SONIC der Igel hat eine nicht gerade einfache Geschichte. Erdacht wurde er damals von SEGA, um dem etwas dickbäuchigen Klempner Mario Paroli zu bieten. So kam es, dass der Mega Drive als die erfolgreichste Konsole von SEGA am Markt platziert werden konnte, maßgeblich an dem Erfolg war natürlich SONIC beteiligt. Er sollte die schnelle und coole Alternative zu Nintendos Mario sein, eine neue und andere Zielgruppe erschließen. Doch einige Jahre und viele SONIC- Games später, sah es um SEGA nicht mehr so rosig aus. Erschien SONIC the Hedgehog damals noch exklusiv auf den eigenen Heimkonsolen, war mit dem Tod von SEGA´s Dreamcast dieser Bonus verflossen. Seit dem darf der blaue Igel auch auf anderen Konsolen sein Unwesen treiben, leider nicht immer mit Erfolg. Mit Grauen erinnern wir uns noch an „SONIC the Hedgehog“ für PS3 und Xbox 360, einem auf Realismus getrimmten Game mit extremen Bugs und fiesen Bildeinbrüchen, das war einer der schlimmsten Tiefpunkte in der Geschichte des Igels.
Mit neuen und frischen Ideen wollte man den blauen Flitzer wird flott machen, scheiterte aber meist an den eigenen Zielen, das betraf vor allem die 3D Ableger. Besonderen Glanz erfuhr die Serie durch SONIC Generation, ein Jubiläumsspiel in dem beide blauen Igel vertreten waren, jener aus der Mega Drive Zeit und der neue, cooler SONIC aus den 3D Spielen.
Mit SONIC Lost World will nun Team SONIC weiter auf dieser Erfolgswelle surfen und spendierte der Wii U und auch dem 3DS einen weiteren Exklusivtitel für Nintendo.
Dr. Eggman plus sechs
Die Story rund um das neue Abenteuer ist recht schnell erzählt. Wieder einmal verfolgt Dr. Eggman den perfiden Plan, die Welt für seine Zwecke auszubeuten. Dafür benötigt er nicht nur die Heimischen Tiere für seine Maschinen, sondern auch die Energie des Planeten. Doch wie immer macht ihm SONIC einen Strich durch die Rechnung, Damit das nicht mehr passiert besorgt sich der dicke Wiedersacher einfach Hilfe: die schrecklichen Sechs.
Bei diesen Wesen handelt sich um sechs finstere und auch seltsam aussehende Monster, welche jeder für sich, eine besondere Fähigkeit mitbringt. Diese Fähigkeiten möchte sich Eggman zu Nutze machen, um sein Ziel zu erreichen.
Bei einem seiner Kreuzzüge kommt dem Doc wieder einmal der blaue Igel und dessen Freund und Helfer Tails dazwischen. Allerdings gelingt es Eggman die beiden Abzuschießen, beide erleiden mit ihren bekannten Flugzeug eine Bruchlandung auf dem so genannten Lost Hex. An diesem Ort ist nichts mehr so wie man es kennt, fast alle physikalischen Gesetze gelten nicht mehr, allen voran: die Schwerkraft. Hier kann SONIC an Wänden und Decken gehen und hebelt so alle Gesetze der Schwerkraft aus.
ungeliebte Partnerschaft
Während Tails mit der Reparatur des Flugzeugs beschäftigt ist, muss sich der Rennigel Dr. Eggman stellen. Dieser benutzt die schrecklichen Sechs für seine Ziele, bis der Igel ihm, das für die Kontrolle der Wesen gehörige Gerät aus der Hand feuert. Jetzt haben beide ein Problem, denn kurz nach dem Verlust des Kontrollgerätes, stellen sich die Monster gegen ihren Anführer und gehen ihren eigenen Weg. Deren Pläne entsprechen nicht einmal ansatzweise denen des Doktors, sie sind viel Schlimmer, sie wollen nämlich die Welt zerstören. Dazu wollen sie die Energie aus den Pflanzen und Lebewesen saugen und dafür, die von Eggman entwickelte Maschine dafür benutzen. Wissend, dass sie Instabil arbeitet und die Welt zerstören kann, legen sie Sechs den Hebel um.
Jetzt müssen, der einstige Gegenspieler, SONIC und Tails zusammenarbeiten, um eben diese Katastrophe zu verhindern, dazu schwingt ihr euch als SONIC durch die seltsamsten Welten. Einige erinnern doch sehr stark an die Green Hill Zone aus den vorhergehenden Spielen, wieder andere sind mit Eis und Schnee bedeckt oder bestehen gänzlich aus Süßigkeiten.
gut abgekupfert
Doch diesmal seid ihr nicht bei einem Sidescroller, sondern einem echten 3D SONIC unterwegs, nur mit einem Unterschied zu anderen Teilen, ihr hechtet von Plattform zu Plattform, egal ob lang gezogen oval oder einfach nur Rund. Aber Moment, kennen wir das nicht?
