Girls‘ Last Tour – Durch die Einsamkeit des Krieges


Man stelle sich folgendes Szenario vor: die Welt lag über Jahre untereinander im Krieg und das hatte verheerende Folgen für Mensch, Tier, Umwelt und das Leben an sich. Denn in diesen Konflikten wurden zwar große technische Fortschritte erzielt, neue Städte gebaut, erweitert und modernisiert aber es wurde auch viel Leid geschaffen, denn eine vollkommen intakte Umwelt gibt es kaum noch, die Menschen wurden stark dezimiert und der Krieg ging nur auf Grund des Mangels an Soldaten zu Ende und was zurückblieb waren die Wracks der Fahrzeuge und Waffen. Dieser Status sorgt natürlich dafür, dass kaum noch etwas produziert wird, die einst großen Städte zerstört und verlassen sind. Nun seid ihr inmitten dieser völlig verlassenen Gegenden unterwegs, immer auf der Suche nach Material und Nahrung, denn irgendwie muss man ja auch überleben. Doch gibt es Licht am Ende des Tunnels? Diese Frage würde euch immer begleiten, denn die Umgebung ist rau und gefährlich aber auch entdeckungswürdig.

Ein ähnliches Abenteuer erleben zwei junge Mädchen in „Girls‘ Last Tour“, denn beide leben in einer kaputten Welt, immer auf der Suche nach dem nächsten Tag…

 

Unterwegs in einer kaputten Welt
Die Welt ist völlig am Ende, denn durch einen großen Krieg wurde die Menschheit an den Rand der Existenz katapultiert. Es gibt kaum bewohnbare Areale, viele Landschaften sind durch Militärschrott „verziert“ und die einst modernen Städte sind fast vollkommen unbewohnt und sich selbst überlassen. Die Menschen haben Fabriken und Fertigungsstraßen sich selbst überlassen und niemand kann die Technik überhaupt noch nutzen. Niemand? Nicht ganz, denn in all dieser postapokalyptischen Stimmung ziehen zwei Mädels ihre Runden auf einem „Kettenrad“. Getrennt von ihrer Familie, sind sie unterwegs um zu überleben. Doch um zu Leben benötigen sie Nahrung, Benzin und auch diverse andere Materialien, heißt also: ab in die Städte und die riesigen Fabrikanlagen. Das die beiden Mädels oft nicht mal wissen wo sie sind und was sie erwartet, muss hier nicht extra erwähnt werden.

Die beiden Abenteuerinnen mit den Namen Chito und Yuuri könnten unterschiedlicher kaum sein, denn während Chito eine eher ruhigere Person mit dem Hang zum Lesen ist, hat die gute Yuuri ständig Hunger und kann durchaus gut mit Waffen umgehen. Yuuri hat zu dem auch ein Faible für das Piesacken von Chito entwickelt und das sorgt natürlich immer mal wieder für kleine, aber freundschaftliche, Reibereihen. So fahren sie tagelang durch einen riesigen Industriekomplex und wissen überhaupt nicht wo sie wieder an das Tageslicht kommen, denn langsam aber sicher werden die Essensvorräte knapp. Doch während die gute Yuuri noch nuckelnd an der Hand von Chito hängt, blitzt nach einer gefühlten ewig dauernden Durststrecke, endlich ein wenig Tageslicht auf.

