Abtauchen in Astral Chain



Wer den Namen Platinum Games liest oder hört denkt sicherlich erstmal an Bayonetta, Vanquish, Wonderful 101 oder gar Nier: Automata. Das alles ist auch korrekt, schließlich hat sich Platinum Games in den letzten Jahren durchaus einen Namen gemacht und sich neben der oben genannten Titel natürlich auch an weiteren Spielen für die unterschiedlichsten Plattformen beteiligt gewesen. Seit Ende August 2019 dürft ihr euch nun auf der Switch in ein völlig neues Abenteuer stürzen und diesmal seid ihr dabei nicht ganz allein. Klar in Bayonetta drehte sich ja alles um die Namensgebende Umbrahexe aber die völlig übertriebenen Kampfmechaniken in Verbindung mit den durchgeknallten Gegnern. In dem neuen Titel wird es auch wieder etwas mystischer und das ist sogar der Aufhänger der Geschichte. Doch ob Platinum Games hier wieder ein Feuerwerk an Kreativität zünden, werden wir im Verlauf genauer klären.

Die Menschheit bald am Ende?
Wir schreiben das Jahr 2078 und die Menschen haben sich nicht nur stark dezimiert, sondern sind sogar vom Aussterben bedroht. Die letzten Menschen haben sich zusammengetan und leben in einer Megacity, welche sie Ark nennen. Doch diese Megacity ist nicht auf dem Festland, es ist eher so, dass es sich um eine Insel handelt. Das Ziel war es, sich vor der Gefahr aus der Astralebene zu schütze, denn seit einiger Zeit sieht sich die Menschheit den Angriffen der Chimären ausgesetzt. Die Stadt gilt als die letzte Bastion und man erhoffte sich hier mehr Sicherheit, doch nach einer gewissen Zeit werden auch hier die ersten Menschen entführt, auch das Verteilen der sogenannten „roten Materie“ nimmt zu. Diese Substanz zerstört nicht nur die Erde, sondern korrumpiert die Menschen und verwandelt sie langsam aber sicher, sofern man nichts dagegen unternimmt, in seelenlose Wesen bzw. Chimären.

Daher wurde eine spezielle Polizeitruppe ins Leben gerufen, die Neuron, sie sollen den Kampf gegen die Wesen aus der Astralebene aufnehmen. Damit sie diese Wesen auch sehen und vor allem bekämpfen können sind sie selbst mit einer Chimäre unterwegs. Denn die Menschen haben es geschafft sich einige Wesen dienbar zu machen, diese werden „Legionen“ genannt und sind über eine sogenannte Astralkette mit dem Nutzer verbunden. Nur mit den Legionen können die Neuron auch die Portale, rote Materie und die Chimären sehen.

Doch die neue Einheit innerhalb der Polizei, hat natürlich nicht so viele Freunde, weil sie die normalen Einsatzkräfte nicht etwas benachteiligt fühlen, schließlich können sie ohne diese Hilfsmittel nichts ausrichten.

Der Spieler hat es in der Hand
Ab hier habt ihr es als Spieler in der Hand, denn ihr dürft euch euren Charakter gestalten. Erstmal dürft ihr das Geschlecht wählen, habt ihr das getan geht es an die Details. So gestaltet ihr eure Hautfarbe, eure Auegenfarbe, dürft eure Haarpracht wählen und auch hier die Farbe bestimmen. Damit seid ihr nu bereit für euren ersten Einsatz, mit dem Motorrad geht es nun die Straße entlang zum Einsatzort und hier wartet auch gleich das Chaos, denn es gibt viele verletzte, welche ihr erst einmal versorgen müsst, doch es ist einfach nicht auszumachen. Ihr selbst spielt einen der stummen Protagonisten Geschwister (je nach dem welches Geschlecht ihr gewählt habt) und werden von Neuron als Legionräger ausgewählt, nur der Vater der beiden Geschwister ist, selbst bei Beuron, ist davon nicht wirklich begeistert.

