Splatoon


Ach wie war das schön in der Kindheit, erinnert euch mit uns. Früher haben wir mit Wasserbomben die Straßen im Sommer mit Wasser benetzt, uns gegenseitig beworfen und waren triefend nass. Doch nicht nur die gefüllten Ballons fanden ihre Fans, auch die Wasserspritzpistolen, ganz vorne dabei: der „Super Soaker“ waren wichtige Begleiter in den Sommergefechten. Dann kam bei einigen auch hin und wieder mal Farbe ins Spiel und Wasser wurde gefärbt, um den Schaden noch weiter zu vergrößern. Natürlich war es immer ein Graus, wenn die Eltern die nassen und farbenfrohen Shirts waschen durften und sie oft nicht mehr ihren originalen Farbton bekamen. Also gab es Verbote und es durfte nur noch Wasser her. Dann wurden wir älter und die Schlachten führten auf virtuelles Terrain, die Onlinegames und vor allem die Shooter wurden immer mehr gezockt. So wurden aus Wasserbomben ganze Handgranaten und aus Wasserpistolen wurden Sniper-Gewehre und Shotguns. Doch mit den Jahren wurde jeder Shooter gleich, seit einigen Jahren beschweren sich viele über die immer gleiche Verwurstung von „Call of Duty“ oder „Battlefield“. Eines haben diese Art von Games immer gemeinsam, sie sind zwar actionreich aber immer grau in grau und versuchen immer ernst zu sein.
Nun aber zurück zu den Kindheitserinnerungen, denn seit dem 29. Mai holt Nintendo diese wieder hervor und gestattet euch den reichlichen Einsatz von Farbe. Doch ihr seid nicht allein, zu viert macht es auch viel mehr Spaß. Wovon wir hier schreiben? Na, vom Third- Person- Shooter „Splatoon“. Denn ab jetzt dürft ihr euch wieder wie ein Kind fühlen und so richtig mit Farbe um euch hauen.

Aber drehen wir das Rad erstmal auf Anfang: als Nintendo den Titel das erste Mal vorstellte, waren alle erst einmal skeptisch. In Farbe tauchen, Flächen einfärben und Tintenfische? Auch die Betonung auf absolutes Onlinegaming war erstmal seltsam, gerade weil es von Big N kam. Doch einige Zeit später wurde nicht nur das Interesse an dem Titel größer, sondern es wurde sogar verkündet einen Singleplayermodus mit in das Spiel zu integrieren. Genau bei diesem Fangen wir einfach mal an.

