durch kybernetische Teile zu verbessern. Doch hier liegen nicht die Grenzen der Kybernetik, denn wer es benötigt oder sich leisten kann, darf und kann sein Hirn komplett in einen künstlichen Körper transfreieren lassen, der Cyborg beherbergt dadurch die Seele des Menschen und verleiht bei sachgerechter Wartung ein fast unendliches Leben. Die Computerisierung ist auf einem sehr hohen Stand und natürlich auch sehr weiter verbreitet. Das dieser technologische Fortschritt auch einige Risiken mit sich bringt ist fast schon selbstverständlich, denn Cyberverbrechen sind fast schon gängiger Alltag. Eigens, um diese Verbrechen einzudämmen wurde eine spezielle Eingreiftruppe ins Leben gerufen, eine Truppe die eingreift, wenn es eine andere Sektion nicht darf- Sektion 9. Doch neben den ganzen kleineren Hackern, den üblichen Informationsverkäufen und den Brainhacks, macht der Polizei vor allem ein Superhacker da Leben schwer, denn ihm gelang es sogar die wesentlich stärker abgeschirmten Staatsbediensteten zu hacken. Besonders brisant ist die Sache auch deshalb, weil die Opfer dieser Hacks oft nicht einmal wissen das sie gehackt wurden, weil sie auch völlig neue Erinnerungen bekommen und so natürlich auch jede Spur zum Hacker verwischt wird. Das Zusammenspiel dieser Cyberverbrechen, bringt dem Hacker den Namen „Puppet Master“ ein. Da dieser Hacker scheinbar auch Einfluss auf Staatsgeschäfte nimmt, werden alle Anstrengungen unternommen ihn zu finden. Hier ist vor allem die Sektion 9 unter der Führung von Motoko Kusanagi (ein reiner Cyborg) gefragt, doch die Ermittlungen verlaufen am Anfang noch ins Leere und auch die Sektion 6 scheint hier ihren eigenen Weg zu gehen.

Der Mensch in der Maschine, ein Mensch?
Doch nicht nur das Team um Motoko und Chief Aramaki ist mit vielen Fragen und wenigen Antworten beschäftig. Gerade als Vollcyborg hat Kusangi auch so ihre nachdenklichen Minuten. So stellt sie sich oft die Frage, ob denn ein menschlicher „Ghost“ in einer mechanischen Hülle überhaupt noch ein Mensch ist. Aber auch die Frage des Seins an sich stellt sie sich immer wieder: wie frei ist sie wirklich und gibt es da draußen noch mehr als diese für sie beschränkten Muster? Im Grunde scheint ihr auf die Existenzfrage nicht nur eine Antwort zu fehlen, ihr fehlt auch etwas, um diese Frage vollends zu verstehen. Schließlich aber ist auch ein Faktor unumstritten, als Cyborg kann sie sich nicht so fortpflanzen wie es Menschen tun, diese „Reproduktion“ ist als Maschine nicht möglich und daher werfen sich bei ihr existentielle Fragen auf. Wie viel Mensch ist sie als Geist in einem Cyberkörper und wird sie je mehr sein?

Diese Frage muss sie allerdings bei den Ermittlungen im Puppet Master- Fall erstmal hintenanstellen. Allerdings ergibt sich bald auch eine Wendung in dem Fall, denn wie durch ein Wunder fällt der Sektion 9 ein entscheidendes Puzzleteil in die Hände, an dem auch die Sektion 6 ein Interesse zu haben scheint. Der Verdacht auf eine Vertuschung wird hier schnell laut und zwingt Motoko, Batou, Aramaki und Togusa an zwei Fronten zu ermitteln.

 

zum Anime
Der 79-minütige Film aus dem Jahr 1995 basiert auf dem gleichnamigen Manga von Masamune Shirow, welcher 1989 startete und eine faszinierende und dystopische Zukunft der Welt zeichnete. Die Produktion des Kinofilms, welcher auf den ersten 11 Kapiteln des Manga basiert, übernahm Production I.G und diese gaben die Regie an Mamoru Oshii. Der Regisseur, welcher für eine nachdenklichen Filme bekannt ist, zeichnete sich schon für Patlabor im Jahr 1989 und den zweiten Teil 1993 verantwortlich. Was viele gar nicht wissen, neben Production I.G waren noch Bandai Visual, Tezsuka Production und Toei beteiligt. Das Drehbuch auf Basis des Manga stammte von Kazunori Ito, während Hiroyuki Okiura das Charakterdesign übernahm.