Kaum die Legion mit euch über die Astralkette verbunden, winkt nun auch schon der erste Kampf und ihr werdet schon mal an das Kampfsystem herangeführt, denn schließlich müsst ihr mit der rechten Schultertaste (ZR) attackieren und so den Chimären den gar ausmachen. Damit ihr selbst aber nicht zu viel Schaden nehmt, müsst ihr im Kampf mit dem „B“ Button ausweichen und das könnt ihr entweder nach links, recht oder rückwärts. So entgeht ihr den meisten Schlägen der Kämpfe, welche in Echtzeit stattfinden. Doch ihr kämpft nicht allein, eure Legion greift in einem bestimmten Zeitfenster, welches aus dem Bildschirm angezeigt wird, mit euch mit. Ihr könnt die Gegner anvisieren und eure Astral-Partner wird den Gegner auch attackieren. Das coole dabei, die Angriffe lassen sich durch die Kette und durch bestimmte Aktionen sogar kombinieren und somit verstärken. Ihr könnt zum Beispiel den Chimären mit eurer Astralkette festsetzen und somit im Gemenge etwas Zeit gewinnen, denn die Legion lässt sich mit dem linken Analogstick im Schlachtfeld bewegen und da sie die Kette dran hat, könnt ihr eure Gegner eine gewisse Zeit einwickeln und direkt bekämpfen. Aber auch der Synch- Angriff ist wichtig, denn in bestimmten Situationen ist ein synchroner Angriff mit der Legion möglich. Ist euer Gegner zu dem geschwächt, kann man ihn mit dem richtigen Timing und einem Knopfdruck auf „A“, den Kern herausreißen und so die Energie wieder auffüllen und dafür sorgen, dass euer Astralpartner länger in der Realität verweilen und kämpfen kann

Natürlich wir euer erster unfreiwilliger Auftrag mit Erfolg zu ende gebracht und ihr seid nun ein vollwertiges Mitglied der Neuron. Im Hauptquartier angekommen, ist euer Bruder oder Schwester, nicht mehr so gut auf euch zu sprechen, denn einer von euch ist schließlich leer ausgegangen. Dieser kleine Zwist wird später noch ein Story Bestandteil. Doch erst einmal geht es zum Trainingsraum, hier lernt ihr neue weitere Angriffstechniken mit eurer Legion und werdet von dem Polizeimaskottchen, einem Hund, durch die Station geführt. Diese Führung mutet tatsächlich etwas seltsam an, ist aber ganz witzig. Bald darauf geht es auch zu einem neuen Auftrag.

Spurensuche
Mit dem Fluggleiter geht es wieder in die Innenstadt der Ark, hier haben sich wohl wieder Portale geöffnet und es sind Einwohner verschwunden, hier seid ihr nun dran und müsst euch auf Spurensuche begeben. Dafür habt ihr einen Speziellen „Blick“, dass IRIS (Integriertes Realitäts-Imaging-System), mit diesem System könnt ihr versteckte Hinweise entdecken und so auf Spurensuche gehen. Selbst das Belauschen von Personen ist mit Hilfe der Legion möglich aber auch das Heilen von Personen und das Aufsammeln von roter Materie ist gut und hilft euch eure „Waffe“ länger in der Menschenwelt zu belassen.

Natürlich müsst ihr nun selbst in die Astralebene abtauchen und das Portal durchschreiten und hier bereinig ihr natürlich auch, doch die Kämpfe werden auch hier immer wieder euer Können abfragen. Gerade die Zwischengegner und Endgegner sind tatsächlich eine Herausforderung. Leier läuft hier nicht alles nach Plan, denn der Trupp, welcher euch beim Kampf unterstützt bekommt massive Probleme und ihr werden später der einzige sein, der überhaupt noch eine Legion bei sich führt.