Ja, dieses ähnliche Spielprinzip kennen wir so schon von einem großen Vorbild für Wii, Super Mario Galaxy. Die Entwickler und Spieldesigner haben sich beim neuen SONIC ordentlich von Nintendos Vorzeigeheld, inspirieren lassen und etwas Ähnliches geschaffen.
So kann es sein, dass euch viele Elemente im Spiel stark an Mario Galaxy erinnern, dazu gibt es wenig aus SONIC Colours, denn die Farbenergien sind wieder da und wurden sogar erweitert. Bohrt euch durch das Erdreich, katapultiert euch als Rakete auf neue Ebenen und überfliegt als Adler die verschiedenste Levelabschnitte.
Das soll es aber mit neuen Spielmechaniken noch nicht gewesen sein, denn Wände und Decken dürfen genau so begangen werden wie der Boden unter euch.
Steuerungsoverload
Damit der blaue Igel all diese wundervollen Sachen überhaupt bewerkstelligen kann, muss er natürlich den Befehl von euch dafür bekommen. Dabei ist das Springen, der Wirbelsprint (ZL-Taste) und Laufen noch das Einfachste. Interessanter wird es dann wenn man schneller laufen möchte, dazu muss man beim Laufen noch die ZR- Taste drücken, dann wird aus dem müden Getrabe, ein echter Sprint.
Gegner werden automatisch anvisiert, drückt beim dann die A-Taste erledigt SONIC alle anvisierten Gegner nach und nach, leider scheint das nicht immer zuverlässig zu funktionieren. Doch alle Gegner lass sich so eh nicht besiegen, dafür gibt es den Sprung mit der Stampfattacke, dazu müsst ihr Springen und im Sprung die X/Y- Taste drücken. Dazu kommt dann noch Farbenenergie, welche ihr über die Wisp-Symbole auf dem Touchscreen des Gamepads aktivieren könnt. In einigen der Level müsst ihr fast alle die Aktionen ausführen, um bis zum Ende durchzustehen, sonst sterbt ihr schnell den Igel-Tod.
frisches und buntes Leveldesign
Auch wenn sich der neue Titel aus dem SONIC-Universum viel bei Mario abgeschaut hat, beherbergt er doch ein paar schöne Ideen. Zum einen das Leveldesign, so wechselt ihr in vielen der Level einfach mal von einer 3D Perspektive in eine zweidimensionale Ansicht und spielt plötzlich einen, zugegeben gewöhnungsbedürftigen, Sidescroller. Dabei erstrahlen die Welten stets bunt, sind recht verspielt und beherbergen oft viele Details, gerade wenn Früchte in eine Art Propeller rollen, um dann als Saftfontäne gen Himmel zu steigen. Auf diesen Fontänen rutscht ihr dann zum nächsten Levelabschnitt, hört sich nicht nur schön an, es sieht auch schön aus.
Natürlich sind auch wieder Passagen dabei, in denen ihr auf Schienen grinded um voran zu kommen, auch an die Sprungfedern wurde wieder gedacht: hier hat man allerdings dann noch das Gefühl, sich bei Donkey Kong Country bedient zu haben. Alles in allem wurde das Leveldesign so gestaltet, dass ihr mehr freie Fahrt für schnelle Sprints habt um auch der Geschwindigkeit des Igels Rechnung zu tragen. Leider passiert es allerdings das, bei all der schönen Grafikpracht, auch mal die Bildwiederholungsrate ein wenig einbricht und ihr plötzlich einen Sprung ins leere macht- ärgerlich.
Sonst leistet sich das Spiel, abgesehen von einer manchmal ungünstig platzierten Kamera, keine grafischen Schwächen, knackig scharf und flüssig kommt es daher. Sicherlich sind einige Levelabschnitte etwas Detailarm, dafür sind andere wieder vollgestopft mit tollen Details.
der Ton macht die Musik
Zur Soundkulisse muss man nicht so viel sagen, die Level werden von passenden Melodien untermalt, einige haben ein wenig Ohrwurmqualität, andere wiederrum nicht, gehen aber auch nicht auf die Nerven. Interessant und auch gut, finden wir hingegen, das man sich bei SEGA Gedanken gemacht hat, die Protagonisten haben alle ihre Synchronstimme bekommen, welche sie schon in der letzten TV Serie und auch in SONIC Generations hatten. Zusätzlich wird das Geschehen, inkl. der Zwischensequenzen, mit Untertiteln versehen. Das die Dialoge auch hin und wieder ein leichtes Fremdschämen auslösen können, war uns schon bekannt, sind sie doch auf eine junge Zielgruppe zugeschnitten.