Beide Mädels halten drauf zu und schaffen es tatsächlich in die Freiheit, allerdings sehen beide erstmal nicht viel, denn erstens werden sie geblendet und zweitens ist scheinbar Winter, dann in der Ferne, gibt ein scheinbar altes Schlachtfeld. Hier finden sie ein Transportflugzeug, die Idee es zum Fliegen zu bringen haben zwar beide aber umsetzen lässt sich das nicht. Denn das ehemalige Flugzeug ist einfach nur noch ein Wrack, also beschränken sich beide darauf den Rumpf hinaufzuklettern und das Innere zu untersuchen. Neben diverser Munition finden sie tatsächlich auch alte Nahrungsmittel in Dosen und die Typische Armeeverpflegung in eingeschweißten Folien. Also schnell eingepackt, auf den kettenbetriebenen „Transportesel“ und weitergereist, denn der Abend naht und ein kalter Schneesturm zieht auf. Sie finden einen Unterstand in einem alten Kraftwerk. Doch wie wärmt man sich nach solch einem kalten Abend auf? Im Normallfall nimmt man ein Bad und entspannt ein wenig. In der dieser Welt gestaltet sich das etwas schwieriger, denn eine Wanne gibt es nicht und Heißwasser ist auch schwer aufzutreiben.

 

vom heißen Bad zum Kartographen
Allerding sind Chito und Yuuri recht erfinderisch, denn nach dem Auffinden einer warmen Wasserleitung, gelingt es ihnen diese anzuzapfen und sich eine improvisierte Wanne mit Wasser zu füllen. Dem Bad und der Entspannung steht nichts mehr im Weg und der Abend kann für beide gut ausklingen. Doch am Folgetag geht der Weg weiter durch eine scheinbar völlig verlassen Stadt, das besondere, die Stadt ist in verschiedene Ebenen unterteilt und um auf die hören Ebene zu kommen, müssen beide einen Weg finden, doch während der Suche begegnen sie einem jungen Herren, der sich ihnen als Kanazawa vorstellt. Während des Gesprächs und mit etwas Nachdruck durch eine Waffe, gibt er zu in der Stadt unterwegs zu sein, doch er läuft nicht ziellos herum, sondern kartographiert die Gegend auf allen Ebenen und genau das sei sein Leben. Kurzerhand beschließen die drei, gemeinsam auf eine höhere Ebene zu gehen, damit jeder sein Ziel erreichen kann. Diese eine Begegnung ist bezeichnet für die wenigen menschlichen Kontakte, welche beide Mädchen pflegen können, weil einfach keiner da ist. Allerdings wird diese Bekanntschaft nicht die einzige auf ihrer Reise in das Ungewisse bleiben. Beide gehen die auch der Frage nach: „Wo kommt der Fisch her?“ Sie werden auch weitere kleinere Abenteuer bestehen und ihren Weg machen. Doch ob sie je ein Ziel haben werden ist ungewiss, denn die Zeit in der sie unterwegs sind, ist keine Welt in der man sicherlich gerne unterwegs ist vor allem, wenn man selbst noch nicht alles weiß und es live erlernen muss.

zum Anime
Die 12-teilige Animeserie unter der Regie von Takaharu Ozaki und produziert von Studio White Fox, basiert auf dem gleichnamigen Manga von Tsukumizu, welcher von 2014 bis 2018 erschien. Im Jahr 2017 entstand der Anime, welcher in einer postapokalyptischen Welt spielt. Allerdings sieht man hier keine Gewalt oder gar den Krieg, vielmehr sieht dient die Welt als Kulisse für die Abenteuer der beiden Mädchen. Denn um genau diese Mädchen und das täglich Erlebte geht es und daher gibt es auch keine große Action, vielmehr wird der Zuschauer behutsam auf die Entdeckungsreise durch die gefallene Welt genommen. Besonders hervorzuheben ist der Charakterstil der Mädchen, denn sie wurden im Moe-Stil gezeichnet und von Mai Toda für die Serie Adaptiert. Die Musik wurde übrigens von Kenichiro Suehiro geschrieben.

Hierzulande wird „Girls Last Tour“ in deutscher Synchronisation von Universum Anime veröffentlicht. Dabei hört ihr bekannte Stimmen wie Katrin Heß (u.a. Yukari Akiyama in Girls & Panzer) und Leonie Landa.

