Wir als Konsumenten eines Zeichentrickfilms oder eines Anime kennen meist die Synchronsprecher, den Charakterdesigner, den Regisseur und eventuell das Studio, sowie das eventuelle zugrundeliegende Originalwerk des aktuellen Lieblingstitels. Wir genieĂen nur noch, kein Wunder, wird es doch immer einfacher ein Werk direkt zu bekommen. SchlieĂlich schmeiĂen ja die Publisher in Kooperation mit den Produktionsstudios mit Simulcasts nur so um sich. Bei all der Vorfreude vergisst man hĂ€ufig einfach wie umfangreich solch eine Produktion von der Idee, ĂŒber das Entwickeln der Story und des Storyboards, bis hin zum fertigen Produkt ist. Da hĂ€ngt so viel dran, denn nicht nur Charakterdesigner und Regisseure sind tĂ€tig, es gibt dann da noch Keyframeanimatoren, Hintergrunddesigner, Animationsupervisor und viele mehr Stellen, welche an solchen Produktionen beteiligt sind. Das bei der Erstellung von den Filmen oder Episoden nicht nur Ăberstunden anfallen versteht sich von selbst, denn innerhalb eines Produktionsprozesses können sich viele Dinge Ă€ndern und dann mĂŒssen viele Sachen noch einmal von vorne geschaffen werden, dieser Prozess wir auch gerne âtrail and errorâ genannt. Einen kleinen Einblick in eine Animeproduktion bekommen wir in Shirobako.
Die Geschichte beginnt in einer Oberschule an der es einen Animationsclub gibt und fĂŒnf taffe MĂ€dels mit ihren besonderen TrĂ€umen und einer Leidenschaft produzieren gerade einen eigenen kleinen Anime, welcher auf der Abschlussfeier gezeigt werden soll. Nach dieser Vorstellung ist die Schulzeit vorbei und alle fĂŒnf MĂ€dchen wollen gerne in den Animationsberuf, jeder in seinem Spezialgebiet und sie haben einen gemeinsamen Traum, einen eigenen Anime produzieren.
Wir begleiten vor allem die gute Aoi Miyamori einige Jahre spĂ€ter im Animationsstudio Musashino Animation als Produktionsassistentin fĂŒr die neue Animationsserie âEXODUSâ, dabei ist sie fĂŒr die Koordination vieler der Episoden verantwortlich und muss die Zusammenarbeit der Keyanimatoren, Szenenzeichner usw., managen. Kein einfacher Job, denn jeder der Zeichner und Animatoren steht fast fĂŒr eine eigene Abteilung. Dass es da zu diversen Reibungen kommt, ist normal und hier muss auf jeden Fall koordiniert werden. Gut das Aoi ihre Freundin und Keyanimatorin Ema Yasuhara mit in der Firma hat. Allerdings sehen sich beide nur eher selten und recht kurz, trotzdem pflegen sie eine gute freundschaftliche Beziehung. Doch beide holt der Arbeitsalltag und der Produktionsstress immer wieder ein. Erst will ein Animationssupervisor nicht mehr zeichnen und ganz aussteigen, dann kommt der Regisseur nicht mit seinem Storyboard aus dem Knick und die damit verbundenen Synchronisationsarbeiten könnten sich auch verzögern. Jede der Szenen will auch noch kontrolliert werden, das versteht sich da von selbst und nimmt auch noch Zeit in Anspruch.
Am Anfang sind die Abgabetermine noch recht gut einzuhalten, auch weil Aoi einige BotengĂ€nge komplett selbst erledigt, als dann aber komplette Ănderungen an den eigentlich schon fertigen Animationen erfolgen sollen wird es das erste Mal knapp. Denn der Regisseur kann sich nicht mit eine seiner Hauptfiguren anfreunden, weil er aber auch niemanden gesagt hat, wie er sich den Charakter vorstellt, kann das natĂŒrlich keiner Wissen.
Dann ist noch die angehende Synchronsprecherin und ebenfalls Freundin Shizuka Sakaki, da sie selbst noch keine groĂe Sprecherrolle in einer Animeproduktion bekommen konnte jobbt sie nebenher in einer kleinen Bar. So verdient sie sich ein wenig Geld und hofft auf einen groĂen Wurf im Business. Auch Misa TĆdĆ hat es geschafft im Animationsbereich tĂ€tig zu werden, sie beschĂ€ftigt sich mit 3D Animationen und ist fĂŒr verschiedene Animetitel zustĂ€ndig. Allerdings stöĂt die 3D Animation immer mal gerne mit den Zeichnern der klassischen Animationen zusammen und da kommt es gerne und oft mal zu Reibereien. Eine Letzte Person im Bunde ist ja noch ĂŒbrig und das ist Midori Imai, sie studiert noch Kunst an der Uni und will ebenfalls in den Animationsbereich.