Multiplayer ohne online…oder doch
Natürlich darf auch der Multiplayerteil nicht fehlen, leider fällt dieser etwas Ideenarm aus. Außer dem 2 Speiler VS Rennen gibt es nicht viel mehr zu entdecken. Diese Rennen spielt ihr zu zweit an einem Bildschirm bzw. einer am Gamepad, der andere via Nunchuk am TV Bildschirm. Einzig eine Online-Bestenliste und die Option Gegenstände über das Miiverse zu Senden gesellen sich noch dazu.
zwei Versionen und doch eine
Natürlich haben wir uns auch die 3DS Version des Spiels genau angeschaut, sie behandelt zwar die gleiche Story aber ist sie doch etwas anders. Die Level gleichen sich auf Grund der begrenzten Hardwarepower kaum, sind aber ähnlich gestaltet. Nur der Spielfluss ist auf Grund der vielen Abblendungen im Spiel, für den nächsten Levelabschnitt, etwas gestört. Die Optik der 3DS Version ist auf jeden Fall ok, nur die Zwischensequenzen sehen aus wie vom großen Vorbild runter skaliert. Das sieht man leider sehr stark und trübt den Sehgenuss gewaltig. Auch hier gibt es im Spiel leichte Framerate-Einbrüche, interessanter wird es da schon, wenn man den 3D Modus einschaltet, dann ruckelt das Spiel noch einmal deutlich mehr und macht es an einigen Passagen fast unspielbar.
Sonst gibt es auch hier einen interessanten Multiplayer, den man mit bis zu vier Spielern gleichzeitig bestreiten kann. Hier habt ihr sogar die Wahl ob ihr Online, Lokal oder als Downloadspiel im VS Modus gegeneiander antreten möchtet.
Leider geht die Steuerung, im Vergleich zur Wii U Fassung, nicht so gut von der Hand. Zwar sind alle Button gut belegt und machen Sinn, doch oft reagiert SONIC bei Bewegungen so schwammig, dass man mal schnell einfach dem Heldentod erliegt. Sonst spielt sich die 3DS Fassung ähnlich wie der Wii U Ableger, zumal es das erste 3D SONIC für einen Handheld ist.
Fazit
SONIC Lost World ist ein gutes SONIC Game, es ist auch eines der besten 3D Ableger des blauen Igels. Doch der große Wurf ist SEGA damit leider nicht gelungen. Das Spiel ist bunt, teilweise recht knackig aber die Endgegner zu leicht. Die Geschwindigkeit stimmt, auch wenn man hin und wieder das Gefühl hat ausgebremst zu werden. Die Levelstruktur ist so gewählt, dass ein gutes Mittelmaß gehalten wird, das liegt vor allen an den Laufabschnitten, hier könnt ihr SONIC so richtig hetzen, wenn ihr euch traut. Dabei sehen viele der Welten, welche ihr besucht, einfach nur schön aus, andere hingegen fehlt es doch etwas an Liebe zum Detail.
Interessant ist vor allem, dass man sich, scheinbar ohne zu schämen, an Mario Galaxy und dessen Ideen orientiert hat. Lost World spielt sich sogar streckenweise fast genau so, dass muss nicht schlecht sein, lässt aber eigene Ideen nicht erkennen. Doch dann findet man sie, die coolen kleine Ideen und optischen Spielereien, gerade die Fruchtfontänen sind nicht nur cool als Transportmittel, sie sehen auch noch schön aus. Die Steuerung, wenn man die wichtigsten Sprünge und Moves drauf hat, geht recht gut von der Hand, leider nicht immer ganz präzise, führt aber nur geringfügig zu Frustmomenten.
Auch der kleine Ableger, für 3DS, kann durchaus spaßig sein, gerade Unterwegs ist die Portion SONIC genau die richtige Wahl. Auch wenn die Steuerung hier etwas schwammig ist und die Bildwiederholungsrate sehr stark schwanken kann, gerade bei eingeschalteten 3D Modi.
Die Multiplayermodi können leider nicht ganz überzeugen, ist die 3DS Fassung recht spaßig, weil man die Wahl zwischen lokalem und einem Onlinespiel hat, wirkt die Wii U Fassung etwas mager, weil man hier nur lokal an einem Bildschirm spielen kann.
Unter dem Strich hat die Wii U Fassung auf Grund von Präsentation und Spielbarkeit, die Nase vorn. So schlecht wie einige Gameportale und Fachmagazine behaupten ist das Spiel nicht und macht durchaus Spaß, es ist halt ein neuer Ansatz, auch wenn die Erwartungen die Realität killen können. Versucht euch im Spiel, wir hatten unseren Spaß und können es durchaus empfehlen.
Die 3DS Version, ist vor allem für „Nicht Wii U Besitzer“ interessant, das sie ein fast Baugleiches Spiel mit netter Optik aber einigen technischen Schwächen erhalten. Wer sich aber damit arrangiert und sich auch hier auf das Spiel einlässt, kann seinen Spaß haben. Wer beide Konsolen hat, sollte eher zur Wii U Fassung greifen.
wir danken Nintendo für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares
- Genre: Jump’n’run
- Entstehungsjahr: 2013
- Plattform: Wii U/N3DS
- Hersteller: SEGA
- Publisher: Nintendo
zum Spiel
- Sprachen: deutsch
- Untertitel: deutsch
- Spieler: 1-2/1-4 (3DS)