Ein besonderes Augenmerk wurde hier natürlich auch auf die musikalische Untermalung gelegt und für den Soundtrack zeichnete sich Kenji Kawai verantwortlich. Das Besondere, das Hauptthema, dieser ist ein choraler Gesang in drei Teilen. Das Thema „Making of a Cyborg“ wird am Anfang verwendet, „Ghost City“ findet Verwendung im Verlauf des Films und das Endthema „Reincanation“ werdet ihr im Abspann hören. Besonders ist es deshalb, weil im japanischen eigentlich keine choralen Gesänge existieren, zum einen finden sich Melodien aus japanischen Volksliedern wieder und zum anderen gibt es Einflüsse aus der bulgarischen Volksmusik. Eingesungen wurden die Hauptthemen von der Min’yō-Sängerinnengruppe Nishida Kazue Shachū, zu dem ist der Liedtext in Altjapanisch gehalten und ist trotz des futuristischen Themas eher ein Hochzeitslied (wenn man nach dem Text geht).

Doch Ghost in the Shell war auch im Animationsbereich bahnbrechend, denn neben der klassischen Animationstechnik mit Folien wurden auch viele CGI Effekte verwendet. Allerdings legte man hier vor allem Wert auf das Unterstreichen viele Szenen. Gerade bei den Hintergrundeffekten wurde viel mit dem Computer gemacht um räumliche Tiefe zu erzeugen.

Der Film hat maßgeblich das Genre des Science-Fiction Films beeinflusst, besonders sieht man das am ersten Matrix Film, hier haben die Wachowski- Geschwister kein Geheimnis daraus gemacht, dass sie sich von Ghost in the Shell nicht nur haben inspirieren lassen, sondern dass sie viele Elemente wieder aufgegriffen haben.

Der Film hat dermaßen hohe Wellen geschlagen, das nicht nur ein zweiter Teil, sondern gleich zusätzlich der „Stand Alone Complex“ mit zwei Serienstaffeln und drei Filmen und der bisher neuste Ableger „Arise“ inkl. einem Film entstand. Dabei spielt der Stand Alone Complex in einem anderen Universum, weil er mit dem Kinofilm von 1995 inhaltlich nichts zu tun hat. Im Jahr 2008 kam dann eine neue Version in ausgesuchte Kinos Japans. Der Film war inhaltlich gleich wurde aber Audiovisuell komplett überarbeitet, so wurden viele Szenen durch neue CGI Effekte ersetzt, der Film erhielt ein anderes Farbschema und der Soundtrack wurde von Kenji Kawai noch einmal im 6.1 Ton neu abgemischt. Zu dem wurde die gesamte Tonkulisse mehr an den zweiten Teil „Ghost in the Shell: Innocence“ angepasst. Man machte sich in Japan sogar die Mühe den Stoff noch einmal neu zu Synchronisieren.

Hollywood griff den Originalstoff im Jahr 2017 für ein Liveaction Film nochmal auf und wurde unter Rupert Sanders als Regisseur und Scarlett Johansson als Motoko Kusanagi verfilmt. Dieser Film wurde aber schon 2008 von Steven Spielberg und den DreamWorks Studios lizensiert.

