Kurzzeithorror – Junji Ito Collection



Ein heller Nebel, zieht sich langsam durch einen dunklen Wald, wie eine Schlange sucht sich der Dunst seinen Weg durch die Lücken zwischen den Bäumen. Da, ein seltsames Geräusch und plötzlich zieht eine dunkle Gestalt durch den dichten Nebel des Waldes. Doch was ist das? Die Konturen sind im seichten Licht des Mondes durchaus zu erkennen und es sieht nicht aus wie ein Mensch. Da, schon wieder ein Geräusch, es klingt wie Holz was bricht, doch es hallt durch den ganzen Wald und am Ende des vom Dickicht hört sich das Geräusch plötzlich ganz anders an.

Jetzt stellt ihr euch sicherlich die Frage wieso das da oben steht. Naja, das Review was ihr gerade lest, entsteht im Oktober, in eben diesem Monat welcher am 31. Tag in der Halloween- Nacht gipfelt. Ja, genau die Nacht, die Nacht des Schreckens, in der sich die Menschen gegen die Mächte aus der Unterwelt stemmen. Verkleidet ziehen sie dabei durch Städte und sammeln Süßigkeiten. Bis es dann passiert und die Halloweennacht über sie hineinbricht…

viele kleine Geschichten
Ein etwas seltsamer Junge steht in einem dunklen Wald, mit weit aufgerissenem Mund und hellem Gelächter schlägt er mit Nägeln eine Puppe an einen Baum. Sein irrer und dunkler Blick hat nichts Gutes zu verheißen, denn die Puppe erinnert an einen Klassenkameraden von ihm. Wer dieser irre Junge mit dem Hammer ist? Es handelt sich um den Außenseiter Souichi und fühlt sich von seinen Mitmenschen und vor allem auch von seiner Familie immer schlecht behandelt, missverstanden und ausgegrenzt. So nistet sich in seinem Kopf ein, dass er etwas besonderes ist und es scheint auch so. Denn er selbst scheint die Gabe zu haben andere Menschen per Voodoo- Zauber und mittels Puppen, quäle zu können. Allerdings scheint es noch eine viel größere Macht zu geben, die es auf ihn abgesehen hat.

Eine seltsame Krankheit geht um, die vor allem Kinder befällt. So auch die junge Maria, denn das junge Mädchen ist von der „Puppenkrankheit“ befallen. Diese Krankheit scheint die Gliedmaßen der befallenen Menschen zu lähmen und langsam aber sicher werden sie steif wie eine Puppe und sterben schlussendlich. Auch Marias Elter wissen wie die Krankheit endet und versuchen sich darüber hinweg zu trösten, dass ihr Kind immer eine wundervolle Puppe sein wird. Doch es kommt anders, denn das junge Mädchen verwandelt sich weiter in etwas Seltsames.

Krankenhäuser sind keine schönen Orte, vor allem wenn es einen selbst betrifft. Besonders schlimm ist es immer dann, wenn man selbst feststellt, dass eventuell eine OP die letzte Chance auf Heilung zu sein scheint und trotzdem die Aussichten trüb zu sein scheinen. So ähnlich ist das auch bei der jungen Mami, sie soll operiert werden. Eines Tages erzählt sie ihrem behandelnden Arzt von dem personifizierten Tod und das er sie besucht hat. Für sie ist die Sachlage klar, sie wird ihre Krankheit nicht überleben und sterben. Allerdings fleht sie ihren Arzt, Dr. Kuroda, an sie zu retten und er versucht sie zu beruhigen. Den Mann den sie gesehen hat, ist eine anderer Patient auf der Station, dieser geht ab und zu durch die Gänge. Mukoda, wie der Patient heißt, hat schreckliche Alpträume und behauptet stets das diese Träume immer länger dauern und das obwohl er nur nachts Schläft. Erst glauben ihm die Ärzte nicht, doch es scheint tatsächlich so zu sein, dass sich mit jeder Nacht seine Träume verlängern, denn äußerlich machen sich seltsame Symptome bemerkbar- er altert tatsächlich und nicht nur in seinen Träumen, die sich für ihn wie Jahrzehnte anfühlen. Die Ärzte sind ratlos und zu dem machen sie eine seltsame Entdeckung.