Kurz aber mega kreativ
Nach dem Start des Spiels dürft ihr erst einmal euer Geschlecht, und auch das Aussehen eures Charakters bestimmen. Allerdings beschränkt sich das nur auf Haut und Augenfarbe. Danach seid ihr in einer Art Lobby (erinnert ein wenig an die MiiPlaza auf der Wii U), ihr findet euch auf einem Straßenzug wieder, einem Vorplatz mitten in Inkopolis und könnt Läden besuchen in denen ihr auch etwas kaufen könnt, dazu aber später mehr. Oder ihr begebt euch zu einem alten Herren, welcher durch einen Gullideckel schaut und verschwindet. Folgt ihr diesen seltsamen Einwohner, landet ihr im Okto-Distrikt, hier werdet ihr von dem „Alten“ Kuddelfisch rekrutiert und müsst im Untergrund gegen die Oktarianer kämpfen, denn sie haben die Energiespender der Stadt entführt, die Elektrowelse. Eure Aufgabe ist es nun die Elektrowelse zurück zu holen und Inkopolis wieder mit Strom zu versorgen. Dazu kämpft ihr euch durch verschiedene Level in, insgesamt fünf unterschiedlichen Arealen. In jedem Areal findet ihr, wenn ihr in den Levels alle Elektrowelse gefunden habt, einen Endgegner dem ihr euch stellen müsst. Doch bis dahin kann es auch mal ein wenig holprig werden, denn ihr müsst in den Unterschiedlichen Level clever vorgehen und dürft nicht einfach drauf los ballern. Oft geht es eher darum bestimmte Areale zu bewältigen in dem ihr euch überlegt wie ihr weiter kommt. So kann es sein, dass ihr Farbe an Wänden verspritzt, um dann an ihnen entlang zu schwimmen. Oder aber ihr verschießt Farbe auf Schwämme, diese Saugen sich dann voll und wachsen, leider schrumpft das Gegenfeuer euer Gegner den Schwamm wieder und ihr könnt auch mal schnell in der Tiefe landen. Allerdings sind eure Gegner bei genauer Betrachtung kaum Furcht einflößend, eher die Angst vor dem Fehltritt, lässt euch immer wieder Fehler begehen und man springt oder flutscht mal über sein Ziel hinaus. Die Endgegner hingegen wollen durchschaut werden, denn jeder hat verschiede Angriffssequenzen  und kann nur mit bestimmten Mitteln bekämpft werden. Habt ihr die Muster erkannt und könnt sie nutzen, dürft ihr euch auf die Schwachstelle eures Gegners kümmern und dann ist er auch recht schnell nur noch ein Farbball, der dann mit einem großen Knall zerplatzt. Als Hilfe bekommt ihr auf dem Weg diverse Upgrades oder neue Waffen spendiert. Gerade Farbgranaten und Haftminen sind da die besten Highlights und sollen euch beim Kampf helfen.Es gibt auch noch zusätzliche amiibo Figuren, drei an der Zahl, diese schalten neue Missionen in schon bestrittenen Leveln frei. Bestreitet einige Missionen in einem bestimmten Zeitlimit, bekämpft die Gegner mit einem Tintenroller oder gleitet als Tintenfisch durch die Welt. Habt ihr alle Aufgaben bestritten, warten besondere Kleidungsstücke auf euch.