Veröffentlichungen in Deutschland
Hierzulande hat der Anime schon einige Veröffentlichungen hinter sich. So hatte PolyGram Video bzw. Rapid Eye Movies im Jahr 1996 die VHS in deutscher Synchronisation veröffentlicht. Diese deutsche Fassung entstand damals bei der Splendid Synchron GmbH aus Köln, hier wurde Batou noch von Volker Wolf und Motoko Kusanagi von Luise Charlotte Brings gesprochen. Panini Video holte sich dann im Jahr 2005 die Rechte für die DVD Veröffentlichung und ließ bei der Hermes Synchron GmbH in Berlin eine völlig neue deutsche Fassung anfertigen. Diese stach vor allem durch die vielen bekannten Sprecher aus der Serie Stargate SG 1 heraus. Hier wurden die Synchronstimmen der Anime- Serie, dem „Stand Alone Complex“, genommen. Denn hier spricht Christin Marquitan die gute Motoko Kusanagi, Batou wird von Tilo Schmitz und Togusa von Klaus- Peter Grap gesprochen. Diese Sprachfassung findet ihr bis heute auf allen Veröffentlichungen, denn 2014 erschien bei Nipponart der Film erstmals als Blu- Ray- Fassung und im Jahr darauf dann die im Jahr 2008 in Japan erschienene Remaster-Version „2.0“ auf Blu-Ray. Diese war neben vielen neuen CGI- Effekten, auch mit einem neuen Farbraum versehen, viele Szenen wirkten nun noch plastischer aber leider auch künstlicher. Jetzt wagt sich KSM Anime noch einmal an die Veröffentlichung beider Filmversionen und packt diese in ein Blechkleid auch Future- Pak genannt.

 

Fazit
Die Remastered-Version kann ich leider nicht bedenkenlos empfehlen, denn irgendwie wirken die CGI- Effekte nicht so schön wie im Original und sehen eher künstlich aus. Die Bilder „verschwimmen“ einfach nicht mehr so schön ineinander, diesmal wirken die Computereffekte eher störend und aufgesetzt. Auch die neuen Farben wollen mir einfach nicht gefallen und sind mehr als gewöhnungsbedürftig, auch wenn ein ähnliches Farbschema schon in „Innocence“ zu sehen war. Klar, sie sollen das dystopische besser herausstellen aber so ganz passen tut das alles nicht. Die neue Abmischung im Ton weiß durchaus zu gefallen aber vom Rest wird man natürlich in der deutschen Version nicht viel spüren. Wer sich das japanische Original anschaut, wird auf jeden Fall auch den Rest der Veränderungen bemerken. Sonst gilt natürlich das Fazit aus der Originalversion:

Es ist schon erstaunlich, auch mehr als 25 Jahre nach dem Release des Kinofilms, hat dieser nichts an seinem Reiz verloren. Die ständige Frage nach der Existenz und des menschlichen Seins ist auch heute noch aktuell, wenn nicht sogar absolut allgegenwärtig. Denn die Technologie entwickelt sich auch jetzt noch rasant weiter und da stellt sich schon jetzt die Frage: wie viel Mensch ist denn noch im Menschen, kann eine KI auch Leben und was ist denn Leben? Der Film versucht diesen Fragen in Form von Motoko Kusanagi, deren Geist ja in einer völlig künstlichen Hülle steckt, zu beantworten. Allerdings beantwortet die Hauptprotagonistin die Frage nicht wirklich und wenn, nur zwischen den Zeilen. Genau das ist es wohl, was den Reiz des Titels auch ausmacht, das ist wohl auch der Grund wieso Ghost in the Shell, neben „AKIRA“ als Wegbereiter des Anime in den Westen gilt.

Der Anime ist also in jeden Fall über jeden Zweifel erhaben, wer allerdings schon das Mediabook hat, sollte sich genau überlegen ob er das Futurepack benötigt, das ist nämlich nicht gerade billig, zumal der Mehrwert hier kaum vorhanden ist. Wer allerding den Mediabooks nichts abgewinnen kann und etwas „schickeres“ sucht, sollte sich das Blechkleid mal ansehen. So oder so, dieser Titel gehört in jede Sammlung!

 

wir danken KSM Anime für das Rezensionsexemplar

  • Genre: Action/SciFi/Cyberpunk
  • Entstehungsjahr: 1995/2008
  • Typ: Movie
  • Regie: Mamoru Oshii
  • Charakterdesign: Hiroyuki Okiura

zur DVD/Blu Ray

  • Sprachen: japanisch, deutsch DD 5.1- japanisch DTS-HD MA 6.1/ deutsch DTS-HD MA 6.1
  • Untertitel: deutsch
  • Extras: Bildergalerie

Ghost in the Shell 2.0

7.8

Gesamtwertung

7.8/10

Pro

  • Story hochaktuell
  • in vielen Szenen erweitert
  • gute deutsche Synchronisationen
  • neue japanische Vertonung

Kontra

  • CGI wirkt oft wie Plastik
  • Farben gewöhnungsbedürftig
  • kaum Extras auf der Scheibe

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