Ratschläge bei einer Wahrsagerin einzuholen ist für viele Menschen eine förmliche Alltäglichkeit. Oft geht es dabei natürlich auch um die verschmähte oder noch nicht getroffene Liebe. In Nanchou-shi erzählt man sich allerdings seltsame Geschichten eines hübschen Jungen an einer Kreuzung, der einen wohl wahrsagt und dann wieder verschwindet. Gerade wenn es um die Früchte der Liebe geht, ist er wohl genau der richtige Typ. Doch seitdem man sich diese Geschichten erzählt, gibt es auch immer wieder tote junge Frauen, die scheinbar an einer Kreuzung offenbar Suizid begangen haben. Die Motive sind ungeklärt und auch sonst ist darüber wenig bekannt, denn die Mauer des Schweigens von offizieller Seite ist recht hoch. Doch auch der 16- jährige Fukata Ryuusuke hat von diesen Gerüchten gehört und erinnert sich an seine Kindheit zurück. Denn er ist mit seinem Vater vor kurzem wieder in den Ort gezogen und hat vor 10 Jahren hier schon einmal gelebt. Genau vor zehn Jahren begegnete er an einer Kreuzung einer seltsamen Frau, die ihn erschreckte. Sie, verstoßen und schwanger aber noch immer in Liebe zu ihrem Ex-Freund, fragt den Jungen ob ihre Liebe je Früchte tragen würde, obwohl er sie doch verstoßen hat. Völlig verstört beschimpft er die Frau und rennt weg. Tags darauf liegt diese Frau tot und blutverschmiert an der Kreuzung. Da diese Frau auch einem besonderen Verhältnis zu ihm, bzw. zu einer Klassenkameradin von ihm stand, liegt die Vermutung nahe, dass er irgendwie mit diesen Wahrsager- Gerüchten durchaus in Verbindung stehen könnte. Bei dem Versuch der Sache auf den rund zu gehen geschehen seltsame Dinge…

noch mehr Horrorstorys
Natürlich erleben wir als Zuschauer nicht nur die oben genannten Geschichten, sondern bekommen solche und ähnliche schreckliche Horrorstorys vorgesetzt. Zum einen geht es um eine Puppenspieler- Familie, in der sich die Frage stellt, wer denn die Fäden wirklich in der Hand hält. Zum anderen ein Mädchen, das erst lebenslustig ins Leben schreiten und viel redet und plötzlich nicht mehr spricht und sich irgendwie verändert. Hier sind vor allem Nacktschnecken im Fokus. Eine wieder andere Geschichte erzählt von seltsamen Löchern in Körpern von Menschen, einem kuriosen Artefakt und dem damit verbundenen Sterben der betroffenen Menschen.
Mehr aus diesem Geschichtenpool will ich gar nicht verraten, nur das euch eine ganze Reihe Ängste in Kurzform erwarten.

zum Anime
Die 12- teilige Horror Anthologie plus der OVA, basieren auf den Manga- Werken des Horror- Mangaka Junji Ito. Dabei wird allerdings keine durchgehende Geschichte erzählt, vielmehr bekommt ihr in jeder Episode zwei kleine Geschichten erzählt, welche aus den Werken Ito’s entliehen sind.