Doch die Kampagne stellt bei Splatoon nicht das Herzstück dar, denn das Spiel ist auf Onlinematches ausgelegt. Dazu treten die Spieler in vier gegen vier Wettstreits an. Natürlich dürft ihr euch in viele unterschiedliche Spielmodi stürzen. Zum Einen wäre der klassische Revierkampf, hier geht es tatsächlich darum, so viel Farbe auf der Map zu verteilen wie es nur geht. Ja ihr lest richtig, Farbe verteilen, denn es geht im Spiel tatsächlich in erster Linie nicht darum eure Gegner zu erledigen, sondern mehr Fläche einzufärben als die gegnerische Mannschaft. Der Clou, ihr könnt durch eure eigene Farbe tauchen und so eure Gegner überraschen bzw. auch auf der Lauer liegen, um bestimmte Areale zu verteidigen.
Das sorgt allein schon für viel Spannung, gerade weil eine Map-Rotation stattfindet und man sich auch umstellen muss. Wieso? Weil ihr vorher schon eure Waffe wählt und sie dann im Spiel nicht mehr wechseln könnt.
Zum Revierkampf gesellt sich noch der Rangkampf, in diesem Modus geht es darum bestimmte Areale auf den Karten mit eurem Team zu erobern und für eine Gewisse Zeit zu verteidigen. Je nach Karte, kann das ein Areal sein oder auch mehrere, gelingt euch due erfolgreiche Verteidigung, gewinnt das Team in einem KO Verfahren und ihr steigt mit der Zeit im Rang auf (angefangen bei C-). Doch nicht jeder Sieg hilft sofort beim Aufstieg, ihr müsst erst einmal eine bestimmte Anzahl an Punkten Sammeln bevor es los geht und der Rangaufstieg möglich ist. Jedes gewonnene Match bringt euch 20 Rangpunkte, jedes verlorene Match nimmt euch allerding auch wieder 10 Rangpunkte.
Doch damit nicht genug, im Rangkampfmodi gibt es zusätzlich seit 2. Juli 2015 den Modi „Turm Kommando“. Wie das funktioniert ist ganz einfach, auf der Karte ist in der Mitte ein Turm platziert, den mindestens einer aus den zwei Teams erobern muss, danach bewegt sich dieser in Richtung Heimatbasis und die Teammitglieder müssen ihn verteidigen. Wird er von der Gegnerischen Mannschaft erobert, fährt er auf die andere Seite. Auf diese Weise entsteht eine extreme Dynamik und man ist ständig damit beschäftigt den Turm einzunehmen bzw. zu verteidigen.
Damit es euch in den Onlineschlachten nicht wegfegt, könnt ihr euch in Inkopolis mit Kleidung und Waffen versorgen. Dazu verdient ihr Geld in den Matches und löst dieses dann ein, um euch neues Equipment kaufen zu können. Doch die Shirts, Kopfbedeckungen oder die Schuhe sind nicht einfach nur eine optische Veränderung, viel mehr beeinflussen sie eure Stärke, Zähigkeit, Abwehr, die Zeit bis zur Wiederkehr nach einem Tod oder eure Geschwindigkeit. Diese Merkmale werden symbolisch dargestellt und sollen euch helfen, eure Zusammenstellung zu finden. Je höher ihr in eurem Level steigt und je mehr Geld ihr für die Klamotten ausgebt, desto mehr Merkmale könnt ihr freischalten. Das geschieht ab einer gewissen Punktgrenze, diese Punkte sammelt ihr bei jedem Match, es sind jene, die ihr auch als Geld bekommt. Bei den Waffen könnt ihr aus offensiven Waffen wie Platscher, Doppelplatscher, Juniorkleckser, Kleckser oder gar eine Art Scharfschützen-Gewehr und natürlich verschiedene Rollervarianten wählen. All diese Waffen haben verschiedene Vor- und Nachteile, die einen haben eine geringe Reichweite aber mehr Durchschlagskraft, andere hingegen sind schwer und langsam, machen aber ordentlich Druck. Die Wahl der Waffe hat also auch sehr starken Einfluss auf euren Spielstil. Doch zur primären Waffenfunktion gesellen sich auch sekundäre Waffen und eine Spezialwaffe, welche durch das einfärben des Feldes aufgeladen wird. Da sind zum einen die Granaten oder gar Haftbomben und zum Anderen solche Dinge wie ein Farbstrudel, Tintzooka und auch Radarwellen. Bei einigen Waffen gibt es sogar eine Schutzschild, welches euch für eine Gewisse Zeit vor Angriffen aller Art schützt. Alle diese Dinge verleihen dem Spiel eine extrem strategische Komponente und ihr müsst immer entscheiden, wie ihr wann, was macht.
Zu diesen Onlinematches, soll es zusätzlich noch in größeren Abständen, Splatfeste geben, hier können sich die Spieler in eines von zwei Teams eintragen und an den Splatfest-Matches teilnehmen, so Punkte sammeln und eventuell den Gruppensieg erringen. Für Siege gibt es dann seltsam aussehende Muscheln, diese könnt ihr dann einsetzen, um weitere Felder für eure Ausrüstung freizuschalten. Das bringt euch dann weitere Verbesserungsmöglichkeiten.
Das klingt alles viel und durcheinander, auch die Tatsache wann, zu welcher Uhrzeit welche Maps verfügbar sind ist wichtig. Denn es gibt immer eine Auswahl, die im Wechsel alle vier Stunden durchgängig gespielt werden. Darüber und über weitere Events, informieren euch die zwei Reporterinnen Lemone und Aioli in ihrer kleinen Show. Auch neue Waffen werden hier vorgestellt.