So gehen alle nach ihrem Schulabschluss also relativ normalen Jobs nach und diese sind mit dem ĂŒblichen Stress belegt aber jeder hat so seinen Traum und will sich weiter entwickeln. Nur die gute Aoi scheint ein wenig festzuhĂ€ngen, geht in ihrem Job aber tatsĂ€chlich etwas auf. Allerdings hat sie Angst, dass sie eben keinen Traum hat, den sie verwirklichen kann. Doch Moment, gab es da nicht einen Traum aller fĂŒnf MĂ€dels?
zum Anime
Der 24teilige Anime entstand im Jahr 2014 unter der Regie von Tsutomu Mizushima und wurde von Warner Entertainment und dem Studio PA Works produziert. Der Name âShirobakoâ steht fĂŒr die Vorabvideos zu Zeiten der VHS, welche an die Mitarbeiter gegeben wurden. Diese wurden immer âwhite boxesâ genannt. Auch heute noch werden diese Boxen so bezeichnet obwohl entweder Discs oder andere digitale DatentrĂ€ger enthalten sind.
Das Drehbuch zu dem Anime stammt ĂŒbrigens von Michiko Yokote (Drehbuch zu âOh! My Goddess Movieâ) und auch von Tsutomu Mizushima (Girls & Panzer der Film) wĂ€hrend das Charakterdesign von Kanami Sekiguchi (Angel Beats!, Fullmetal Alchemist: Der Eroberer von Shamballa). Die musikalische Untermalung wurde von  ShirĆ Hamaguchi (Tari, Tari, Girls und Panzer, Oh! My Goddess) geschrieben. In den ersten 12 Episoden wurde das Opening von Yoko Ishida und dem Titel âColorful Boxâ eingesungen. Das Ending Theme âAnimetic Love Letterâ wurde eingesungen von Juri Kimura, Haruka Yoshimura und Haruka Chisuga. FĂŒr die spĂ€teren Episoden gab es denn die Openings “Takarabako (Treasure Box)” von Masami Okui und “Yama Harinezumi Andes Chucky” von Miyuki Kunitake. Ein weiteres Ending mit dem Titel “Platinum Jet” wurde dann von Donuts Quintett (Kimura, Yoshimura, Chisuga, Asami Takano und Hitomi Ćwada) gesungen.
Im gleichen Jahr erschien auch ein zweibĂ€ndiger Manga von Kenji Sugihara (Text) und Mizutama (Illustration) und im Jahr 2015 ein Roman, geschrieben von Michiko ItĆ, Hajime Tanaka. Zwei weitere OVAs mit dem gleichen Produktionsteam wurden 2015 noch zusĂ€tzlich veröffentlicht.
Hierzulande wird der Anime mit deutscher Synchronisation von KSM Anime veröffentlicht und erscheint auf DVD und auch in HD auf Blu Ray. In den Hauptrollen hört ihr Jamie Lee Blank als Aoi, Lisa May-Mitsching als Ema, Victoria Frenz als Shizuka, Laura ElĂel als Misa und Winnie Brandes als Midori. In den kleineren Rollen könnt ihr u.a. Rieke Werner, Martin Bross, Sascha von Zambelly, Fabienne Hesse, Volker Niederfahrenhorst und Meri Dogan hören.
Fazit
Ich erinnere mich noch an den Anime House Titel âKuromiâ der auf ĂŒberspitze Art und Weise einen Einblick in die Produktion eines Anime und dem damit verbunden Stress gab. Shirobako greift dieses Grundkonzept wieder auf und streckt das Ganze auf 24 Episoden, allerdings geht es hier weniger um eine einzelne Person, sondern mehr um die TrĂ€ume und Ziele verschiedener Menschen, hier von fĂŒnf Freundinnen. Die Charaktere dĂŒrfen sich innerhalb der ihnen verbleibenden Zeit, entwickeln. Zu dem zeigen sie dem Zuschauer ihre Motive und wir bekommen so einen relativ realitĂ€tsnahen Einblick in die Produktion eines Anime. Klar, hier und da wird gerne mal eine Tatsache etwas ĂŒberspitzt aber alles wirkt trotzdem recht glaubwĂŒrdig, angefangen von persönlichen Differenzen, ĂŒber faul erscheinende Regisseure bis hin zu eingefahrene Zeichnern. Die damit verbundenen engen Deadlines, sind nicht erfunden sondern die harte RealitĂ€t bei solchen Produktionen. Trotzdem haben alle noch TrĂ€ume und das ist menschlich und genau hier holt euch der Anime ab. Am Anfang dachte ich auch, das kann nix werden, weil es so dahin tröpfelt und dann ist man schon bei Episode 6 und will dann auch weiterschauen, obwohl man schon bei Episode zwei ausschalten wollte. Doch jetzt ist es interessant und auch witzig, man fiebert mit und ist mitten in der Sucht nach mehr. Gut gemacht ist auch, dass bei jedem der Charaktere immer dabei steht, auf welcher Position diese arbeitet. Wer es also mal etwas ruhiger angehen lassen will und wem der Background einer solchen Produktion interessiert, sollte hier auf jeden Fall reinschauen. Noch ein Wort zur deutschen Fassung: diese ist tatsĂ€chlich gelungen und wird durch die Sprecher glaubwĂŒrdig transportiert. Bitte hört auch da mal rein.
wir danken KSM Anime fĂŒr das Rezensionsexemplar
- Genre: Comedy
- Entstehungsjahr: 2014
- Typ: Serie
- Regie: Tsutomu Mizushima
- Charakterdesign: Kanami Sekiguchi
zur DVD/Blu Ray
- Sprachen: japanisch, deutsch DD 2.0/DTS HD MA 2.0
- Untertitel: deutsch
- Extras: Alternatives Opening, Alternative Endings, Trailer, Bildergalerie