 

zur Blu Ray vol 2
Während der ersten Volume sehen wir die ersten Schritte der beiden Mädchen auf ihrem Weg, die fast völlig verlassene Welt zu erkunden. In der zweiten Volume geht die Reise mit vielen Hürden weiter. Denn die Entdeckungsreise ist ja noch nicht zu Ende. Wie schon auf der ersten Scheibe, erwarten euch hier wieder ganze 4 Episoden von „Girls Last Tour“. Allerdings sieht es diesmal mit den Extras sehr dürftig aus, denn es gibt einfach keine auf der Disk. Auf der ersten Volume waren noch das Opening und Ending ohne Text enthalten, sowie der japanische Trailer. Auf der zweiten Volume gibt es nichts weiter zu sehen. Dafür bekommt ihr allerdings ein Booklet. Natürlich ändert sich auch nichts am Tonformat, dieser liegt nur als Stereo vor und somit fehlt leider ein wenig die Tondynamik für 5.1 oder 7.1 Soundausgaben, sehr schade. Das Bild hingegen macht auf einem Full HD TV eine sehr gute Figur und hier gibt es weder Ruckler noch Fehler.

Fazit
„Girls‘ Last Tour“ ist ein Anime der eher ruhigen Art. Denn wer trotz des postapokalyptischen Szenarios ein Feuerwerk an Action erwartet, wird eines Besseren belehrt. Denn im Grunde dient der ehemalige Schauplatz des Krieges eher als Kulisse und es geht mehr um Yuuri und Chito. Denn beide Mädchen sind auf Grund ihrer Vergangenheit eher unerfahren und stürzen sich in ihr ganz persönliches Abenteuer. Denn alles was sie neu erleben, müssen sie erst selbst wirklich entdecken: wie die Reparatur ihres Fahrzeuges oder die Erkenntnis, dass man mit einem Flugzeugfrag (mit Löchern im Rumpf) eben nicht mehr fliegen kann. Die „letzte“ Tour der Mädels, lässt sich eher als eine Art Roadmovie bzw. Serie beschreiben, denn 12 Episoden lang erlebt ihr die Entdeckungen der beiden Freundinnen. Das es hier und da auch mal einige Schmunzler und Lacher gibt, bleibt tatsächlich nicht aus. Auch der Stil des Anime, was die Charakterzeichnungen betrifft, ist sicherlich erst einmal gewöhnungsbedürftig, doch nach zwei Episoden durchaus gut anzusehen. Gerade die CGI Effekte, welche bei Übergängen oder engen Räumen gezeigt werden, sind sehr schön anzusehen. Die deutsche Vertonung kann sich übrigens wirklich hören lassen, hier gibt es eigentlich nichts zu meckern, denn sind wir mal ehrlich: recht machen kann man es niemanden. Mir persönlich gefällt, was ich da höre. Auch sonst ist Girls Last Tour mit 12 Episoden durchaus gut schaubar und für einen ruhigen Animeabend durchaus zu gebrauchen. Allerdings würde ich gerne mehr über die Hintergründe des Krieges erfahren und hier bleibt der Titel recht still, das ist sehr schade. Trotz alles ein sehr schöner Anime mit Unterhaltungswert und ernstem Unterton.

 

wir danken Universum Anime für das Rezensionsexemplar

  • Genre: Drama/Abenteuer
  • Entstehungsjahr: 2017
  • Typ: Serie
  • Regie: Takaharu Ozaki
  • Charakterdesign: Mai Toda

zur DVD/Blu Ray

  • Sprachen: japanisch/deutsch DD 2.0 – DTS HD Master 2.0
  • Untertitel: deutsch
  • Extras: Booklet, textless Opening und Ending, original Trailer, Schuber (Erstauflage)

Girls' Last Tour

8.1

Gesamtwertung

8.1/10

Pro

  • schön anzusehen
  • kurzweilig
  • teilweise witzig
  • regt etwas zum Nachdenken an
  • gute deutsche Synchronisation

Kontra

  • leider fehlender Background

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