Grafik zweckmäßig aber Farbe fließt super
Die grafische Seite des Spiels ist sicherlich als zweckmäßig bis ok einzustufen, wobei es immer wieder Momente gibt, wo das Spiel auch richtig hübsch aussieht (gerade Fensterscheiben sehen extrem gut aus). Doch es gibt auch die Schattenseiten, viele Sachen abseits der Action und auch die Böden sehen leider etwas matschig aus und sind daher nicht immer schön anzusehen. Auf die Ferne gibt es teils starke Treppchenbildung, hier hätten wir uns mehr gewünscht. Ganz anders sieht es da mit der Tinte aus, sie glänzt im Sonnenlicht und fließt physikalisch korrekt von der Wand und Bildet schöne Pfützen auf dem Boden. Das Farbenspiel ist einfach zu schön. Die Figuren und Protagonisten sind allesamt mit viel Witz und Liebe zum Detail gestaltet. Auch der Effekt, wenn der Inkling sich in einen Tintenfisch und zurück verwandelt ist sehr schön anzusehen, hier haben sich die Entwickler sehr viel Mühe gegeben.
Die Untermalung mit Geräuschen und Musik ist passend und klingt ein wenig seltsam, einige Titel klingen anfangs nervig, drehen sich aber fies in euer Ohr und setzen sich dort fest. Die Musikstücke sind inklig Popmusik-lastig und klingen, sagen wir mal, gewöhnungsbedürftig. Allerdings untermalen sie das Geschehen sehr gut und passen auch extrem gut zu dem Stil des Spiels. Eine Sprachausgabe gibt es nur in inklisch und wird mit deutschen Bildschirmtexten übersetzt, es gibt also mal wieder ordentlich zu lesen.

Moderne Online Extras…Fehlanzeige?!
Ein Extra, was sich viele Spieler wünschen ist ein Voice-Chat, denn so kann man mit seinen Kameraden auch viel strategischer ins Gefecht ziehen, leider fehlt diese Funktion (noch?). Stattdessen könnt ihr mit den Pfeiltasten einfachste Auswürfe projizieren: „COOL“ und „zu MIR“ sind da die beiden Auswahlmöglichkeiten. Allerdings könnt ihr euch mit einem Fingertipp auf die Karte, zu euren Teammitgliedern katapultieren und so wieder direkt ins das Geschehen eingreifen.
Leider ist es auch nicht möglich, wie in Mario Kart 8, die Gefechte aufzuzeichnen und auf Youtube zu teilen, das finden wir sehr schade, hat es doch in MK8 so gut funktioniert.

Ergänzend bleibt noch zu sagen, das es einen lokalen Mehrspielerpart gibt, das „Duell Dojo“, allerdings gibt es keinen Splitscreen. Einer darf am Pad spielen, der andere am großen TV Bildschirm. In diesem Modus duelliert ihr euch zu zweit und könnt so trainieren, leider auf lange Sicht, nicht so erstrebenswert.

Fazit
Eine völlig neue IP von Nintendo und wir wissen heute, es hat sich scheinbar gelohnt. Klar, es ist ein Third Person Shooter aber es geht weniger um Kills als vielmehr um das Einfärben der Map. Das lässt das Spielprinzip extrem frisch erscheinen und es fühlt sich auch so an. Am Anfang mag man auch den Eindruck haben, dass alles etwas drunter und drüber geht, doch ist man erstmal dabei, geht der Rest von der Hand. Die vier gegen vier Matches gestalten sich mit der Zeit als extrem strategisch und Freude und Frust, liegen sehr nahe bei einander. Genau das macht den Reiz von Splatoon aus und fesselt einen immer wieder die magischen drei Minuten vor den TV-Bildschirm. So summieren sich dann diese Minuten auch zu Stunden und man merkt, die Tintensucht hat zugeschlagen. Diese Faktoren täuschen zwar nicht über die technischen Schwächen hinweg, lassen sie aber stark verblassen und man hat einfach nur noch Spaß. Du hast eine Wii U, dann solltest du kaufen!!

 

wir danken Nintendo für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares

 

  • Genre: 3rd Person Shooter/Action
  • Entstehungsjahr: 2015
  • Plattform: Wii U
  • Hersteller: Nintendo
  • Publisher: Nintendo

zum Spiel

  • Sprachen: –
  • Untertitel: deutsch
  • Spieler: 1-2 (lokal)/ 1-8 (online)

Splatoon

8.4

Gesamtwertung

8.4/10

Pro

  • cooler Singleplayer...
  • fühlt sich neu an
  • knackige Onlinematches

Kontra

  • ... der leider sehr kurz ist
  • Grafik teilweise eher Zweckmäßig

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