Klopf Klopf 90er – Bravely Default 2



Eines muss ich hier schon mal vorweg schieben „Bravely Default 2“ ist jetzt tatsächlich der echte zweite Teil der jetzt dreiteiligen Reihe für 3DS und nun Nintendo Switch. Ich schrieb im Jahr 2016 nämlich folgendes:

Im Jahr 2016 beschenken uns Square Enix und Silicone Studios nun mit der Fortsetzung des ersten Teils, kein Wunder, war doch der erste Ableger, trotz der Kritik sehr erfolgreich

Doch „Bravely Second war gar nicht der Nachfolger, sondern eher eine Art Sidestory, obwohl die Geschichte des Erstlings durchaus fortgesetzt wurde. Doch seit dem 26.02.2021 gibt es ihn nun, den offiziellen zweiten Teil der Reihe und das auch für die Nintendo Switch. Allerdings erzählt der zweite Teil eine völlig eigene Geschichte. So müsst ihr nicht zwingend die ersten Ableger gespielt haben, nur wenn ihr voll beim Kampfsystem durchsteigen wollt, solltet ihr auf jeden Fall schon mal die Vorgänger gespielt haben.

Angespült am Strand
Eine wispernde Stimme, viel Wasser und ein weiches Hineingleiten auf den Strand, das ist der Start der Geschichte. Denn ein junger Mann, also ihr, werdet am Strand des Königreichs Halcyonia angespült. Fast ohnmächtig nehmt ihr noch wahr, dass ihr von einem alten Herrn und einer jungen Frau gefunden werdet. Beide reden von einem Licht, ein Zeichen des Lichts oder etwas Ähnlichem. Wenig später kommt der Held in einem Zimmer wieder zu sich. Vergessen wie ihr heißt, wo ihr herkommt und was ihr wirklich könnt, werdet ihr von der jungen Dame namens Gloria umsorgt. Schnell stellt sich heraus, dass ihr ein Schiffsbrüchiger Seefahrer namens Seth seid und Gloria eine ehemalige Prinzessin ist. Sie selbst hat ihr Königreich verloren und ist Gast des hiesigen Königs.
Bei den Nachforschungen zu seinem Schiffbruch, trifft Seth auf die zwei Söldner Elvis und Adele, wobei Elvis selbst ein Schwarzmagier und Adele eine Kämpferin ist. Schnell freunden sich die Drei an und werden auch in die ersten Kämpfe verstrickt. Während dieser Ereignisse wird Gloria entführt und ihr Begleiter Sir Sloan verletzt.
Ihr macht euch nun auf die Suche nach der Prinzessin, denn schließlich müsst ihr, so erfahrt ihr, die vier Elementkristalle finden, um das Gleichgewicht der gesamten Welt wieder herzustellen. Denn diese Kristalle sind in falsche Hände geraten und die Welt gerät aus den Fugen, Kriege werden angezettelt und die Habgier greift um sich.

Klopf, Klopf, die 90er wollen ihr RPG zurück
Wie ihr schon lest orientiert sich die Geschichte mit wenig Tiefgang sehr an den JRPGs der Ende Neunziger Jahre ala Final Fantasy usw. Es gibt wie immer die typische Truppe: ein angehender Held, der sein Gedächtnis verloren hat, eine Prinzessin die für das Gute kämpft, die obercoole Kämpferin die sich nichts sagen lässt und ein Magier der nach Wissen sucht, um seine Fähigkeiten zu verbessern. Natürlich gibt es die typische Gruppendynamik, in der sich einige der Helden verbal immer wieder auf die Fresse hauen. Das zusammen mit der flapsigen Sprache und Übersetzung, bringt den Spieler tatsächlich in die 1990er Jahre zurück.