Vielfalt und Potentiale
Mit zunehmendem Voranschreiten der Geschichte erhaltet ihr noch mehr Legionen, einige haben Schlagstöcker, andere sind eher wie ein Schwert und selbst Bogenschützen sind dabei. Diese Kombination wird in den späteren Abschnitten noch wichtig, denn es werden für viele Herausforderungen verschiede Waffen benötigt und auch oft kombiniert. Vor allem um bei Gegner Schilde durchbrechen müssen die Attacken kombiniert werden. Auf diese Weise legt ihr, vor allem in der Astralebene (diese ist oft karg und rötlich), die Wege frei oder müsst Gegner bekämpfen, welche auch durch weitere Chimären durch ein „Kraftband“ unterstützt werden. Ja, sogar als Transportmittel kann man seine Mitstreiter benutzen, denn durch die Kette kann man die Legion auf einen weiter entfernten Vorsprung schicken und sich dann hinterherziehen lassen.

Damit sich eure Legion weiter entwickeln kann, müsst ihr im Leveltree sogenannte Gencodes (diese lassen die Chimären nach dem Kampf fallen) einsetzen, um Angriffskraft und Verteidigung zu verbessern. Selbst die eine leichte optische Anpassung eurer Legion ist möglich.

Storymodus kooperativ
Interessant bei Astral Chain, der komplette Storymode lässt sich auch kooperativ an einem Bildschirm bestreiten. Dabei steuert einer den Hauptcharakter durch die Welt und der zweite Spieler nimmt sozusagen das Ende der Zügel in die Hand und steuert die Legion. So kann man die Kämpfe tatsächlich noch etwas bequemer bestreiten, leider gibt es einen großen Haken: der Zwei- Spieler Modus lässt sich nur mit den kleinen Joycons spielen. Wieso es nicht die Möglichkeit gibt, die Pro Controller zu nutzen, verstehen wohl nur die Entwickler.

Kleinigkeiten
Wer allerdings die krassen Bewegungen und Angriffe aus Bayonetta sucht, wird hier wohl nicht fündig werden. Denn im Grunde ist das Kampfsystem zwar recht flüssig aber nicht so übertrieben wie bei der Umbra- Hexe aus dem gleichen Studio. Was die beiden Spiele aber gemeinsam haben ist das Wertungssystem am Ende jedes Levelabschnittes. Ihr bekommt also wieder punkte für eure Kämpfe, Aktion und die Zeit. Sonst ist Astral Chain aber eher ein recht bodenständiges Action- Spiel mit interessantem Setting.

optisch naja aber technisch gut
Astral Chain ist ein Switch- exklusiver Titel und somit natürlich auf die Hardware der Konsole ausgelegt. So ist es zumindest interessant, dass ihr oft sehr schöne verwinkelte Straßenzüge mit viel Beleuchtung, Bewegung, Reflektionen und Leben darin geboten bekommt. Selbst die Dachszene auf dem Polizeihauptgebäude weiß, vor allem nachts, optisch durchaus zu begeistern. So gesehen wirkt das Spiel durchaus wie ein Wunder, denn auch Kämpfe sehen gut aus und laufen sehr flüssig ab. Dann schaut man allerdings hier und da mal genauer hin und sollte das eventuell auch nicht überall tun. Denn in den Einkaufspassagen der Ark winken hinter den Fenstern matschige Ladentapeten und auch Boden- und Wandtexturen sind eher ein matschiger Brei. Das trifft jetzt nicht auf alles zu aber es gibt Elemente wo man sieht, dass hier am Detailgrad stark gespart wurde oder die Auflösung drastisch reduziert wurde. Daher sind Treppchenbildung und kleinere Clippingfehler leider immer wieder zu beobachten. Allerdings wird auch viel durch Dither- Effekten an Leistung gewonnen, gerade bei Gesprächen wird so der Hintergrund unscharf gezeichnet. Trotzdem macht Astral Chain unter dem Strich eine durchaus gute Figur, weil die Kulisse begeistert, alles Flüssig läuft und stimmig ist.

Unschön ist trotzdem die Tatsache, dass es bei einigen Szenarien unsichtbare Wände gibt. Man kann z. B. nicht einfach über eine leere Straße gehen, man muss tatsächlich die Ampel benutzen. Das ist dahingehend ganz witzig, weil man Punkte verliert, wenn man bei Rot noch auf der Straße steht aber dann hätte man auch die unsichtbare Mauer um die Straße weglassen können.