Produziert wurde der Anime im Jahr 2017 vom Studio Deen, in Co-Produktion mit Crunchyroll. Die Regie übernahm Shinobu Tagashira, er war auch maßgeblich für die Adaption des Charakterdesigns zuständig. Das Drehbuch stammte aus der Feder von Kaoru Sawada, während Hozumi Gōda die Musik komponierte. Basieren tut die Anthologie auf insgesamt zwei Werken Ito´s, nämlich einmal auf der „Junji Ito Masterpiece Collection“ mit insgesamt 11 Bänden und dem Einzelband „Fragmenten des Grauens“. Hierzulande wird die Kollektion von KSM Anime in einer Gesamtbox veröffentlicht, dabei stellt der Anime ein Teil der Lizenzen dar, die von dem Streaminganbieter Crunchyroll stammen. Natürlich bekommt ihr hier die japanische Originaltonfassung mit deutschen Untertiteln und eine in deutscher Sprache synchronisierte Version. In der deutschen Version hört ihr unter Anderem Sebastian Fitzner als Soichi, Alice Bauer in der Rolle von Tomie und Fabian Kluckert als Makita. Die Liste der Sprecher liest sich gut und sie klingen auch gut. Die Kollektion kommt als limitierte DVD und Blu Ray Box in einem schicken Schuber in den Handel.

Fazit
Junji Ito gilt in Japan als der Meister des Horrors. Einige von euch dürften sein Werk Uzumaki und auch Gyu kennen, denn beide Titel sind in Manga- und auch Animeform auch hierzulande schon erschienen. Nun reiht sich pünktlich zu Halloween auch die Junji Ito Collection in die Veröffentlichungen ein. Allerdings gibt es hier auf drei DVD oder Blu Rays alle bisherigen insgesamt 13 Episoden in denen meist zwei Geschichten je Episode abgehandelt werden. Ist der Anime nun gruselig? Eine sehr gute Frage, es gibt tatsächlich Episoden bzw. Geschichten, die zwar ekelig sind und dadurch einen gewissen Horror versprühen aber dennoch durch die Kürze hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben. Dann sind da noch Folgen, welche eher witzig und weniger gruselig daherkommen und eben Storys die durch ihre Alltagssituationen in Verbindung mit nachvollziehbaren Horrorelementen durchaus glänzen können aber auch hier bleibt das Potential leider ungenutzt. Das liegt immer ein wenig an der Kürze der erzählten Geschichten. Jede der Episoden hat ca. 24 Minuten und innerhalb dieser Zeit werden zwei Horrorstorys erzählt, mal eine länger und mal eine kürzer davon.

Die deutsche Vertonung an sich, kann sich vom Cast hören lassen, allerdings klingen viele Szenen etwas fehlbesetzt bzw. Figuren älter oder einiges ist unfreiwillig komisch, weil es wie vorgetragen daherkommt. Das kann allerdings auch daran liegen, weil die Episoden kurz sind und sich daher kein kaum einer der Sprecher richtig entfalten kann. Trotzdem kann man die deutsche Version hören und wird gut unterhalten. Wer die Manga Reihen von Junji Ito kennt, wird viele Geschichten hier wiedererkennen und feststellen, dass im Manga mehr Raum war um sich künstlerisch auszutoben. In Animeform will der Horror oft nicht ganz überspringen aber die Animationen sind gut gelungen und viele Szenen tatsächlich recht detailliert am Manga. Wenn ihr also auf kleine Horrorsnacks steht, solltet ihr auf jeden Fall mal Probeschauen.

 

wir danken KSM Anime für das Rezensionsexemplar

  • Genre: Horror
  • Entstehungsjahr: 2017/2018
  • Typ: Serie
  • Regie: Shinobu Tagashira
  • Charakterdesign: Shinobu Tagashira

zur DVD/Blu Ray

  • Sprachen: japanisch DD 2.0, deutsch DD 5.1/ japanisch  DTS-HD MA 2.0, deutsch DTS-HD MA 5.1
  • Untertitel: deutsch
  • Extras: 6-seitiges Digipack, Bildergalerie

Junji Ito Collection

7.1

Gesamtwertung

7.1/10

Pro

  • viele Horrorgeschichten
  • gute Animation
  • alles in einer Box

Kontra

  • Qualität der Storys durchwachsen
  • viel Potential ungenutzt

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