Zurückhaltung & Offensive
Wie schon in den ersten beiden 3DS- Ablegern, fügt sich das Kampfsystem aus verschiedenen Taktiken zusammen. Es gibt in den Kämpfen die namensgebenden Brave- und Default- Befehle, welche euch einen aktiven Einfluss in das Kampfgeschehen erlauben. Seid ihr also in einem Kampf, welcher ja Rundenbasierend ist, habt ihr sogenannte „Brave-Points“, einen davon bei jeder Runde des Gefechtes. Nun könnt ihr mit Hilfe des Brave- Befehls aus dem Muster komplett ausbrechen und eure Helden können pro Runde, bis zu vier Mal angreifen. Allerdings hat diese Funktion einen Haken, ihr rutscht ins Minus und könnt eure Protagonisten so lange nicht bewegen, bis sich die Brave-Points in den Runden wieder aufladen. Das kann strategisch sicherlich sinnvoll sein, kann sich aber bei einem schlechten Timing für euch auch rächen, so bleibt euch dann eventuell nichts anders übrig als dem Tod eurer Helden zuzusehen. Denn eure Widersacher können es nämlich ähnlich handhaben und euch so richtig aufs Dach steigen.
Dieses Minus kann man aber umgehen, dafür gibt es den „Default-Befehl“, mit diesem setzt ihr eine Runde aus und könnt so euren Zähler füllen und so aus den Vollen schöpfen. Dabei ist es sogar möglich viele Runde auszusetzen und dann mit einem Hieb gleich mehrere Male anzugreifen ohne dabei in den Minusbereich zu rutschen. Auch das Tempo ist im Kampf bestimmbar, so ist es euch Möglich den Kampf entweder zu beschleunigen, was vor allem Vielzockern zu Gute kommen dürfte und könnt es auch für verlangsamen. Damit nicht genug, ist es in Bravely Default 2 teilweise echt wichtig eure Helden genau im Auge zu behalten und deren Fähigkeiten gut zu kombinieren. Bei kleineren Gegnern ist das weniger wichtig aber bei den Endbossen sollet ihr vor allem die Jobs eurer Helden gut durchmixen. Natürlich könnt ihr auf der Oberweltkarte auch Gegner, welche euch eventuell zu stark erscheinen auch umgehen, denn sie sind immer zu sehen. Vorsicht ist hier allerdings geboten, denn in der Nacht gibt es mehr Gegner auf der Karte und sie bewegen sich auch unterschiedlich schnell.

Jobsystem
Wie schon in den beiden anderen Ablegern, habt ihr auch hier die Möglichkeit eure Charaktere in verschiedene Jobs zu stecken. So gibt es neben dem Freiberufler, welcher ja sehr flexibel ist, auch den Weißmagier (mit Fokus auf Heilung, Schutz usw.), Mönch, Vorkämpfer oder auch den Schwarzmagier (Fokus hier, die Angriffsmagie wie Feuer, Eis und mehr) und noch einige mehr. Um diese Fähigkeiten bzw. Jobs freizuschalten muss man sogenannte Asteriske sammeln, das sind magische Kristalle die dem Träger besondere Fähigkeiten verleihen. Zum Beispiel kann ein Dieb sich schneller und weniger bewegen auch das Bestehlen von Gegner geht sehr gut von der Hand. Der Bestienmeister kann wilde Tiere zähmen und diese dann auf Gegner loslassen und so geht es weiter.

Hier bietet sich tatsächlich im Verlauf des Spiels an eure Helden mit unterschiedlichen Hauptjobs und verschiedenen Nebenjobs zu versehen. Denn nur wenn ihr euren Mix gefunden habt, schafft ihr auch die Zwischen- und Endgegner wesentlich besser. Fixiert ihr euch nämlich zu sehr auf eine Job-Klasse für eure Heldenparty, seid ihr bei einem starken Gegenspieler mehr als verloren. Denn Bravely Default II bereitet euch auf solche Momente einfach nicht vor, jeder Gegner auf den Karten wirkt leicht, egal wie euer Setting aussieht. Das große Erwachen kommt dann immer bei Endgegnern, welche euch einfach platt machen. Cool ist hingegen, dass ihr in einigen Abschnitten einen Helfercharakter dazu bekommt, welcher euch hier und da auch mal aus brenzligen Situationen heraushelfen kann.

Zusätzlich zu eurer Ausrichtung der Charaktere und der Hauptgeschichte, habt ihr auch hier die Möglichkeit in den Städten und Dörfern weitere Aufgaben anzunehmen. Leider beschränken sich diese Aufgaben nur auf bestimmte „hol mir dies und bekomme das“ Themen. Allerdings gibt es hier und da auch mal mehr oder weniger nützliche Dinge zum Abstauben.

Niemals zu viel aufbürden
Je nach Job könnt ihr auch diverse Plätze für passive Fähigkeiten hinterlegen und eure Rüstung u.ä. anpassen. Hier solltet ihr aber genau auf die Gewichts- bzw. Tragkraft- Auslastung achten. Denn jede Ausrüstung hat auch Gewicht und wirkt sich dementsprechend auch auf eure Tragkraft aus. Seid ihr zu schwer agiert eurer Kämpfer nämlich wesentlich ungelenker und Träger, er wird mehr oder weniger leichter zum Opfer. Anmerlung: dafür sind eure Körperattacken aber stärker.