Beim Sound lässt man sich nicht lumpen und leistet sich keine großen Schwächen, die Musk treibt tatsächlich und passt sich an die Situationen entsprechend an. Gerade in den Fights, kann die Musik durchaus punkten. Bei der Vertonung gibt es so nicht viel zu meckern, die japanische und englische Version steht zur Verfügung. Die englische Fassung ist gut gemacht aber leider nicht ganz mundsynchron, das stört aber kaum, weil die Gesichter nur eine leichte Gestik besitzen. Schade ist allerdings, dass es wieder keine deutsche Vertonung gibt und vor allem die Tatsache, dass der Held bzw. die Heldin immer stumm bleiben. Bei Gesprächen, wird meist nur genickt und damit muss es reichen, selbst in Wortgefechten hört und liest man vom Protagonisten leider nichts. Trotzdem ist auch hier das Gesamtbild durchaus rund.

Fazit
Platinum Games ist oft bekannt durch völlig überzeichnete Charaktere und abgedrehtes Gamesdesign, hier sind Bayonetta und Wonderful 101 gute Beispiele. Doch Astral Chain ist tatsächlich etwas anders aber trotzdem eben ein Platinum Spiel. Denn grafisch und auch spielerisch merkt man, dass man sich Gedanken gemacht hat. Leider sind bestimmte aufgaben über die Zeit einfach nur Wiederholungen, das trifft vor allem auf die Hinweissuche mit dem IRIS zu. Alle Mechaniken zahnen wirklich clever ineinander aber im fortschreitenden Verlauf wird die Spurensuche meist nur noch gemacht, weil man es halt machen muss und diese Mechanik wird auch nicht aufgelockert oder unterbrochen. Die Geschichte ist auch wieder ein Beispiel, denn sie ist durchaus interessant erzählt und bietet sogar einige Wendungen, doch nicht alle Motive und Entscheidungen sind von allen Personen wirklich sinnvoll oder gar treibend für die Geschichte. Aber die Kämpfe können begeistern, denn was am Anfang noch simpel wirkt, steigert sich mit der Zeit zu einem relativ taktischen und komplexen Kampfsystem. Leider hat die Kamera manchmal Probleme bei den Kämpfen und das sorgt hin und wieder für unübersichtliche Perspektiven. Trotz der kleinen Mängel ist Astral Chain tatsächlich eine kleine Perle unter den Switch- Spielen. Es sieht gut aus, hat schöne Effekte, coole Mechaniken und spielt sich sehr gut weg, und dass trotz einiger seltsamer Lücken in der Story. Besonders cool sind die Astrallevel, denn hier muss man später seine Legion untereinander wirklich gut kombinieren um alle Geheimnisse in der Welt zu enddecken, es gibt viele Wege, wo man einfach unterschiede angeordnete Schalter mit unterschiedlichen Waffen aktivieren muss, um überhaupt weiter zu kommen. Das weckt den Endeckerdrang und hält bei der Stange. Wer also nicht so auf das harte RPG Genre steht und Bayonetta zu abgedreht findet, sollte hier auf jeden Fall mal reinspielen.

 

wir danken Nintendo für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares

 

  • Genre: Action
  • Entstehungsjahr: 2019
  • Plattform: Switch
  • Hersteller: Platinum Games Inc.
  • Publisher: Nintendo

zum Spiel

  • Sprachen: englisch/japanisch
  • Untertitel: deutsch
  • Spieler: 1- 2 (kooperativ)

 

Astral Chain

8.3

Gesamtwertung

8.3/10

Pro

  • Grafisch beeindruckend
  • schöne Effekte
  • interessante Gechichte
  • komplexeres Kampfsystem
  • gelungene englische Fassung

Kontra

  • zum Ende wenig Abwechslung
  • Texturen oft etwas grob
  • unsichtbare Mauern

verwandte Beiträge

hinterlasse ein Kommentar

Bitte akzeptiere unsere Datenschutzbestimmungen.