Grafik gewohnt aber HD
Grafisch orientiert sich der neue Titel sehr stark an seinen Vorgängern, auch wenn dieser auf der Unreal Engine läuft. So wurden die Städte in dem gleichen Stil modelliert wie die 3DS- Ableger, das sorgt für eine einzigartige Optik. So wirken Häuser, trotz 3D Modell, wie handgezeichnet da sie aussehen wie auf Papier und mit Kreidestiften skizziert und koloriert. Auch die Kameramechanik wurde aus den Vorgängern übernommen. So zoomt die Kamera erst heran, wenn ihr euren Charakter auch durch die Stadt bewegt. Die Charaktermodelle hingegen sind in „Super Deformed“ dargestellt, der Stil ist immer noch gewöhnungsbedürftig und sicherlich nicht für jeden etwas. Lobend anzumerken ist aber, dass ihr mit jeder Veränderung eurer Jobs, sich auch das Outfit komplett ändert. So habt ihr immer eine optische Veränderung, wenn Job oder Waffe sich ändern.

Sound-Geklingel
Bei der musikalischen Untermalung gibt es die gewohnte JRPG- Kost, vor allem die Kampfmusik geht dabei ins Ohr ist aber auch schnell wieder vergessen. Das ist durchaus positiv zu sehen, denn die Musik ist nicht zu aufdringlich aber hebt sich auch nicht von anderen Spielen besonders ab. Bei der Sprachausgabe habt ihr die Wahl zwischen der japanischen Sprachversion und der wirklich guten englischen Vertonung. Bei der englischen Version fallen vor allem die vielen Dialekte auf und das klingt am Anfang recht ungewohnt aber passt sehr gut zu den Figuren. Leider gibt es keine deutsche Sprachfassung, dafür aber deutsche Untertitel.

Was gibt es sonst noch
Einen echten Online- Koop gibt es leider nicht, dafür bekommt ihr aber einen Modi, in dem ihr währen eurer Abwesenheit Items und Erfahrung sammelt. Denn im Verlauf des Spiels habt ihr die Möglichkeit eure Truppe auf Schiffsreisen zu schicken. Habt ihr diese Funktion gewählt und eure Konsole ist im Standby, segelt eure Truppe los und sammelt Erfahrungspunkte und Items in der weiten Netzwelt da draußen. Wichtig dabei, ihr solltet im Spiel drin sein und dann die Konsole in den Standby schicken, auch das Spielen von anderen Games geht dann natürlich nicht.
Dann gibt es noch das optionale Sammelkartenspiel B&D, also Blockieren und Dominieren. Hier kann man gut und gerne auch mal viel Zeit verbringen.

Fazit
Ist Bravely Default 2 nun DER große Wurf in Sachen klassischen Rollenspiel oder ist es gewohnte Kost in einem modernen Kleid? Eines sollte klar sein, Bravley Default 2 wirkt auf jeden Fall ein wenig aus der Zeit gefallen, zumindest wenn man sich den Spieltext durchliest. Ja rundenbasierende Kämpfe klingen erstmal nicht so geil, doch dank des Brave- und Default- Kniffs, wirkt es etwas frischer als es klingt. Allerdings verschweigt euch das Spiel den harten Grind, den ihr vor euch haben könntet (je nach Spielstil), wenn ihr auch nur ein Licht gegen Bosse sehen wollt. Was allerdings gefällt ist die Optik und die sehr gute englische Vertonung. Leider spendiert uns Square hier wieder mal keine deutsche Tonspur, was ich sehr schade finde, denn das Spiel lebt vor allem auch durch die Interaktionen der Charaktere untereinander. Sicherlich verkraftbar aber eben schade aber es gibt zumindest deutsche Texte.

Was ich besonders positiv hervorheben möchte, der aktuelle Teil hat in Sachen Story nichts aber auch gar nichts mit den anderen Titeln gemeinsam. Es wird nämlich eine komplett eigene Geschichte erzählt, auch wenn es die typische „Held hat sein Gedächtnis verloren und ist der Auserwählte“ Geschichte ist. Trotzdem unterhält das Spiel durchaus viele lange Stunden. Wenn man dann noch wirklich alles grinden will, seid ihr locker 80- 120 Stunden am Start. Das Spiel ist also vor allem dann für euch geeignet, wenn ihr die Vorgänger schon kennt oder allgemein auf Rundenbasierende JRPGs steht. Einige werden sich sicherlich auch ein wenig an den SD- Charakteren stoßen und das Spiel als angestaubt empfinden. Auf jeden Fall zumindest vorher mal zur Probe spielen.

 

wir danken Nintendo für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares

 

  • Genre: JRPG
  • Entstehungsjahr: 2020/2021
  • Plattform: Switch
  • Hersteller: Claytech Works
  • Publisher: Nintendo/Square Enix

zum Spiel

  • Sprachen: englisch/japanisch
  • Untertitel: deutsch
  • Spieler: 1

Bravely Default 2

7.6

Gesamtwertung

7.6/10

Pro

  • HD Optik
  • interessanter Artstyle
  • toller Soundtrack
  • keine Randomencounter
  • gute englische Sprachausgabe

Kontra

  • zu viel Grind
  • Story zu dünn
  • typisches JRPG Gefühl

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